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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wurden. Seine Gefühle waren zwiespältig angesichts der vertrauten Docks und der ausufernden Stadt, denn ihm wurde klar, dass er sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Oliver würde nicht durchkommen, und er würde stets Schuldgefühle hegen, weil er ihn im Stich gelassen hatte; doch nicht nur bei dem Gedanken an seinen kranken Bruder verspürte er Reue. Er verabschiedete sich zugleich von Kindheitserinnerungen und würde den Ort vermissen, die Aufregung, die es bedeutet hatte, ein Vermögen zu machen, und das abenteuerliche Gefühl zu wissen, dass er eine kleine Rolle bei den Ereignissen gespielt hatte, die Australien von der schändlichen Strafkolonie vielleicht in eine der reichsten Nationen der Welt verwandeln würden.
    Er hatte auch gute Freunde gefunden – besonders Niall –, und er wünschte, er hätte ihn überreden können, ihn zu begleiten.Niall hatte sich jedoch strikt geweigert. Australien war jetzt seine Heimat – eine Heimat, in der seine Familie lebte und sein Ruf mit seinem Vermögen wuchs. Er hatte kein Verlangen, Irland zu besuchen; er fühlte sich hier bereits zu Hause.
    Harrys Laune besserte sich, als die Sehnsucht nach der Heimat weggefegt wurde von der Gewissheit, dass er in ein paar Monaten Englands Küste sehen und die Gerüche seines geliebten Cornwall einatmen würde. Sein Herz schlug schneller bei der Vorstellung, Lavinia wieder in den Armen zu halten. Ihr liebliches Gesicht würde sich aufhellen, wenn er ihr erzählte, dass ihre Zukunft gesichert sei, und seine Kinder würden ihn zur Begrüßung umarmen und küssen und ihn wieder in den Schoß der Familie ziehen, wohin er gehörte.
    Lächelnd sah er sich über sein Anwesen schreiten, unterwegs Bauern und Fischern einen guten Tag wünschend, vielleicht eine heiße Pastete essend, während er beobachtete, wie die Fischerboote ihren Fang ausluden, wobei der raue Wind ihm in die Augen stach und Möwen über ihm kreischten.
    Die Segel blähten sich, als die Constant den Bug in kabbelige Wellen tauchte und dem offenen Meer entgegenstrebte.
    »O ja«, seufzte er, »zu Hause ist auf jeden Fall da, wo man mit dem Herzen ist.«

Zwölf
    Lawrence Creek, Hunter Valley, September 1852
    W ieder liegt ein langes Wochenende vor uns«, sagte Peter und schenkte Wein ein. »Und es sieht so aus, als würde das Wetter morgen schön bleiben.«
    Jessie sog den Duft erwärmter Erde und reifender Früchte ein. Sie wurde nie müde, die Aussicht von der Veranda zu genießen, und nach der Hitze des Tages war der Abend mild. »Ja, anscheinend«, stimmte sie ihm zu, »und obwohl ich es lieber trocken habe, sehnen sich die Winzer verzweifelt nach Regen.«
    »Sie sind nie zufrieden, aber das ist bei allen Farmern so.« Er trank einen Schluck Wein und nahm dann die Einladung zur Hand, die am Morgen zuvor eingetroffen war. »Ich freue mich auf das Pferderennen, und es wird viel darüber spekuliert, wer das Derby des Tals gewinnen wird. Ich habe mein Geld auf Buckaroo gesetzt, doch Gerhardts Wattle Dancer ist ein harter Konkurrent.« Er beäugte sie fragend. »Meinen Sie, ich solle auf beide setzen, oder würde man das als einen eklatanten Missbrauch des Gehalts eines Landpfarrers betrachten?«
    Jessie lächelte. Peter Ripley mochte Spiel, Wein, Tanz und die Gesellschaft von Frauen. Auch bei den Männern war er beliebt, und er hatte bewiesen, dass er reiten und schießen konnte wie sie alle. Er war ein ungewöhnlicher Pfarrer, und sie hatte sich oft gefragt, warum er nicht wieder geheiratet hatte.
    »Es ist Ihr Geld«, erwiderte sie, »und ich bin mir sicher, die Buchmacher knöpfen es Ihnen liebend gern ab. Buckaroo ist gut in Form, aber wenn das Gelände zu schwierig ist, hat er vielleichtProbleme mitzuhalten. Wattle Dancer hingegen hat seine drei letzten Rennen gewonnen, und wenn es so bleibt, ist er schwer zu schlagen. Aber vergessen Sie nicht, Peter, dass zwölf Pferde am Start sind, die meisten in unbekannter Form – Sie könnten dennoch verlieren.«
    Er hob eine Augenbraue. »Sie überraschen mich, Jessie. Ich habe Sie nicht für eine Rennspezialistin gehalten.«
    Sie lachte. »Das bin ich eigentlich auch nicht«, gab sie zu, »aber ich habe viel Informationen von Gerhardt aufgeschnappt.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Wie kommt es nur, dass eine so begabte und reizende Frau alleinstehend ist?«
    »Weil niemand um meine Hand angehalten hat«, erwiderte sie vielleicht barscher als beabsichtigt. Sie lächelte reumütig. »Dasselbe könnte man Sie

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