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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Jungspunde im Tal dich zu Gesicht bekommen haben, und dann wirst du über dem Boden schweben bei all der Aufmerksamkeit, die dir zuteil wird.«
    »Ach, du meine Güte!«, ärgerte sich Jess. »Deshalb hab ich doch nicht den weiten Weg hierher gemacht! Ich will auf keinen Fall Ärger verursachen. Wenn Mr. Lawrence sich in den Kopf setzt, dass ich ungeraten bin, dann wird er mich ohne Empfehlung entlassen, und dann weiß ich nicht, wohin.«
    »Überlass Mr. Lawrence nur mir«, sagte Hilda finster. »Nicht, dass ich unanständiges Betragen dulden würde – auch ich habe meine Prinzipien, weißt du.« Sie grinste, als wolle sie Jessie zu verstehen geben, dass sie es nicht allzu genau nahm. »Du bist jung und hübsch, und es ist nur richtig, wenn du umworben wirst. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann greif zu, Herzchen!«
    »Das wird wohl kaum passieren«, seufzte Jessie. »Ich werde viel zu beschäftigt sein, aber vielen Dank für Ihre Unterstützung.«
    Hilda verzog das Gesicht und schüttelte den Dank ab. »Ich lebe hier schon seit Jahren; immer gibt es Tanzveranstaltungen und Ernten und irgendetwas zu feiern«, sagte sie. »Die Gegend hier ist zwar abgelegen, aber wir sorgen dafür, dass wir viele Gelegenheiten haben, uns zu treffen und zu tratschen. Wenn Taufen und Hochzeiten gefeiert werden, ermuntert man die Jungen, sich unter die Gäste zu mischen, und ob es Mr. Lawrence gefällt oder nicht, man wird von ihm erwarten, dass er deine Teilnahme erlaubt.«
    Flüchtig schoss Jessie das Bild durch den Kopf, wie sie mit Mr. Cruickshank tanzte, doch sie verdrängte es rasch.
    »Hast du schon den Vortrag über den Pferdedung zu hören gekriegt?« Als Jessie nickte, lachte Hilda laut auf. »Geh einfach darüber hinweg«, riet sie ihr. »Ich habe in der kurzen Zeit, die ich für ihn arbeite, auch nicht das Bedürfnis nach dieser Arbeit gehabt. Soll er doch seinen Dung selber schaufeln. Er könnte die Bewegung gebrauchen, wirklich.«
    Jessie stimmte in ihr Lachen ein, dankbar für ihre Freundschaft und Fröhlichkeit nach dem schrecklichen Empfang, den Mr. Lawrence ihr bereitet hatte. »Danke, dass Sie gekommen sind, Hilda. Ich habe mir schon sehr leidgetan.«
    Hilda nickte mitfühlend. »Im Moment ist alles neu und sehr fremd für dich, und es wird Zeiten geben, in denen du dich einsam und verdrießlich fühlst.« Sie lächelte. »Genau so ist es mirergangen, als mein Patrick gestorben war und mich hier draußen alleingelassen hat, deshalb verstehe ich dich.«
    »Das mit Ihrem Mann tut mir leid«, murmelte Jessie. »Haben Sie Kinder hier in der Nähe?«
    Hildas Miene wurde traurig. »Sie sind schon vor langer Zeit flügge geworden«, erklärte sie. »Der Älteste ist in Sydney, die anderen beiden unten in Melbourne. Ich bekomme sie nie zu sehen, aber sie schreiben gelegentlich.« Sie betrachtete Jessie mit warmherzigem Blick. »Doch ich habe allmählich das Gefühl, dass du gerade jetzt eine Freundin brauchst, und obwohl ich alt genug bin, um deine Mutter zu sein, glaube ich, dass wir hervorragend miteinander auskommen werden.«
    »Ich auch.« Jessie war klar, dass Hilda sich nach ihren Kindern sehnte und in ihr eine Chance sah, wieder jemanden zu bemuttern.
    »Ich mache lieber mal weiter«, murmelte Hilda und schaute auf die kleine Uhr, die sie an ihr Oberteil gesteckt hatte. »Mr. Lawrence hält es sehr genau mit dem Abendessen um Punkt sechs.«
    »Ich brauche nicht lange, um mich anzuziehen«, versicherte Jessie ihr.
    »Das Beste, was du damit anfangen kannst, ist, es in eine Schublade zu stecken und zu vergessen«, sagte Hilda mit Blick auf das Korsett. »Und ich rate dir, von diesen Unterröcken ein paar wegzulassen, auch deine Strümpfe. Das wird niemandem auffallen, nicht hier draußen.«
    Jessie starrte ihre neue Freundin aus weit aufgerissenen Augen an. »Aber das ist nicht anständig.«
    »Bei der Hitze wärst du schön dumm, wenn du es anders machen würdest«, entgegnete Hilda beherzt. »Du hast eine gute Figur, und es besteht überhaupt kein Grund, sich wie ein Huhn zu verschnüren, kurz bevor es geschmort wird – und schmoren wirst du, denk an meine Worte.«
    »Aber Mr. Lawrence …«
    »Dem wird das nicht auffallen. Der schaut den Frauen nur ins Gesicht.« Sie tätschelte Jessies Arm. »Ich gehe jetzt, damit du fertig wirst, Herzchen, und denk dran, du bist hier draußen nicht allein. Jetzt hast du mich.«
    Jessie war schon wieder den Tränen nahe, als die ältere Frau die Tür schloss. Hildas

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