Legion der Morgenroete
höchstwillkommenen Präsente danken", wandte Graf Brass sich an ihn. „Dürfen wir Euch noch mit einer Frage belästigen?"
„Ihr stellt alle zu viele Fragen, würde ich sagen", brummte Fank. „Aber wir, auf den Orkneyinseln, sind ziemlich mundfaul. Nun, so fragt, Freund Brass, ich werde mein Bestes tun, Euch zu antworten, falls die Frage nicht zu persönlich ist."
„Wißt Ihr, wieso die Kristallmaschine zersprang? Was die Ursache war?"
„Ich nehme an, daß Lord Taragorm, Herr des Zeitpalasts in Londra, herausfand, wie sie zu zerstören war, nachdem er erfahren hatte, woher sie stammte. Er hat viele antike Nachschlagwerke, die er konsultieren kann. Zweifellos konstruierte er eine Uhr, deren Gongschläge durch die Dimensionen zu dringen und aufgrund ihrer Frequenz und Stärke imstande sind, Kristall zum Zerspringen zu bringen. Das war auch, glaube ich, die einzige Waffe gegen die Menschen von Soryandum, von denen ihr die Maschine bekommen habt."
„Also war es das Dunkle Imperium, das uns zurückgeholt hat", murmelte Hawkmoon. „Ich verstehe dann nur nicht, weshalb sie uns nicht erwarteten."
„Vielleicht eine innerpolitische Krise", meinte Orland Fank. „Lebt wohl, meine Freunde. Ich habe das Gefühl, daß wir uns bald wiedersehen werden."
5. FÜNF HELDEN UND EINE HELDIN
Als sich die Tore hinter Fank schlossen, kam Bowgentle mit nachdenklicher Miene und schleppenden Schrittes die Treppe herunter.
„Was hast du denn, Bowgentle?" fragte Graf Brass besorgt. Er ging ihm entgegen und legte die Hand auf den Arm des Freundes. „Du siehst sehr beunruhigt aus."
Bowgentle schüttelte den Kopf. „Nicht beunruhigt - entschlossen. Ich bin zu einer Entscheidung gekommen. Es ist schon viele Jahre her, seit ich eine Waffe, größer als einen Schreibstift, schwang und etwas Schwereres mit mir herumtrug als abstrakte philosophische Probleme. Nun bin ich bereit, stählerne Waffen in die Hand zu nehmen. Ich werde mit euch reiten, wenn Ihr gegen das Dunkle Imperium ins Feld zieht.
„Aber Sir Bowgentle", warf Hawkmoon ein. „Ihr seid doch kein Krieger. Ihr seid unsere Stütze mit Eurer Güte und Weisheit. Das bedeutet uns mehr als Eure Waffenhilfe."
„Aber dieser Kampf wird der letzte überhaupt sein, ob wir nun siegen oder verlieren", erinnerte ihn Bowgentle. „Wenn ihr nicht zurückkehrt, habt ihr keinen Bedarf für meine Weisheit, und kommt ihr doch heim, werdet ihr meinen Rat kaum brauchen, denn dann seid ihr die Männer, die das Dunkle Imperium zerschlugen. Deshalb nehme ich das Schwert. Einer von diesen Spiegelhelmen wird mir passen, ich bin überzeugt davon. Der mit dem schwarzen Kamm."
Hawkmoon trat zur Seite, als Bowgentle den Helm hochhob. Langsam zog er ihn über den Kopf. Er paßte genau. In seiner glänzenden Oberfläche konnten sie sehen, was Bowgentle sah - ihre eigenen Gesichter, voll Bewunderung für ihn.
D'Averc trat als erster auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Sir Bowgentle", versicherte er ihm, „einmal Seite an Seite mit jemanden von Eurer Weisheit zu streiten."
Hawkmoon runzelte die Stirn. „Wir sind selbstverständlich einverstanden, wenn es wirklich Euer Wunsch ist, Sir Bowgentle, und freuen uns über Eure Begleitung. Aber für wen, glaubt Ihr, ist der sechste Helm bestimmt?"
„Für mich!"
Die Stimme klang hell und fest. Hawkmoon drehte sich um und starrte seine Frau ungläubig an.
„Nein, er ist nicht für dich, Yisselda."
„Wie kannst du so sicher sein?"
„Nun."
„Sieh ihn dir doch an - den Helm mit dem weißen Kamm. Ist er nicht kleiner als die anderen?
Wie für einen Knaben - oder eine Frau."
Widerwillig nickte Hawkmoon.
„Und bin ich nicht Graf Brass' Tochter?"
„Das bist du."
„Und reite ich vielleicht schlechter als ihr?"
„Durchaus nicht."
„Und habe ich als junges Mädchen nicht in der Arena als Stierkämpferin Ehren errungen? Habe ich mich nicht im Wettkampf mit den Hütern der Kamarg mit Axt, Schwert und Flammenlanze ausgezeichnet, Vater?"
„Das ist wahr. Sie beherrscht alle diese Disziplinen", mußte Graf Brass zugeben. „Aber das allein genügt nicht für einen Krieger."
„Bin ich nicht stark?"
„Ja - für eine Frau.", erwiderte der Burgherr. „Sanft und stark wie Seide, glaube ich, bezeichnete es ein Poet." Er warf einen leicht amüsierten Blick auf Bowgentle, dessen Gesicht sich verlegen färbte.
„Ist es vielleicht Ausdauer, an der es mir mangelt?" fragte Yisselda mit blitzenden Augen.
„Nein
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