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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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durchweicht war, und als Jessie sich schließlich aufrichtete und die Szene überschaute, wurde ihr klar, dass sie auf diesem Dach sterben könnten, denn wohin sie auch blickte, sah sie ein Meer aus wirbelndem braunem Wasser. Fässer und Äste sausten vorüber, dazu tote Kängurus, Wagenräder, sogar eine Außentoilette – unversehrt bis hin zum Mahagonisitz.
    Sie begann zu zittern, denn das Feuer ihres Fiebers setzte wieder ein. Kein Lebenszeichen war zu entdecken, und es hatte den Anschein, als wären sie dazu verdammt, hier oben zu bleiben, bis das Wasser zurückging – und das konnte Tage, vielleicht sogar Wochen dauern.
    Jessie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie wurde immer wieder ohnmächtig und hatte lebhafte Träume. Das Fieber wütete in ihr, ihr war fast unerträglich heiß, dennoch zitterte sie vor Kälte, was durch den endlos platschenden Regen nur noch verstärkt wurde.
    Sie war sich der beiden anderen bewusst, die nah am Schornstein kauerten, nahm das graue Tageslicht wahr und die tiefe Dunkelheit der Nacht, doch trotz der Aufmunterung durch Hilda und Mr. Lawrence und der Versuche, sie vor dem Regen abzuschirmen, war ihr inzwischen einerlei, was mit ihr geschah. Abel war nicht gekommen, und sie hatte ihre Reisetasche verloren und damit ihren wertvollsten Besitz – das Umhängetuch ihrer Großmutter.
    »Jessie, sieh mal, da kommt jemand. Endlich werden wir gerettet.«
    Sie hob die schweren Augenlider und spähte ins Zwielicht. Hoffnung keimte in ihr auf, es könnte Abel sein, doch als die Gestalten im Ruderboot näher kamen, erkannte sie Gerhardt von Schmidts Blondschopf, hörte ihn rufen und wusste, dass Abel sie vergessen hatte. Sie schloss die Augen wieder und war sich nur vage der starken Arme bewusst, die Gerhardt um sie legte, und der knarrenden Ruder und des schaukelnden Bootes, das sie davontrug.
    Eden Valley, Oktober 1850
    Als Ruby wach wurde, war es merkwürdig still. Sie lag neben James und fragte sich verwirrt, woran es liegen könnte. Dann wurde es ihr klar, und sie stieß ihn an. »Es hat aufgehört zu regnen«, rief sie, warf die Decken zurück und sprang aus dem Bett. »Und sieh dir den Himmel an – er ist wieder blau!«
    Von ihrem Ruf geweckt, gesellten die anderen sich am Eingang zu ihr. »Dem Herrn sei Dank!«, brummte Fergal und kratzte sich den Bart. »Ich dachte schon, wir würden ewig hier festsitzen.«
    »Ich auch«, knurrte James und zog sich eilig eine Hose über die wollene Hemdhose. »Kommt, ihr beiden, wir wollen rausgehen und nachsehen, was aus der Herde geworden ist.«
    Ein kurzes Durcheinander entstand, als Duncan und Fergal nach Hemden, Hüten, Hosen und Mänteln suchten und sich anzogen.
    Violet, im Schlaf gestört, begann zu wimmern. Ruby nahm sie auf, warf einen Blick zur hochschwangeren Kumali hinüber und runzelte die Stirn. »Gehst du mit?«
    Kumali nickte.
    »Du wirfst das Kind lieber nicht, wenn wir da draußen sind«, sagte James rundheraus. »Wir haben genug damit zu tun, die Bande zusammenzutreiben.«
    »Ich kümmere mich um sie, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Duncan und funkelte ihn wütend an.
    »Dann sieh nur zu«, entgegnete James.
    Die Spannungen hatten im Lauf der vergangenen Wochen zugenommen, denn James hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass er sein Haus nicht mit einer Eingeborenen teilen wollte und schon gar nicht mit ihrer Schwangerschaft einverstanden war. Einzig und allein Duncans mildem Gemüt und seiner Unerbittlichkeit in Bezug auf die Sicherheit seiner Frau war es zu verdanken, dass es nicht zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen war.
    Vermutlich sollte Ruby dankbar sein, dass Duncan seine Hunde nicht ganz so sehr am Herzen lagen, denn sie waren in einen nahen Unterschlupf aus geflochtenen Weidenzweigen verbannt worden. Rasch wechselte sie das Thema. »Wollt ihr frühstücken?«
    »Wir essen unterwegs«, erklärte James und schnürte seine Stiefel. »Ich habe wochenlang in dieser verdammten Hütte festgesessen und brauche Platz und« – er funkelte Kumali an – »frische Luft, weitab vom Gestank hier drinnen.« Er nahm den Hammelbraten aus dem Fleischtopf, das klamme Brot vom Tisch und steckte es mit einem Päckchen Tee, einer Dose Sirup und einem Feldkessel in seine Satteltasche. Er drückte Rubyeinen flüchtigen Kuss auf die Wange und rannte beinahe zur Tür hinaus.
    Ruby hielt die strampelnde Violet auf dem Arm und sah den anderen nach, die ihm folgten. Aufgeregtes Bellen begrüßte sie aus dem

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