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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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befriedigen könnte.
    Port Jackson, 29. Mai 1851
    Der Walfänger Sprite war von Tahiti gekommen, und nach sechs Monaten Fang im eiskalten Südpolarmeer war Hina Timanu ebenso ungeduldig wie die anderen, Port Jackson anzulaufen. Die Nachrichten über die Goldfunde hatten sich rasch von Schiff zu Schiff verbreitet, und die Mannschaft der Sprite wartete begierig darauf, einen ersten Blick auf Sydney zu werfen.
    Hina war inzwischen dreißig. Er hatte sich gezwungen gesehen, seine Arbeit auf der Sprite fortzusetzen, weil Puaitis Vater den Heiratsantrag abgelehnt hatte. Er beharrte auf einem größeren Hochzeitsgeschenk, als Hina sich vermutlich leisten konnte. Hina schlenderte mit bloßen Füßen fast geräuschlos über die Deckplanken und stellte sich in den Regen, bereit, den Anker auszuwerfen. Er würde Sydney zum ersten Mal sehen, denn die Sprite legte für gewöhnlich in Melbournes Port Philip an. Von seinem Aussichtsposten am Bug betrachtete er den geschäftigen Hafen und die Stadt, die sich bis zu den Bergen im Hintergrund erstreckte. Langsam wurden sie in seichteres Wasser geschleppt.
    Was er sah, weckte in ihm die Sehnsucht nach Tahiti, denn hier erhoben sich keine Vulkane in einen tropischen Himmel, keine smaragdgrünen Palmen oder Farne; hier gab es keine Strände mit schwarzem Sand, Einbäumen und lächelnden wahinis , die ihn willkommen hießen – nur Regenschleier, die über düstere Gebäude und schlanke, gebeugte graue Bäume hinwegfegten.
    »Meinst du, hier gibt es wirklich Gold?« Sein Freund und Schiffskamerad Bones trat an seine Seite.
    Hina wischte sich den Regen aus dem Gesicht und schaute auf die zahlreichen Schiffe, die bereits vor Anker lagen, und die Menschenmassen, die sich am Kai drängten. »Ich weiß nicht, aber wenn, dann habe ich vor, es zu finden, obwohl es ganz so aussieht, als wären wir nicht die Einzigen.«
    Kapitän Jarvis rief, und sie warfen den Anker aus. »Hast duwas dagegen, wenn ich mitkomme?«, fragte Bones. »Ich habe von den Amerikanern gehört, dass es in den Goldminen rau zugehen kann, und niemand sucht mit einem Kerl von deiner Größe Streit.«
    Hina musste über diese ironische Feststellung lächeln. Seine Größe war alles andere als abschreckend und schien eine bestimmte Sorte Mann zu provozieren, ihn herauszufordern, und nachdem er erwachsen war, hatte er die meiste Zeit damit verbracht, solche Aggressionen abzuwehren. »Ja, wenn du willst, Bones, kannst du mitkommen«, sagte er leise. »Ich würde mich über deine Gesellschaft freuen. Wir können uns die Kosten für die Ausrüstung teilen.«
    »Und das Gold, das wir finden«, erwiderte Bones und entblößte grinsend die Stummel seiner restlichen Zähne.
    Hina wollte sich schon der übrigen Mannschaft anschließen, die sich anschickte, die Ladung zu löschen, als von einem Boot, das längsseits angelegt hatte, die Frage ertönte, ob man an Bord kommen dürfe. Als der Kapitän nickte, ließ er die Strickleiter herab und beobachtete verwundert, wie ein fein gekleideter Herr den heiklen Aufstieg unternahm. Neugierig, warum ein solcher Mann es so eilig haben könnte, an Bord der Sprite zu gehen, wunderte Hina sich noch mehr, als der Kapitän ihn umarmte, bevor sie sich angeregt unterhielten. Ohne Zweifel waren sie alte Freunde, und Hina fragte sich, ob es der Besitzer der Sprite sei, doch der Lärm ringsum machte es unmöglich, etwas mitzubekommen.
    »Wir haben die Ladung verkauft, also könnt ihr anfangen zu löschen«, rief Kapitän Jarvis. »Alles kommt sofort in die Lagerhäuser Collinson-Cadwallader. Mr. Cadwallader hat jedem eine Sonderzahlung versprochen, wenn es innerhalb der nächsten beiden Stunden erledigt ist.«
    Hina wurde klar, dass es sich tatsächlich um den Eigner handelte, der die Ladung so schnell wie möglich an Land bekommenwollte. Sein Herz schlug schneller, als er die Taue anzog und das erste Fass aus dem Laderaum hievte. Die Eile des Eigners war ein Beweis dafür, dass an Land wirklich ein Fieber ausgebrochen war – nicht nur nach Gold, sondern nach der für die Suche benötigten Ausrüstung. Die Gerüchte stimmten also, und bald würde er sich auf den Weg machen und das Vermögen finden, das er brauchte, um Puaiti in den Hafen der Ehe zu führen.
    Das letzte Fass wurde entladen, und Hina lockerte seine Muskeln, um zu verschnaufen. Es war die schnellste Löschung gewesen, die er je erlebt hatte, und die Ungeduld der Mannschaft war beinahe mit Händen zu greifen, während sie

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