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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Lendenschurz, fuhr von rechts nach links, und der Troll stieß einen schrillen, hohen Schrei aus, ließ die Waffe fallen und langte mit beiden Händen nach seinen Genitalien. Blut schoss die Schenkel hinab.
    Sinthoras kam auf die Füße, sprang dem Angreifer, den er zu Fall gebracht hatte, ins Kreuz und rammte ihm die Schneide der Länge nach in den breiten Nacken. Sofort erschlaffte der mächtige Körper.
    Der Alb nutzte den Speerschaft, um sich abzustoßen, riss die Waffe aus dem Genick des Toten und wirbelte sie im Sprung über dem Kopf, was ein dunkles, sirrendes Geräusch hervorrief. Dann packte er den Speer am hinteren Ende und stieß ihn am ausgestreckten Arm nach vorn, um dem vorletzten Gegner die Klinge mit Wucht durch den Hals zu bohren. Der Troll stürzte nach hinten.
    Sinthoras löste die Arretierung und hielt bei seiner Landung den Kurzspeer in der Hand. Geschmeidig wandte er sich zum letzten Feind um. Es war die Schronznase, der gescholtene Käfigträger.
    Die gelben Augen huschten nach rechts und links, die aufgeregten Blicke trafen die vielen Toten, und er gab einen kläglichen Laut von sich; das Scheusal verspürte schreckliche Angst. Es machte tatsächlich einen kleinen Schritt rückwärts und streckte die Waffe gegen den Alb, um ihn auf Abstand zu halten.
    Sinthoras lachte böse und setzte seine Gabe ein, um die Furcht des Trolls zu verstärken. Er sollte leiden. Schwarze Gespinste schossen auf den Feind zu, schienen von ihm eingeatmet zu werden und färbten sein Gesicht grau.
    »Ist der kleine, hässliche Troll plötzlich ganz alleine?«, säuselte er mit vorgetäuschtem Mitleid und spielte dabei mit dem Kurzspeer. »Komm und versuche, mich zu töten, Schronznase. Das war doch dein Name, oder?«
    Die Kreatur wandte sich um und rannte los, weg von dem Alb.
    Sinthoras setzte eben zur Verfolgung an, da sirrte es.
    Ein Pfeil schlug genau in die Mitte von Schronznases Hinterkopf ein, ein zweiter in den Nacken und ein dritter von hinten in das Herz. Aufschnaufend stolperte er ins Dickicht und lag still.

    Caphalor sprang auf den Boden und näherte sich dem Käfig, in dem es still geblieben war. Der Gefangene schien abwarten zu wollen, was sich jenseits der Eisenstäbe und der Decke abspielte. Feinde der Trolle waren nicht immer auch Freunde.
    Sinthoras zog mit einiger Anstrengung sein Speervorderteil aus der Leiche, säuberte es am Fell und setzte die Waffe zusammen. »Du hast mir meinen letzten Gegner gestohlen«, begrüßte er ihn vorwurfsvoll.
    »Es sah nicht danach aus, als hättest du ihn töten wollen. Vielmehr dachte ich, dass du vor mir beim Käfig sein wolltest.«
    »So, dachtest du?« Sinthoras entfernte die Decke mit der Speerspitze und stieß einen entsetzten Fluch aus. Auch Caphalors Miene zeigte nichts als Abscheu; er legte einen Pfeil auf die Sehne und ging in den Anschlag.
    Sie blickten auf eine sehr schlanke, junge Frau hinab, deren Kleidung in Fetzen herunterhing. Unter den halblangen braunen Haaren standen spitze Ohren hervor, die jedoch in diese Form geschnitten und nicht so gewachsen waren. Ihr Gesicht war ebenfalls schmal, zeigte Narben an den Wangenknochen und eine unnatürliche, leicht schiefe Form.
    Caphalor wusste, worauf sie gestoßen waren: auf eine Obboona.
    Die Narben stammten sicherlich von einer brutalen Prozedur, der sie sich unterzogen hatte, um ihr Gesicht schmaler zu machen. Vermutlich hatte sie sich das Fleisch aufschneiden, die Wangenknochen brechen und die Splitter danach entfernen lassen.
    Die Obboona starrte sie aus großen schwarzen Augen an. Sie hatte sich das Weiße mithilfe von Farbe verändert, die Pupillen waren dennoch zu erkennen. Die Täuschung war nicht perfekt, auch wenn ihr Volk sehr findig darin war, Albae-Augen nachzuahmen.
    »Samusin hat uns eine Fleischdiebin gesandt«, spie Sinthoras aus. »Ich schlage vor, wir lassen sie spüren, wie es ist, wenn man lebendig seine Haut verliert.«
    »
Ich
schlage vor«, Caphalor senkte den Bogen wieder, »wir lassen sie leben. Sie weiß, wie man in die Himmelsfestung gelangt.«
    »Das sagten die Trolle. Wer weiß, ob das stimmt?«
    »Ihr wollt auch in die Himmelsfestung?« Die Obboona rutschte in ihrem Gefängnis nach vorn. »Es wird mir eine Ehre sein, zwei Halbgötter zu führen!«
    Ihre Stimme klang ebenfalls nicht natürlich. Caphalor sah genauer hin und entdeckte eine Narbe am Halsansatz, darunter eineleichte Verdickung. Sie hatte sich etwas einsetzen lassen, das auf die Stimmbänder drückte und sie

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