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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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ist nicht da.«
    Jessie starrte sie an, nicht willens, ihre Ängste auszusprechen, wusste jedoch, dass sie es musste. »Er ist … nicht tot?«
    Hilda ergriff ihre Hände. »Er lebt, und es geht ihm gut. Ich habe ihn erst vor drei Wochen gesehen.«
    »Warum ist er dann nicht vorbeigekommen oder hat geschrieben? Er muss doch gewusst haben, dass ich krank bin.«
    »Das alles hier hat ihn wahrscheinlich ein bisschen eingeschüchtert.« Ihr Blick wanderte durch den luxuriösen Raum. Sie seufzte wieder. »Ich wollte es dir gar nicht erzählen; erst, wenn du wieder auf den Beinen bist.«
    »Bitte, Hilda, du kannst nicht …«
    »Ich weiß, Schätzchen.« Sie hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sobald das Wasser so weit gesunken war, dass man durchkam, hat er mich besucht. Er hat dich gesucht, und ich habe ihm erzählt, dass man dich hierhergebracht hat und sich rührend um dich kümmert.«
    »Dann musst du ihn überreden, mich zu besuchen. Ich bin jetzt viel kräftiger, und Frieda hätte nichts dagegen …« Sie verstummte, als sie Hildas sorgenvolle Miene bemerkte.
    »Er wird nicht kommen, Jessie. Er hat das Tal verlassen.«
    Sie hatte das Gefühl, als hätte man ihr mit einem Schlag die Luft abgeschnitten. »Aber er liebt sein Tal«, flüsterte sie. »Warum sollte er weggehen?«
    »Der Fluss ist über die Ufer getreten, und die Flut ist so hoch gestiegen, wie es sich niemand hätte vorstellen können. Er hat alles verloren, Jessie. Ihm und Tumbalongs Familie ist es gelungen, mit den Pferden und den anderen Tieren davonzukommen, und sie haben in den Bergen ein Lager aufgeschlagen, bis sie zurückkehren und den Schaden begutachten konnten. Da ist ihm klar geworden, dass er wieder ganz von vorn anfangen müsste. Aber er hat die Lust dazu verloren, und ich bezweifle, dass er zurückkommt.«
    »Aber er muss. Was ist mit dem Land? Es gehört ihm – er ist der Besitzer. Er kann nicht einfach weggehen, nicht, ohne sich zu verabschieden.«
    »Er hat mir gesagt, ich soll dir gute Besserung und viel Glück wünschen. Aber er schien entschlossen zu sein, woanders neu anzufangen.«
    »Wo denn?«
    Hilda zuckte mit den Schultern. »Er war unterwegs nach den Minen in Newcastle, aber er hat auch von Brisbane und Sydney gesprochen. Ich glaube, er hat dort Verwandte.«
    »Dann ist er wirklich fort?« Jessie zog den kostbaren Schal fester um sich und versuchte, Trost aus seiner Vertrautheit zu schöpfen, doch sie sah nur seine grauen Augen und seinen lächelnden Mund vor sich, und die Art, wie die Muskeln sich unter der gebräunten Haut anspannten. Sie hatte sich in ihn verliebt – das wurde ihr jetzt klar –, aber es war zu spät. Er würde es nie erfahren. Doch ein kleiner Teil ihrer selbst weigerte sich, daran zu glauben, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Sie klammerte sich an diese Hoffnung und brach in Tränen aus.

Zweiter Teil
    Goldrausch

Zehn
    Kernow House, Watsons Bay, 15. Mai 1851
    S tellen Sie die in den kleinen Salon, und bringen Sie die Truhen hoch ins alte Kinderzimmer!«, ordnete Harry an. »Die Dienstmagd wird Ihnen den Weg zeigen.« Er beobachtete, wie die Träger den zierlichen Schreibtisch und die Kiste nebst schweren Truhen abluden und ins Haus trugen. Seine Laune war düster, denn das waren die letzten fassbaren Erinnerungen an seine Mutter und George Collinson. Eine bittere Ironie lag in der Tatsache, dass sie in dieses Haus zurückgebracht wurden – in das Haus, das seine Mutter verabscheut hatte.
    »Ist das der Rest?« Niall Logan kam aus dem Wohnzimmer.
    »Ja«, erwiderte Harry. Er betrachtete den munteren älteren Mann, der in den vergangenen sechs Monaten ein enger Freund geworden war, und lächelte schief. »Wie du siehst, habe ich Mutters Schreibtisch und den Nähkasten behalten, aber die anderen Möbel sind verkauft worden. Die neuen Mieter ziehen morgen ein.«
    »Du hast das Richtige getan, Harry. Amelias Schwester hat eine gute Partie gemacht, und es wird ihr gut gehen in Port Stephens.« Niall machte es sich in einem Sessel bequem. »Ich weiß, wie schwer dir der heutige Tag fällt, aber das Gefühl wird vergehen.«
    Schweigend schenkte Harry Tee ein und reichte Niall eine Tasse. Bis zum heutigen Tag war es ihm gelungen, das Haus zu meiden, in dem seine Mutter und George sich nach ihrer Eheschließung niedergelassen hatten – nicht, weil schlechte Erinnerungen damit verbunden waren, sondern weil er gewusst hatte, es würde ohne sie nicht mehr dasselbe sein. »Es ist

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