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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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wichtige Dinge: Die Knochen waren in dem schwarzen Leinenbeutel, und der Zauberer konnte keine Gedanken lesen.
    Als Davot das Fläschchen ins Abendessen der Königin entleerte, wusste er nicht, dass es nur Wasser mit einem Blutstropfen Dars enthielt. Er war zu erleichtert, um einen Unterschied zu bemerken. »Ein gebratenes Herz, hat er gesagt? Du liebe Güte! Der bringt es fertig und verlangt mein eigenes!« Er musterte den großen violetten Punkt rings um Dars durchstochene Vene. »Bist ’n mutiges Mädel, wirklich. Nicht jeder kehrt aus dem Turm zurück.«

35

    MUTH MAUK entdeckte das Blutströpfchen in ihrer Mahlzeit und ließ sich Dars Begegnung mit Othar erzählen. Danach berichtete sie, wie Othar sie während eines Besuches beim alten König Kregant in die Falle gelockt hatte. »Ich wurde krank, und auch alle anderen Angehörigen meines Gefolges. Der Washavoki Othar war ein großer Heiler. Damals hat nichts Bösartiges sein Gesicht entstellt. Er gab uns allen seinen Zauber, doch außer mir überlebte niemand. Alle Mütter, die mich besuchten, erkrankten und starben. Um sie zu verschonen, ging ich in diesen Raum. Dann starb der alte König, und Nebel füllte meinen Kopf. Ich konnte Traum und Wachsein nicht mehr unterscheiden. Der Washavoki Othar gab mir Worte ein, und ich sprach sie aus.« Muth Mauk wirkte erschüttert. »Also habe ich das Böse über die Söhne und Mütter gebracht.«
    »Bösewichte können das Gute verdrehen, wenn es ihren Zwecken dient. Mach dir keine Vorwürfe, Tante.«
    »Ich muss mich dem Bösen, dass ich verursacht habe, widersetzen. Wann können wir gehen, Dargu?«
    »Ich weiß es nicht. Ich muss noch einen Weg finden.«

    »Du musst dich beeilen.«
    Muth Mauks Drängen drückte schwer auf Dars Brustkorb. Wie kann ich Eisentore, Steinmauern und verschlagene Zauberei überwinden? Ich habe trügerische Hoffnungen in ihr geweckt. Doch sie sprach ihre Zweifel in Gegenwart der Königin nicht aus. Sie log auch nicht. »Ich werde es versuchen«, sagte sie.
     
    Als Othar im Dunkeln saß, kam ihm ein Gedanke. Du hättest das Mädchen töten sollen. »Das hätte ich auch getan, aber wer hätte dann das Fläschchen abgeliefert?«, sagte er in die Finsternis hinein. War das klug? Vielleicht sollte er die Knochen befragen. Doch dies erforderte ein weiteres Opfer, und er bezweifelte, dass es die Sache wert war. Die Knochen waren wieder vage geworden. Früher hatten sie sich immer so bewegt, als wehe ein Wind aus einer anderen Welt sie hin und her, doch nun war der Wind wie ein wirbelnder Strudel, der nur Verwirrung stiftete. Othar hatte den Eindruck, dass er sich im Mittelpunkt eines Sturms oder – wahrscheinlicher — eines Machtkampfes befand. Zwar war vieles unverständlich, was die Knochen sagten, doch eins stand fest: Die Bedrohung war nahe; sehr nahe.
    »Ja, ich hätte sie töten sollen«, sagte er vor sich hin. »Morgen werde ich es tun. Ich werde nach ihr schicken lassen und die Sache erledigen.« Er lächelte. Er hatte schon lange keine Frau mehr umgebracht. Es würde bestimmt vergnüglich werden.
     
    Als Dar in die Küche zurückkehrte, war es spät, und die Öllampe brannte nicht mehr. Der riesige Raum wurde nur von den Feuerstellen und dem bleichen Mondlicht vor den Fenstern erhellt. Dar stellte den Korb ab. Sie war zu müde, um jetzt noch zu spülen. Als sie sich zu Beas Bett vortastete, ließ ein leises Geräusch sie innehalten.

    »Sevren?«
    Stille.
    Es muss Knirps sein, dachte Dar. Sie griff nach der Matratze, setzte sich vorsichtig hin, um Bea nicht aufzuwecken, und zog ihre Schuhe aus. Sie wollte sich gerade hinlegen, als sie etwas Feuchtes und Klebriges berührte. Dar begutachtete ihre Hand in dem matten Licht, das eine nicht weit entfernte Feuerstelle spendete. Blut! Dar schüttelte die reglose Putzmamsell. »Bea? Bea!« Ihre Leiche war schon kalt.
    Dar hörte Schritte. Die Gestalt eines Mannes war kurz vor den Fenstern als Umriss zu sehen. Er war nicht weit weg. »Deine Freundin war zwar nicht sehr helle, aber reden konnte sie.«
    »Kol?«
    »Du erkennst meine Stimme also wieder? Ich bin gerührt.«
    Dar war gerade im Begriff, sich aufzurichten, als ein peitschender Wind durch die Luft pfiff und über ihrem Kopf einen Knall erzeugte. »Hinsetzen!« Dar sackte auf der Matratze zusammen. »Ich hab dich absichtlich verfehlt; tu also nichts Dummes.«
    Dar wünschte sich, sie hätte ihren vergrabenen Dolch oder wenigstens ein Küchenmesser, doch die Klingen wurden am anderen Ende

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