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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seinen Fuß auf die Erde von Dsôn Faïmon gesetzt hatte.
    Die Sorge um die Menschen ihrer alten Heimat kämpfte mit den Bedenken. Sie wunderte sich über ihre Gedanken, die durch die Blindheit ausgelöst worden waren. Die Schönheit der albischen Städte, die sie mit eigenen Augen hatte sehen dürfen, schien jede kritische Stimme in ihr zum Verstummen gebracht zu haben. Es war zu verwirrend, zu viel ging ihr durch den Kopf.
    Raleeha erreichte den Boden, ging in die Hocke und tastete nach dem Beutel. Sie fand den Schulterriemen und packte zu.
    Da fiel ihr auf, dass das Schnauben des Nachtmahrs verstummt war.
    Zu ihrer Rechten fuhr ein Huf auf den Stein nieder. Sie konnte sich die Blitze vorstellen, welche um die Fesseln spielten, und sie spürte die Hitze der Entladungen in ihrem Gesicht. Mit einem leisen Schrei fuhr sie zusammen, wollte rückwärts flüchten   – und blieb hängen! Der Hengst hatte sich auf den Ärmel ihres Kleides gestellt. Er hatte sie sich als Mahl auserkoren und gewartet, bis sie von ihrem Hochsitz herabstieg.
    »Nein!«, rief sie und versuchte, sich loszureißen. Sie hob den anderen Arm zur Abwehr nach oben und fühlte die weichen,warmen Nüstern an ihren Fingern.
    Raleeha wagte es: Sie streichelte behutsam die weiche Haut.
    Klappernd zog der Hengst den anderen Huf zur Seite, und sie war frei. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.
    »Guter Sardaî.«
    Langsam stand sie auf, ohne die Hand von der Schnauze zu nehmen, sprach auf das Tier ein und wagte es, die zweite Hand auszustrecken. Sie streichelte seine Blesse, und es ließ sich die Berührung gefallen.
    Bis sie den Hornstumpf berührte.
    Der Nachtmahr brüllte auf, Raleeha hörte das Scharren der Hufe.
    Sie sprang zurück, und dicht vor ihrem Gesicht schnappten die Reißzähne mit einem hellen Klacken zusammen.
    »Geh weg!«, schrie sie, zog den Pfeil aus dem Gürtel, stach um sich und versuchte gleichzeitig, ihren sicheren Posten zu erreichen. Sie bekam einen Schlag ins Kreuz, der sie nach oben schleuderte. Hätte das Tier sein Horn noch besessen, wäre sie fraglos durchbohrt worden.
    Raleeha ließ den Pfeil los, krallte sich an den Fels und zog sich weiter hinauf.
    Der Nachtmahr verbiss sich in den flachen Absatz ihres rechten Stiefels und riss ihn ab. Bevor er ein weiteres Mal angreifen konnte, hatte Raleeha den Sims erreicht. Sie weinte und hustete gleichzeitig, betastete ihren Rücken und spürte kein Blut, unter ihr tobte der Hengst, die Höhle dröhnte von seinen Schlägen wider, als wäre eine Gewitterwolke in ihr gefangen.
    Sie schrie ihn an, er solle aufhören, während ihr die Tränen die Wangen hinabliefen. »Du verrätst uns noch! Hör auf!«
    Der Nachtmahr wurde vom Klang ihrer Stimme angestachelt, gebärdete sich noch wilder.
    Raleeha hielt sich die Ohren zu und weinte. In diesem Augenblick wünschte sie sich aus tiefstem Herzen zurück zuihrem Bruder, zu ihrer Familie. So etwas hatte es seit ihrem Fortgang nicht gegeben.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), das Reich der Fflecx, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
    Niemals hätte Sinthoras damit gerechnet, dass ein Gålran Zhadar derartige Magie beherrschte. Die Kraft hatte ihn durchfahren, ihn seine Umgebung kurz in tiefem Rot sehen und ihn eine Hitze spüren lassen, die an einen Schmelzofen erinnerte. Sein getroffenes Bein pochte und fühlte sich taub und geschwollen unter der glühenden Metallschiene an. Ohne sie hätte er mindestens den Knochen gebrochen, wenn nicht sogar das Bein verloren. Die stärksten Magier aus dem Stamm der Botoiker wirkten dagegen kindlich harmlos.
    Er biss die Zähne vor Schmerz zusammen, schnitt die Riemen der Beinschiene ab und sprang senkrecht in die Höhe, um dem heranstürmenden Angreifer auszuweichen. Er würde ihm den Speer von oben in den Nacken stechen.
    Doch der Gålran Zhadar hatte das Manöver kommen sehen. Ein Hammer krachte gegen den Speerschaft, und zwar mit solcher Wucht, dass er sich in der Mitte verbog; der zweite Hammer schwang gegen Sinthoras’ Unterschenkel und verfehlte das Ziel nur knapp.
    Seiner Stütze beraubt und aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte der Alb nach unten, dem wartenden Festungsherrn entgegen, der seine Hämmer erwartungsvoll hob und grinste. Ein ankündigendes Glühen umspielte die Eisenköpfe.
    Sinthoras setzte Finsternis frei und ließ das Licht verlöschen. Die Kraft der Furcht flog gegen seinen Feind, um ihn so zu verwirren, dass die Schläge fehlgingen.
    Gehorsam schwand die

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