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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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niemand aus der Familie hatte ihr Glauben geschenkt. Was das tränenförmige Muttermal betraf, das ihr und ihrer Großmutter gemeinsam war – es war eine normale Erscheinung und bestimmt nichts, worüber man sich Gedanken machen oder was man hinterfragen musste.
    Von Sydney Town zur Watsons Bay, am selben Tag
    Harry und Oliver überwachten das Aufladen der Truhen und Taschen in einen Wagen, während die anderen sich in ein Hotel in der Nähe begaben, um den Nachmittagstee einzunehmen. Als schließlich alles zufriedenstellend verstaut und festgezurrt war, gaben sie dem Kutscher Anweisungen, und die beiden Familien traten die Fahrt nach Kernow House an.
    Harry blendete das Geräusch schnatternder Frauen und Jungen aus und betrachtete das vertraute Panorama, während sie an der Küste entlangrollten. Die Felsbuchten waren von hoch aufragenden Klippen geschützt, die ins tosende Wasser abfielen, hinter ihm dehnte sich Sydney aus. Der Anblick war imposant. Sie fuhren an der Rose Bay vorbei, und je näher sie der Watsons Bay kamen, umso mehr verkrampfte sich sein Magen.
    »Das Haus hat sich sehr verändert«, sagte Oliver, als könne er die ängstlichen Gedanken seines Bruders lesen. »Nach der Hochzeit mit George hat Mama das Haus vermietet, und die Mieter haben einige Änderungen vorgenommen. Amelia und ich haben noch weitere hinzugefügt, und ich glaube, du wirst nicht viel finden, was dich an die Vergangenheit erinnert.«
    »Mich hat es immer gewundert, dass du überhaupt darin wohnen wolltest«, sagte Harry, unfähig, seiner Stimme die Bitterkeit zu nehmen. »Wäre es nach mir gegangen, hätte man alles niedergebrannt.«
    »Mama hat es mir vermacht«, sagte Oliver ruhig, »und obwohl sie nie wieder darin gewohnt hat, war ihr klar, dass ich nur wenige Erinnerungen daran hatte, was sich dort zugetragen hat. Vergiss nicht, Harry, ich war noch ein kleiner Junge, als Papa …«
    Harry wandte sich ab. Sie waren beide noch klein gewesen, doch Oliver war an jenem schicksalhaften Tag nicht mit auf die Wildschweinjagd gegangen und hatte deshalb nicht mit angesehen, wie ihr älterer Bruder Charles durch eine Kugel aus dem Gewehr ihres betrunkenen Vaters starb. Und er hatte auch nicht das Gesicht ihrer Mutter gesehen, als sie zu begreifen versuchte, was geschehen war. Für Harry lebten diese Bilder jedoch weiter, und er fragte sich, ob er sie wohl jemals vergessen würde.
    Als die Kutsche den letzten Hügel erklommen hatte und zur Watsons Bay hinabfuhr, wartete Harry beinahe ängstlich auf den Anblick des Hauses. Und da stand es wie immer in gebührendem Abstand vom Strand. Mit großer Erleichterung stellte er fest, dass Oliver die Wahrheit gesagt hatte. Es hatte sich verändert.
    Das ursprüngliche Gebäude war rechteckig gewesen, doch in den letzten Jahren waren Flügel angebaut worden, und überder Haustür war ein Säulenvorbau entstanden. Eine Steintreppe führte hinab zu den leicht abfallenden Rasenflächen und gepflegten Blumenbeeten, und das weiße schmiedeeiserne Geländer des Balkons leuchtete in der zunehmenden Dunkelheit. Die alten Holzställe waren abgerissen worden, und an ihrer Stelle waren eine Reihe beeindruckender Sandsteinboxen erstanden, abgerundet durch einen Uhrenturm und einen sauber gepflasterten Hof. Auch für die Mauer, die wohl einen Küchengarten umfasste, war Sandstein verwendet worden, und am Rande der Koppel hatte man mehrere Holzhütten errichtet, die ohne Zweifel die Dienerschaft beherbergten.
    Auf dem Weideland ringsum, auf dem nun Pferde und Rinder grasten, waren Bäume gefällt worden, und als die Kutsche über die Kiesauffahrt rumpelte, erhaschte er einen Blick auf Fischerboote am Strand. »Jetzt sag nicht, du hast eine eigene Fangflotte«, spottete er.
    Oliver lachte, offensichtlich erleichtert, dass der peinliche Moment vorüber war. »Das ist ein Kerl namens Doyle«, erklärte er. »Vor fünf Jahren hat er da unten einen Laden aufgemacht. Er verkauft seine Fische direkt vom Boot. Ein Unternehmer, wie er im Buche steht – bald will er ein Restaurant eröffnen.«
    »Das erinnert mich an Cornwall«, erwiderte Harry, dem der Geruch nach Fisch in die Nase gestiegen war, mit Blick auf die Möwen, die sich um die Abfälle zankten.
    »Das ist keine schlechte Sache«, sagte Oliver. »Und es ist vorteilhaft, frischen Fisch auf dem Tisch zu haben, ohne dass man eine Dienstmagd auf den langen Weg in die Stadt schicken muss.«
    Die Kutsche hielt, und der beladene Wagen fuhr kurz darauf vor. Harry

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