Legenden d. Albae (epub)
er spöttelnd mit tiefer Stimme an. »Für einen Alb.« Gleichzeitig gab die Tür ratternde Geräusche von sich und schwang hinter ihm zu.
Caphalor legte erneut an, doch Sinthoras schob sich ihm ins Schussfeld. »Du hattest deine Gelegenheit, behäbiger Gesegneter, nun lass mir meine«, rief er und drang auf den Gålran Zhadar ein, der die Stiele vor der Brust überkreuzte und die Attacke erwartete.
Caphalor wunderte sich. Entweder wusste er nichts von der Kampfkraft eines Albs, oder er hielt sich für besser. »Obboona!Öffne die Tür«, befahl er und sandte dicht an Sinthoras’ rechter Hüfte einen Pfeil vorbei, der erneut abgewehrt wurde. »Samusin!«, fluchte er, verstaute den Bogen, zog sein Kurzschwert und einen Dolch.
Karjuna kam über Umwegen aus den Schatten und drückte sich in der Nähe der Tür gegen ein Regal. Sie machte Caphalor mit Zeichen klar, dass sie sich zu sehr vor dem Gålran Zhadar fürchtete, um an ihm vorbei zur Tür zu eilen.
Sinthoras attackierte das zwergengleiche Geschöpf mit flinken Stichen und Hieben des stumpfen Speerendes, denen der Gålran Zhadar entweder auswich oder die er mit einem Grollen parierte.
Caphalor sah ihm an, dass ihm der Kampf Spaß bereitete. Er wirkte zwar angestrengt und konzentriert, doch er machte nicht den Eindruck, als fühle er sich unsicher.
»Lass mich sehen, wie du damit zurechtkommst!« Sinthoras lachte grimmig und steigerte sich, verband die Speerangriffe mit Tritten und versuchten Ellbogenstößen. Dreimal rettete die Palandiumrüstung dem Gålran Zhadar das Leben, die Spitze rutschte mehrmals über die gravierte Oberfläche, ohne sie durchdringen zu können.
»Doch nicht so gut, wie du von dir dachtest, Kurzbein«, höhnte der Alb und schob den herbeigeeilten Caphalor achtlos zur Seite. »Weg! Der ist mein!«
Da traf Sinthoras ein Kriegshammer gegen den linken Oberschenkel.
Die Edelsteine leuchteten auf, eine blassrötliche Sphäre flammte um den Hammerkopf auf und breitete sich gleich einer berstenden Sonne im Raum aus.
Sinthoras wurde von ihr rückwärts geschleudert und trug einen schwarz verfärbten Abdruck auf der Beinpanzerung davon.
Der Gålran Zhadar lachte schallend mit brunnentiefer Stimme. »Wohin möchtest du denn, Schwarzauge? Ich habe eben erst angefangen.« Er warf einen Hammer hoch, ließ ihn einmal rotieren, fing ihn auf und brachte ihn zum Kreisen. »Karjuna! Wo steckst du? Hast du dir diesmal Freunde mitgebracht, um mich zu berauben? Ich hätte dich für klüger gehalten.« Er zwinkerte Caphalor amüsiert zu. »Und euch beide auch.«
Ansatzlos griff er den Alb an.
VII
Dsôn!
Das Herz des Sternenreichs, pulsierend und lebendig, das Spielfeld der Staatsmänner, deren Verschwörungen, Bünde und Feindschaften für die Eingeweihten zu erkennen sind. Akademien stehen neben den Hochschulen, und auch sie sind in Feindschaft und Wettstreit verbunden. In Dsôn herrscht immer ein heimlicher Krieg.
Doch über allen herrscht das unauslöschliche Geschwisterpaar.
Epokryphen der Schöpferin,
1. Buch, Einschub
Ishím Voróo (Jenseitiges Land), das Reich der Fflecx, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
Raleeha lag auf dem Sims über dem Eingang der Höhle.
Sie lauschte auf Geräusche von draußen, auf das Schnauben des Nachtmahrs. Die Blätter an den Bäumen vor dem Eingang rauschten leise, machten sie schläfrig.
Doch sie sagte sich, dass sie der Müdigkeit nicht erliegen durfte. Solange ihr neuer und ihr alter Gebieter mit der Fleischdiebin unterwegs waren, hielt sie Wache. Wobei sich Raleeha nicht sicher war, ob der Nachtmahr sie beschützte oder sie ihn. Oder ob er sie fressen würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme.
Sie drehte sich, und dabei schob sie etwas zur Seite; gleich darauf fiel es auf den Felsboden. Vorsichtig tastete sie den Sims ab. Sie hatte unachtsamerweise ihren Trinkbeutel hinuntergeworfen!
Sie wünschte sich seufzend ihr Augenlicht zurück. Um den Hengst zu sehen, die Himmelsfestung, die Obboona – und die bezaubernden Züge von Sinthoras. Sie nahm es ihm nicht übel, dass er sie verschenkt hatte wie ein lästiges Ding. Sie kannte ihn und seine Launen und wusste, dass er sich längst über seine Tat geärgert hatte.
Die Spannungen zwischen ihm und Caphalor verhinderten, dass ihr neuer Gebieter sie einfach zurückgeben konnte. Solange sie in Sinthoras’ Nähe sein durfte, war es ihr gleich, wer ihr Befehle erteilte.
Ihre Gedanken schweiften ab. Ihre Familie würde nicht
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