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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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schwenkte sie herum, bevor er sie küsste. »Es tut gut, zu Hause zu sein«, sagte er, hielt sie eine Armeslänge von sich und schaute an ihr herab. »Ich hatte ganz vergessen, wie schön du bist«, sagte er leise, »aber du siehst müde aus.«
    »Dafür gibt es einen Grund«, hauchte sie. »Komm und lerne deinen Sohn kennen.« Sie ergriff seine Hand, bevor er einen Kommentar abgeben konnte, und zog ihn zur Wiege. »Das ist Nathaniel Logan Tyler, und er ist schon eine Woche alt.«
    James’ ehrfürchtige Miene ließ ihr Herz schneller schlagen, als er in die Wiege spähte und einen schmuddeligen Finger an die Wange seines Sohnes legte. »Meine Güte!«, flüsterte er.
    »Du freust dich also über ihn?« Die verzweifelte Not, die sich in ihre Stimme geschlichen hatte, gefiel ihr nicht, doch es war ihr sehr wichtig, dass er ihr Kind liebte.
    James hob das Kind hoch und legte es in seine Armbeuge. »Mein Sohn«, murmelte er. Mit leuchtenden Augen sah er Ruby an. »Wie sollte ich mich nicht über ihn freuen? Er ist ein wunderbarer kleiner Junge. Nathaniel bedeutet ›Geschenk Gottes‹, musst du wissen.«
    Ruby konnte nur nicken, denn sie war den Tränen nahe, als sie sah, wie er die winzigen Finger und Zehen zählte und über dasweiche, helle Haar strich. Seine Verwunderung sagte alles. Endlich, dachte sie, endlich! Vielleicht bleibt er jetzt zu Hause, und wir können eine richtige Familie sein.
    Sie warf einen Blick zu Kumali hinüber, die einen Hustenanfall hatte und versuchte, die sich windende Violet festzuhalten. Natjik musste vorher schon wach geworden sein, denn er war wieder im Umhängetuch eingewickelt. »Ich übernehme sie«, sagte sie sanft, »und du ruhst dich aus.« Sie wandte sich wieder an James. »Sag Gladys guten Tag«, forderte sie ihn auf, wobei sie über den ungewohnten Namen stolperte, den er ihrer Tochter aufgebürdet hatte.
    Doch James hörte nicht hin. »Was machst du hier?«, blaffte er Kumali an. »Warum bist du nicht bei Duncan?«
    Ruby zuckte unter seinem Tonfall zusammen und beeilte sich, die Sachlage zu erklären. »Duncan hat die Schafe auf trockenere Weiden geführt. Kumali ist hier, weil sie hochschwanger ist und Natjik noch stillt.«
    »Du weißt, dass ich sie nicht gern im Haus habe«, knurrte er.
    Rubys Wut flammte auf. »Kumali ist meine Freundin«, entgegnete sie, »meine einzige Freundin, und wenn du und Duncan unterwegs seid, hilft sie mir bei der Arbeit.«
    Mit versteinerter Miene legte er Nathaniel wieder in die Wiege. »Geh raus, Kumali, und nimm dein Negerbaby mit!«
    »James!«, fuhr Ruby ihn an. »Sprich nicht so mit ihr!«
    »Ich rede mit ihr, wie ich will.«
    »Kumali hat dir nichts getan. Du missgönnst mir doch nicht etwa die Gesellschaft einer anderen Frau?«
    »Du wärst gut beraten, wenn du dir deine Freundinnen sorgfältiger aussuchen würdest«, erwiderte er, schüttete Wasser in eine Schüssel und begann sich zu waschen, »denn wenn wir reich sind, ist kein Platz mehr für Leute wie sie.«
    Ruby tauschte verstörte Blicke mit Kumali, die in der Tür stehen geblieben war, und versuchte, James mit sanfterem Ton friedlich zu stimmen. »Das kann nicht dein Ernst sein, dass du sie an einem solchen Abend nach draußen schickst! Der einzige Unterschlupf ist das gunyah , in dem die Lämmer geworfen werden, und Kumali hat einen schlimmen Husten.«
    »Sie ist schwarz – sie wird überleben.« Sein wütender Blick schickte Kumali in den Regen hinaus.
    Getroffen von seinen Worten, warf Ruby ihm ein Handtuch zu und hob Violet auf ihre andere Hüfte. »Warum verabscheust du sie so? Sie hat doch nichts Falsches getan.«
    »Sie hat hier in diesem Haus nichts zu suchen, wo sie ihre Bazillen überall verteilt. Seit wir sie aufgenommen haben, hat sie uns nichts als Ärger bereitet, und ich muss an meinen Sohn denken«, brummte er und trocknete sich ab. »Irgendetwas ist mit ihr immer nicht in Ordnung, und ich will nicht, dass er sich etwas einfängt.«
    »Violet ist doch auch gesund«, entgegnete sie.
    Er schoss der Kleinen auf Rubys Hüfte einen kurzen Blick zu und warf das Handtuch auf den Tisch. »Sie heißt Gladys«, entgegnete er, »und offensichtlich hat sie Glück. Aber Nathaniel ist anders, und ich will nicht, dass Kumali oder ihre Brut in seine Nähe kommen.«
    »Warum gehst du so einfach über unsere Tochter hinweg?«
    »Sie ist ein Mädchen – nutzlos für mich.«
    Ruby empörte seine Kälte, und die Liebe, die einst so hell gebrannt hatte, verlosch noch mehr. Ihr Mann

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