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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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was ich sagte«, fuhr er sie an, und der harte, maßregelnde Ruck an ihrem Halsband schnürte ihr die Kehle zu. »Die Mission ist gescheitert. Für mich. Es ist unmöglich, in sieben Sonnenzügen dorthin zu gelangen, wie es von mir erwartetwird.«
    »Daher wollt Ihr dort sterben, wo Eure Familie ist, Gebieter?«
    »Nein, ich werde die Grenze nicht überschreiten. Ich schwor den Unauslöschlichen, dass ich nur siegreich vor sie und das Volk der Albae treten würde«, sagte er bitter. »Aber du musst leben, Raleeha.«
    »Ich? Ich bin eine Sklavin   …«
    »… aus der Familie Lotor. Dein Dasein muss Bestand haben. Wer weiß, welchen Nutzen die Unauslöschlichen daraus ziehen können«, ergänzte er. »Ich tue es nicht, weil ich Mitleid hätte. Du bist eine zu wertvolle Geisel, um jämmerlich in Ishím Voróo zu sterben.«
    »Das bedeutet, dass Ihr den Graben nicht überqueren werdet?«
    »Ganz recht. Ich liefere dich ab und erteile den Posten Anweisung, dich zu meiner Gemahlin zu bringen. Sie wird einen Brief von mir bekommen, in dem ich deine Besonderheit darstelle. Du wirst es gut bei ihr haben.« Caphalor sprach klar und sicher. Seine Entscheidung war gefallen, und das hatte nichts damit zu tun, dass er Raleeha auf eine besondere Weise faszinierend fand. Es waren ihre ungewöhnlichen Knochen, wie er sich sagte.
    »Ihr werdet die Fleischdiebin stellen, habe ich recht, Gebieter?«
    »Die Obboona wird durch mich sterben, das versprach ich ihr. Und auch Munumon wird seine letzten Sonnenaufgänge gesehen haben. Und so wird es geschehen.« Er ging zu den Reittieren, die Leine spannte sich. »Schneller. Wir müssen zu den Pferden. Ich habe keine Zeit mehr zu verschenken.«
    Raleeha nickte. »Ja, Gebieter.« Sie ertastete ihr Reittier, stieg unbeholfen in den Sattel und klammerte sich auf Caphalors Anweisung hin an die Mähne. Er verband die Zügel mit dem Sattel des Nachtmahrs, und gleich darauf begann ein wilder Ritt durchden Regen, der Kraft und Geschicklichkeit der Sklavin forderte, um nicht zu stürzen.
    Caphalor hatte sie genau im Blick behalten, als er seine Entscheidung verkündete. Er hatte Bedauern in ihrem Gesicht erkannt. Bedauern und Bewunderung   – für ihn! Aber gleichzeitig durfte sie sich freuen und erleichtert sein, in den Schutz von Dsôn Faïmon zurückzukehren, wo sie die Rückkehr von Sinthoras erwarten würde.

IX

    Die Unauslöschlichen ordneten zum Schutz des Staates an, einen tiefen Graben um Dsôn Faïmon zu schaffen.
    Ein Heer aus Sklaven umgab die Strahlarme mit einem Kreis. Tausende starben dabei und wurden dort verscharrt, wo der Graben seine Tiefe bereits erreicht hatte.
    Aufragende Plattformen wurden in der Vertiefung errichtet, Festungen darauf erbaut und Katapulte montiert, die schneller feuern konnten als alle anderen Waffen zuvor. Zugbrücken schufen die Verbindungen zwischen dem Sternenstaat und Ishím Voróo.
    Epokryphen der Schöpferin,
1. Buch, Kapitel 2, 1–5

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
    Das Wetter schlug um, sobald er die Grenze des Alchemikantenlandes hinter sich gelassen hatte. Fortan ritt Sinthoras nicht mehr durch Regen, sondern durch Schnee.
    Die holprige Straße, auf der er tiefer in den Nordwesten vorstieß, verlief unaufhörlich bergauf, schraubte sich zunächst Hügel, alsbald kleinere Berge und schließlich Gebirge hinauf. Die ihn umgebenden Felsen hatten die Farbe von dunklem Braun mit schwarzen Schlieren darin.
    So sehr er sich sputete und weder sein Reittier noch sich schonte, hatte er doch einen Blick für seine Umgebung. Die Aufmerksamkeit des Kriegers ergänzte sich mit der Suche des Malers nach neuen Motiven. Davon gab es hier viele.
    Was Sinthoras um sich herum erblickte, unterschied sich gänzlich von den Landschaften Dsôn Faïmons. Wind, Eis und Wasser hatten dem Gestein über viele Teile der Unendlichkeit hinweg mitunter bizarre Formen gegeben, Stücke herausgesprengt oder harte Kanten rund und weich werden lassen.
    Hinter jeder Wegbiegung erwartete ihn eine neue Überraschung. Felsformationen ragten nadelgleich aus einem Talgrund Hunderte von Schritten senkrecht empor und wurden von Wolken umspielt. Sinthoras legte den Kopf in den Nacken und versuchte, bis zu den Spitzen zu sehen, was ihm die treibenden Schwaden unmöglich machten. Er ließ den Blick hinab zu den durchlöcherten Bergwänden zu seiner Rechten wandern, aus denen sich hellgrüne Wasserfälle tosend in die Schlucht

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