Legenden d. Albae (epub)
sehen, und da machte ich mich auf die Reise. Ich dachte, dass du mich hattest reinlegen wollen.« Er lächelte ihn beschwichtigend an. »Bis mir einfiel, was du wirklich sagtest.«
Caphalor schnaubte. »Sicherlich gab es keine Möglichkeit für dich, unterwegs anzuhalten und auf mich zu warten oder sogar umzukehren und mir entgegenzureiten?«
»Es war mir zu unsicher.« Er prüfte den Speer. Die dünnen Klingen hatten sich leicht verbogen, was nur durch genaues Hinschauen erkennbar wurde, waren jedoch nicht abgerissen oder gebrochen. Es war eine Lüge der Unterirdischen, ihre Waffen als die besten hinzustellen. Die Waffen der Albae waren dem Pfusch der Bergmaden weit überlegen. »Wir hätten uns verfehlen können.« Er wies Raleeha an, seine Rüstung zu putzen. »Samusin hat uns wieder zusammengeführt. Aber ich habe noch immer nicht verstanden, weswegen du meine Sklavin entführtest.«
»Deine Ausrede ist so schlecht gelogen, dass ich beleidigt sein müsste, für wie dumm du mich hältst. Du wolltest vor mir bei dem Wesen sein«, gab Caphalor schneidend zurück. »Ein Dieb und Entführer bin ich gewiss nicht: Ich fand deine Sklavin auf deiner Fährte. Sie ist dir heimlich gefolgt, um ihren Fehler mit dem PirogandGelb wiedergutzumachen. Sie verirrte sich, und ich nahm sie mit.«
»Hast du das?«, fragte Sinthoras verwundert und wandte sich der Frau zu.
»Ja, Gebieter.« Sie hörte auf, sich die Hände am Kleid trocken zu wischen und verneigte sich tief. »Sollte Euer Leben in Gefahr geraten, würde ich meines auf der Stelle geben wollen, um Euch zu beschützen.«
Es amüsierte ihn zu hören, was sie alles auf sich genommen hatte. Er wusste um ihre törichten Gefühle für ihn, welche sie Liebe statt Schwärmerei oder Bewunderung nannte. Aber einen Marsch von dieser Länge und dieser Gefährlichkeit hätte er ihr nicht zugetraut. Die Sklavin erwies sich als stark.
»Sieh dir das an, Caphalor«, rief er aus. »Meine Sklavin folgt mir in die wildesten, gefährlichsten Gebiete abseits unserer Heimat. Blind!«
»Und läge ertrunken im Schilf, wenn ich sie nicht gerettet hätte«, vollendete sein Rivale mit einer großen Portion Schadenfreude. »Du hättest eine sehr mutige, aufopferungsvolle Sklavin verloren.«
Raleeha bedankte sich mit einer leichten Verbeugung.
»Zu gnädig von dir.« Sinthoras blickte wieder nach vorn. »Ein echter Verlust wäre es nicht gewesen, sie einzubüßen. Hattest du deinen Spaß mit ihr, zum Dank?« Er lehnte sich gegen seinen aufgestützten Speer und wollte sehen, was sein Mitreisender darauf erwiderte.
»Ich bin meiner Gemahlin immer treu, und außerdem: So hübsch und nett sie daherkommen mag, sie ist eine Menschenfrau und eine Sklavin. Dazu noch
deine
Sklavin. Das sind drei unüberwindbare Gründe, sie anzufassen oder sie auf mein Lager zu ziehen.«
Sinthoras lächelte milde. »Ich kenne einige deiner
Gestirn
-Freunde, die mit ihren Sklavinnen …«
»Das hat nichts mit unserem Auftrag zu tun, Sinthoras«, fiel ihm Caphalor maßregelnd ins Wort.
Sinthoras setzte das Sticheln fort. »Ich dachte, es sei bei den
Gestirnen
so Brauch, sich mit Minderwertigem zu vergnügen. Das liegt vermutlich daran, dass sie als Schwache keine Albinnen finden.«
Caphalor tat ihm nicht den Gefallen, auf die Schmähungen anzuspringen. »Was meintest du, als du von einem Plan sprachst, um Munumon büßen zu lassen?«
»Das wirst du sehen, sobald wir auf dem Rückweg sind.« Sinthoras sah, dass ein Nachtmahr von zwei Fflecx die Straße entlanggeführt wurde. Sie trugen zwei lange Eisenstangen mit Haken daran, die ins Zaumzeug griffen. Auf diese Weise hielten sie sich von den tödlichen Zähnen des Hengstes fern. »Welch ein Geschöpf!«, entfuhr es ihm anerkennend. »Nun, da ich ihn zum ersten Mal richtig betrachte, räume ich ein: Das ist der prächtigste Nachtmahr, den ich in meinem Leben zu sehen bekommen habe! Kein Wunder, dass du mich so rasch eingeholt hast. Woher hast du ihn?«
»Von einem verstorbenen Freund. Ein Geschenk.« Mehr verriet Caphalor nicht, aber er sah erleichtert aus. Vielleicht hatte er insgeheim damit gerechnet, dass man das Tier getötet hatte. »Wo ist deiner?«
»Er starb im Kampf gegen den Wuzack.« Sinthoras steckte den Speer zusammen und arretierte die Stücke.
»Dann wirst du laufen müssen«, beschloss Caphalor nicht ohne Genugtuung in der Stimme. »Sardaî erkennt niemanden an außer mir. Zwei Reiter, das wird nicht klappen.«
Die schwarzhäutigen Fflecx
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