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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die verrosteten Töpfe und Pfannen. Mr. Cruickshanks Warnung fiel ihr ein, und sie beäugte wachsam den Holzstoß.
    Der abgelegene Holzschuppen war der Abtritt. Jessie spähte in das Loch im Boden, betrachtete den einzigen Holzsitz und schlug die Tür wieder zu. In Newlyn hatte sie Schlimmeres gesehen, doch der Gedanke, dass in der Dunkelheit vielleicht giftige Viecher lauerten, jagte ihr Angst ein.
    Der Schlüssel für die Kirchentür ließ sich leicht im Schloss drehen, und sie trat ein. Der Raum war schlicht mit Bankreihen ausgestattet; auf einem Tisch vorn stand ein einfaches Kreuz. Weder Buntglas noch verzierte Betkissen waren vorhanden, noch Blumen, die den Altar schmückten – nur die eingefangene Hitze des Tages, die vertraute Stille und das weiche Licht, das durch die geschlossenen Fensterläden drang.
    Noch immer war von der ominösen Mrs. Blake nichts zu sehen, und obwohl Jessie vor der zweiten Kate zögerte, hatte sie nicht den Mut anzuklopfen. Über dem grünen Laubdach der Bäume stieg eine Rauchfahne auf, und Jessie fragte sich, wie viele Eingeborene dort drüben lebten und was sie den ganzen Tag machten.
    Sie kehrte in ihr stilles Zimmer zurück, ließ sich auf den Stuhlfallen und schaute aus dem Fenster auf Mr. Lawrence’ Rosen und dahinter auf Himmel und Land, die sich bis ins Unendliche erstreckten. Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit legten sich erdrückend auf sie, und als die Tränen kamen, ließ sie ihnen freien Lauf.
    Jessie hatte sich vor Erschöpfung in den Schlaf geweint, und als sie schließlich die trüben Augen aufschlug, dauerte es einen Augenblick, bis ihr einfiel, wo sie war. Dann wurde ihr die Wirklichkeit bewusst, und sie fiel zurück auf das Kissen.
    Das Klopfen an der Tür war leise, und hätte Jessie noch geschlafen, dann hätte sie es nicht gehört. »Einen Moment, bitte!«, rief sie, zog sich hastig einen lockeren Morgenrock über und brachte ihre Frisur in Ordnung. Das verhasste Korsett hatte sie mit dem von der Reise fleckigen Kleid über die Stuhllehne geworfen, doch sie hatte keine Zeit, sich wieder anzuziehen, und sie hoffte nur, dass es nicht Mr. Lawrence war, der draußen vor der Tür stand.
    »Wer ist da?«, rief sie.
    »Ich bin’s nur, Verehrteste. Tut mir leid, wenn ich Sie wecke, aber in einer halben Stunde gibt es Abendessen, und ich wollte nicht, dass Sie an Ihrem ersten Abend zu spät kommen.«
    Jessie blickte in ein rundes Gesicht mit lebhaften braunen Augen, als sie die Tür öffnete. »Mrs. Blake?«
    »Das bin ich, Kleines, aber du kannst Hilda zu mir sagen, wenn seine Lordschaft nicht in der Nähe ist.« Sie segelte, den Busen als Bug vorneweg, wie eine Galeone ins Zimmer.
    »Ich heiße Jessie.«
    »Ja, das weiß ich.« Die ältere Frau lächelte. »Ich habe mich schon auf dich gefreut, seitdem ich gehört habe, dass du kommst.« Sie schaute sich im Raum um. »Du hast es dir schön gemacht«, sagte sie mit anerkennendem Kopfnicken. »Das Tuch gefällt mir.«
    »Das hat meiner Großmutter gehört«, sagte Jessie leise, dievon dieser geschäftigen Fröhlichkeit überwältigt war. »Danke, dass Sie mich geweckt haben. Ich war so müde, wahrscheinlich hätte ich bis morgen früh durchgeschlafen.«
    »Ich weiß, Schätzchen.« Die braunen Augen betrachteten sie freundlich. »Das war ein weiter Weg für ein so junges Ding, und ich bewundere deinen Mut.«
    »Mr. Cruickshank könnte über meinen Mut mit Ihnen streiten.« Sie kicherte und erzählte Hilda von der Echse.
    Hildas Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, ihre Augen schauten sie wissend an. »Sieht so aus, als hättest du in Mr. Cruickshank einen Freund gefunden«, sagte sie und legte den Kopf schief wie ein neugieriger Spatz. »Er ist alleinstehend, weißt du, und mit seinem Weinberg ein guter Fang.«
    Jessie errötete. »Er ist ein netter Begleiter, mehr nicht«, protestierte sie.
    »Sieht aber gut aus, das musst du zugeben.« Hilda stieß ihren Arm an. »Zwecklos, es vor mir zu verbergen, Herzchen, ich kann eine Romanze schon von weitem riechen.«
    Jessie merkte, dass diese Unterhaltung außer Kontrolle geriet. »Eine Romanze wird es nicht geben, Hilda«, sagte sie nachdrücklich. »Mr. Lawrence hat es verboten, und ich habe mich mit seinen Bedingungen einverstanden erklärt, wenn auch widerwillig.«
    »Hm.« Die Arme waren unterhalb des Busens fest verschränkt. »Mr. Lawrence und seine albernen Regeln! Er wird feststellen, dass es unmöglich ist, dich zu verstecken, sobald die

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