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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Platz, und sie schauten gemeinsam auf die Sachen, die er schon aus dem geheimen Kriechgang gefischt hatte. Vor Aufregung konnte er kaum atmen, denn da lagen ein Militärsäbel, komplett mit Scheide, Gürtel und Quasten, zwei Duellpistolen mit Elfenbeingriffen in einem Ebenholzkasten, ein Fernglas und eine alte lederne Satteltasche, vollgestopft mit Karten und Notizbüchern.
    »Das müssen wir vor unseren Eltern verstecken«, flüsterte Charlie. »Vater erlaubt keine Waffen im Haus; es würde ein entsetzliches Theater geben.«
    Freddy nickte. »Mein Vater mag auch keine Waffen«, erklärte er. »Und was Tante Gertrude betrifft, will ich mir gar nicht vorstellen, was sie tun würde, wenn sie das hier fände.« Er überlegteeine Weile und kam dann zu einem Entschluss. »Wir heben sie hier oben in einer der Truhen auf, bis wir sie nach draußen ins Baumhaus schmuggeln können. Da geht sie nie rauf.«
    Die Jungen schauten sich mit kaum verhohlener Aufregung an. Das Baumhaus hatten sie am Nachmittag erforscht, und Charlie hatte zugestimmt, dass es der ideale Platz sei, um sich vor den Erwachsenen zu verstecken. Die angeschlagene Zinntruhe, die dort oben aufbewahrt wurde, wäre für ihren Schatz hervorragend geeignet.
    »Ist noch mehr da?«, fragte Charlie und spähte in den Hohlraum.
    Freddy sah, dass tatsächlich noch etwas im Dunkeln lag, und zog es hervor.
    »Nur ein altes Buch«, sagte Charlie wegwerfend, und sein Blick wanderte wieder zu den Pistolen.
    Freddy musste zugeben, dass es nicht halb so aufregend war wie die Pistolen oder der Säbel – oder auch die Karten, die mit Sicherheit einen zweiten Blick wert waren –, aber er war entschlossen, alles genau zu untersuchen und sich Zeit dafür zu nehmen. Er zwängte die verrostete Schnalle auf und blätterte die Seiten durch, die brüchig und mit einer spinnwebartigen Handschrift bedeckt waren.
    Er konnte damit nichts anfangen, wollte es jedoch nicht eingestehen. »Es ist kodiert«, erklärte er. »Ich vermute, es hat mit den Karten zu tun, und wahrscheinlich ist es das Tagebuch eines Piratenkapitäns, der seine Schätze geheim halten wollte.«
    Charlie warf ihm einen gönnerhaften, ungläubigen Blick zu. »Zeig mal!«
    Während sein Vetter damit beschäftigt war, die Seiten umzublättern, griff Freddy nach dem Ebenholzkasten. Er prüfte das Gewicht einer Pistole, bevor er sie näher untersuchte. Sie war schön geschmiedet, der Elfenbeingriff lag kühl in der Hand, das silberne Gehäuse glänzte matt im Schein der Kerze.
    »Ich glaube nicht, dass es eine Kodierung ist«, sagte Charlie versonnen. »Es gibt weder Hieroglyphen noch Zahlen. Sieht eher nach ausländischer Schrift aus.«
    »Latein oder Französisch ist es jedenfalls nicht«, entgegnete Freddy, der von seinem Lehrer gezwungen worden war, beides zu lernen. Da hätte er doch bestimmt wenigstens hier und da ein Wort entziffert. Vorsichtig legte er die Duellpistole wieder in ihr Seidenbett.
    »Griechisch ist es auch nicht«, sagte Charlie und klappte das Buch enttäuscht zu. »Wahrscheinlich ist es nur ein altes Tagebuch, das jemand versteckt und vergessen hat.«
    Freddy erlaubte seinem Vetter, die Pistolen und den Säbel zu untersuchen, doch sein Blick kehrte immer wieder zu dem Buch zurück. Es war dick, in Leder gebunden und hatte eine silberne Schnalle, zu der einst ein kleiner Schlüssel gehört hatte. Was es auch enthalten mochte – der Gedanke, dass jemand es geschrieben hatte und dauerhaft verstecken wollte, machte ihn neugierig.
    Er wartete, bis Charlie vollkommen von dem Säbel in Anspruch genommen war, und legte das Buch wieder in sein Versteck. Das Rätsel um seinen Verfasser und den Inhalt zu lösen würde seine geheime Nachforschung sein, vorerst aber würde er sich mit dem richtigen Schatz zufriedengeben.

Drei
    Auf dem Blue Mountain Trail, eine Woche später
    N ach einigen Tagen hatte der Regen allmählich aufgehört, und Ruby konnte in der Frühlingssonne über die Schönheit ihrer Umgebung staunen, während sie langsam dem rauen Pfad über die Hochebene folgten. Der blaue Dunst, der dem Bergzug seinen Namen gab, spielte auf das duftende Öl der Eukalyptusbäume an, die auf den gezackten Gipfeln und in den tiefen Tälern wuchsen. Wasserfälle ergossen sich in dunkle Schluchten, und das Sonnenlicht zauberte Regenbögen in ihren Sprühnebel. Kriechender Efeu schlang glänzende grüne Tentakel durch hohe Farne und zarte Wildblumen, die helle Rinde der Eukalyptusbäume wetteiferte mit den

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