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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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langstieliger Streitkolben, an dessen Ende sieben handlange Eisendornen wegstanden.
    Die Größe des Trolls fand Caphalor verwunderlich: nicht mehr als vier Schritt hoch, dafür weit muskulöser als die Scheusale, die er bislang gesehen und vernichtet hatte. Sie stammten somit aus einer anderen Region des Niemandslands, waren vielleicht auf Wanderschaft oder folgten dem Ritual, sich in Kämpfen zu beweisen, ehe sie als Krieger zurückkehren durften.
    »Holla! Macht langsamer!« Der Troll beschwerte sich lautstark. »Kannich mehr so flott.«
    Zur Antwort bekam er einen kleinen Stein gegen den Kopf geworfen.
    »Haltet das Maul, ihr Schronzen!«, schallte gleich darauf die Aufforderung durch den Wald. »Der Gålran Zhadar is nich taub.«
    »Ja. Gut. Verstanden«, brüllte der weiße Troll zurück.
    Caphalor konnte nur den Kopf schütteln. Dummheit und Hässlichkeit allerorten   – das war Ishím Voróo abseits seiner Heimat.
    Er eilte über den Kopf des Trolls hinweg, ohne dass dieser ihn bemerkte, und überholte die schwer bepackte Rotte, die wild durcheinandertrottete und weder Disziplin noch Marschordnung zeigte. Sie verließen sich ganz auf ihre geballte Kraft.
    Caphalor ließ sich zehn Schritte vor ihnen auf einem Ast nieder und studierte sie von vorn.
    Auf herkömmliche Gegner hätten die Scheusale mit den Zottelmähnen erschreckende Wirkung, wenn sie mit ihren gelben Augen und den Ziegenpupillen darin rollten und die widerwärtigen Mäuler aufrissen. Die Gesichter waren grobschlächtig, mit dichten Bärten versehen, in denen Schmutz und Unrat haftete. Wulstige Lippen, wulstige Augenbrauen, breite Kieferknochen und herausstehende, lange Zähne.
    Ihr Gestank ekelte Caphalor an.
    Der Troll an ihrer Spitze markierte den Anführer, und er trug im Gegensatz zu den anderen eine echte Rüstung, die vor Rost starrte und aus vielen verschiedenen Eisenteilen bestand, so als habe er die Panzerungen seiner besiegten Feinde mit Eisendraht zusammengebunden. Natürlich entdeckte Caphalor nichts daran, was auf einen erlegten Alb hindeutete.
    Ein Pfeifen ließ ihn nach rechts schauen. Sinthoras hatte sich dort im Farn verborgen und sich mit dem Signal zu erkennen gegeben. Angst vor Entdeckung musste er keine haben, der hohe Ton wurde von Óarcos und anderen niederen Kreaturen nicht vernommen.
    »Fujoock«, rief der Anführer, und ein Troll mit einem Tragegestell auf dem Rücken, auf dem sich etwas Viereckiges unter einer fleckigen Decke befand, kam angekeucht. »Abstellen und nach vorn laufen. Zum Waldrand. Will wissen, wo Turm ist«, erteilte er ihm den Befehl.
    Das Scheusal grunzte und streifte das Gestell ab; scheppernd krachte es zu Boden. Caphalor hörte ein unterdrücktes Aufstöhnen. Die Decke war durch den Aufprall verrutscht, er sah Eisenstäbe. Ein Käfig!
    »Stinkende Schronznase!«, beschimpfte ihn der Anführer grölend. »Nicht so hart. Sonst geht es kaputt. Brauchen es doch für Turm reinkommen! Oft genug gesagt.«
    »Stinkende Schronznase«, rief ein Zweiter, bückte sich und hob einen Ast auf, den er nach dem Troll warf.
    Laut protestierend machte sich der Gescholtene auf den Weg, während die übrige Rotte das Gepäck ablegte und sich um den Anführer versammelte. Sehr leise   – zumindest für ihre Verhältnisse   – berieten sie, wie sie gegen den Turm vorgehen wollten, und das erstaunte Caphalor auf seinem Horchposten wirklich: Es gab keinen Angriff.
    »Schronzen, ihr alle!«, beschimpfte sie der Anführer. »Wird leicht. Es weiß, wo der Eingang in Türme ist. Ist aber geheim. So niemand weiß von uns.«
    Caphalor vermochte sich nicht vorzustellen, wie ein geheimer Zugang aussah, durch den ein ausgewachsener Troll passte. Und warum sollte »es« ihnen verraten, wie man die Verteidigungsanlagen des Gålran Zhadar umgeht   – wenn es sich nicht um eine Falle für die Scheusale handelte!
    So oder so: Ihm passte nicht, was die Trolle beabsichtigten. Ihr Eindringen würde bemerkt werden, und wenn sich die Soldaten des Gålran Zhadar einmal im Alarmzustand befanden, würde dies das Vorhaben der Albae erschweren. Caphalor gelangte zu der Ansicht, dass die Kreaturen nicht bis zur Festung gelangen durften. Nach dem »es« konnte man dann sehen.
    Daher erklomm er den Baum bis zum Wipfel, sah nach Nordosten   – und erblickte die Himmelsfestung.
    Welch ein Bollwerk, welch ein Wolkenfresser türmte sich in zwei Meilen vor ihm auf!
    Sechs Türme standen im Abstand von fünfzig Schritt versetzt nebeneinander. Der

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