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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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preisgeben.
    »Du bist weggelaufen, nicht wahr? Deshalb bist du hier draußen allein.« Sie nahm die Hand des Mädchens, spürte, wie es zitterte, und zog es an sich. Die Empörung über den Unbekannten, der so etwas Schreckliches getan hatte, war so groß, dass ihr die Worte fehlten. »Ist schon gut – jetzt bist du in Sicherheit. Du kommst mit mir, und niemand wird dich je wieder schlagen.«
    Schließlich beruhigte sich das Mädchen so weit, dass Ruby es loslassen und das Pferd holen konnte. Sie brauchte eine Weile, Kumali davon zu überzeugen, dass es vollkommen sicher sei aufzusteigen. Das Mädchen klammerte sich um Rubys Taille, und sie brachen auf.
    Als die Sonne über den Bergen unterging, erreichten sie die anderen. Der goldene Schimmer berührte die Gipfel und tanzte in der Staubwolke, die hinter den Männern und Tieren aufstieg. Ruby spürte, wie das Mädchen sich versteifte, je näher sie kamen. »Ist schon gut, Kumali«, flüsterte sie. »Ich werde gut auf dich aufpassen.«
    Die Männer spannten die Ochsen aus, und Duncan rollte die Stoffbahn aus, mit der die Schafe eingepfercht wurden. Niemand nahm Notiz von ihnen, als sie abstiegen und das Pferd an einen nahen Bach führten. Kumali hielt sich dicht an Ruby, ihr Blick wanderte zu den Männern, ihre Angst war spürbar.
    »Komm«, sagte Ruby kurz darauf. »Es wird Zeit, dass du James und die anderen kennenlernst.« Sie nahm sie an die Hand, lächelte ihr aufmunternd zu und führte sie auf die Lichtung. »Das ist Kumali«, sagte sie, als die Männer sich umdrehten. »Sie wird mit uns fahren.«
    James schob sich den Hut aus der Stirn, seine Miene war missbilligend. »Ich hoffe, du kannst kochen«, sagte er, »denn du wirst dir wie wir alle deinen Lebensunterhalt verdienen müssen.«
    »Kumali gut kochen«, murmelte Kumali mit gesenktem Kopf vor sich hin.
    »Das hier ist Duncan«, sagte Ruby und deutete mit einem Kopfnicken auf den mürrischen Schotten, der sie wütend anfunkelte. »Mach dir nichts aus ihm. Er ist nicht so griesgrämig, wie er aussieht«, flunkerte sie. Es hatte keinen Sinn, ihr zu sagen, dass Duncan grundsätzlich etwas gegen Frauen hatte.
    Kumali kicherte hinter vorgehaltener Hand, als Duncan das Gesicht verzog und davonstapfte.
    »Das ist Fergal«, stellte Ruby den Iren vor, der an seinen Hut tippte und fortfuhr, den Pferden Fußfesseln anzulegen. Als sie sich anschickte, die anderen Strafentlassenen vorzustellen, bemerkte sie, wie die Männer sich gegenseitig anstießen und das Mädchen mit Wollust in den Augen verschlangen.
    »Kumali steht unter meinem Schutz«, warnte sie. »Wenn ich euch in ihrer Nähe erwische, werdet ihr nach Sydney zurückgeschickt.«
    Bert Grayson wandte den Blick ab und trat von einem Fuß auf den anderen. Doch sein Gefährte, Wally Simpson, war aufmüpfiger. »Sie ist doch nur eine Eingeborene«, murrte er. »Sie können einen Mann nicht fürs Hinsehen bestrafen, und ich hatte seit Jahren keine Frau.«
    »Sie ist ein Kind! Ihr haltet euch von ihr fern«, fuhr Ruby ihn an. »Verstanden?«
    In seinen Augen stand Trotz, obwohl er mit den Schulternzuckte, und als er sich umdrehte, murmelte er vor sich hin. Ruby biss sich auf die Lippe. James hatte recht. Es würde Ärger geben. Wally und Bert musste man im Auge behalten und Kumali gut beschützen.
    Auf dem Weg ins Hunter Valley, Oktober 1849
    Jessie hatte sich an das Rumpeln und Schwanken des Wagens gewöhnt, nachdem sie tief ins Landesinnere vorgedrungen waren. Es kostete sie jedoch noch immer Überwindung, jeden Abend unter dem Wagen auf der Erde zu schlafen, denn davon bekam sie einen steifen Hals und Rückenschmerzen.
    Abel Cruickshank hielt sein Wort. Er und Tumbalong – ein Mann, der nicht viele Worte machte, die meisten davon unverständlich – hielten Abstand und schliefen auf der anderen Seite des Feuers, eingerollt in Decken; ihre Sättel benutzten sie als Kissen. Jessie war mit der Zeit klar geworden, dass der Besitz eines Gewehrs zur Verteidigung ihrer Ehre lächerlich war, denn die Männer beachteten sie tagsüber kaum und zogen es vor, miteinander zu plaudern oder stundenlang schweigend vor sich hin zu reiten, als sei sie Luft, was sie allmählich ärgerte.
    Verstohlen betrachtete sie Mr. Cruickshank. Seine aufgekrempelten Ärmel entblößten kräftige Arme mit hellen Härchen, die in der Sonne glitzerten, wenn seine Muskeln unter der gebräunten Haut arbeiteten. Die Bartstoppeln an seinem Kinn waren ebenso goldblond, hier und da mit derselben

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