Legionare
Seitentür hinein.
Im Inneren herrschte Dunkelheit, doch Sevren kannte sich aus. Er betrat einen Verschlag, schob Kisten beiseite und räumte den Zugang zu einem kleinen Loch in der Wand. »Leider müssen wir kriechen. Ist Ihre Majestät dazu imstande? «
»Hai«, raunte die Königin.
Sevren verneigte sich vor Muth Mauk, dann krabbelte er in
das Loch hinein. Dar hörte ihn ein Stück weit robben. »Der Weg ist frei«, flüsterte er.
Dar und die Königin schlossen sich ihm an und standen bald darauf außerhalb der Palastmauer in einem Zwinger. Sevren führte sie in eine dunkle Ecke, ehe er das Loch verdeckte. »Nur Gardisten und ihre Damen kennen diesen Durchschlupf«, erklärte er. Während Dar sich fragte, wie viele Frauen wohl schon mit ihm hier durchgekrochen waren, betrat er einen Schuppen. Er kehrte mit einem zweirädrigen Mistkarren zurück und verbeugte sich tief vor der Königin. »Der Karren stinkt, aber er kann euch sicher durch die Straßen befördern.«
Die Königin lächelte. »Heute Nacht ist es klüger, schnell zu sein statt gut zu duften.«
Sevren hob die Königin auf den Karren, häufte Stroh über sie, packte die Griffe des Gefährts und schob es so schnell wie möglich voran, ohne allzu viel Lärm zu verursachen. Dar lief mit. Während Sevren den Karren durch die gewundenen Straßen rollte, blickte er besorgt zum Himmel hinauf. »Bald steigen die Leute aus den Federn.«
Schließlich kamen sie zu einem Durchgang in der dicken städtischen Ringmauer. Es war ein enger Stollen mit dem Durchmesser einer gewöhnlichen Tür. In einer Wandhalterung brannte eine Fackel. Sevren näherte sich dem Durchgang von der Seite. »Da steht jemand«, sagte er leise. »Bleib außer Sicht, Dar. Ich brauche deinen Dolch.« Dar überließ ihm die Waffe. Sevren versteckte sie unter seinem Wams, dann betrat er den Durchgang. An die Mauer geschmiegt, lauschte Dar seiner Stimme. »Heda, Wachmann. Königliche Garde. Ist heute Nacht irgendwer hier durchgekommen?«
»Ein Murdant. Kurz nach Mitternacht.«
»Warum hast du ihn nicht aufgehalten?«
»Ich kannte ihn. Er gehört zu einem Regiment.«
»Das ist doch keine Begründung.«
»Sei mal nicht so streng. Seit wann halten wir …« Der Mann verstummte mitten im Satz und stieß ein Ächzen aus. Dann hörte Dar ihn zusammensacken. Die Fackel im Stollen erlosch. Sevren kam heraus. Er händigte ihr den Dolch aus. »Der Weg ist frei«, wiederholte er.
Hinter der Pforte am anderen Ende des Stollens sah Dar die Leiche des Wächters liegen. »Du solltest nun verschwinden«, empfahl sie Sevren. »Du hast genug gewagt.«
Sevren zögerte.
»Geh«, sagte Dar zärtlich. »Reite im Frühjahr in den Süden. Kauf ein Gehöft und vergiss mich. Ich bin nur auf der Durchreise.« Sie umarmte Sevren und küsste seine Lippen.
Während Dar die Königin aus der Stadt führte, schloss Sevren hinter ihnen die Pforte.
Am Nachthimmel bemerkte man eine schwache Andeutung ersten Morgenlichts, doch die Landschaft lag noch finster und leer vor ihnen. Dar konnte die Mauer des Feldlagers und dahinter die Hügel unterscheiden, aber sonst war kaum etwas zu erkennen. Falls Zna-yat nach ihnen Ausschau hielt, war die Entfernung noch zu groß.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte sie.
»Gut«, antwortete Muth Mauk.
Schon nach kurzer Strecke holte die Königin immer schwerer Luft. Bald rasselte und pfiff jeder Atemzug. Inzwischen hatte der Himmel sich im Osten rosa verfärbt. Dar erkannte, dass man sie von der Stadtmauer erspähen konnte und die einzige Hoffnung wohl in der Rettung durch die Orks lag. Ihr Blick suchte das Feldlager ab, doch sie sah keinen Ork. Plötzlich verharrte Muth Mauk.
»Was ist?«, fragte Dar.
»Washavoki.«
Dar schaute sich um, sah aber nichts. »Bestimmt?«
»Hai. Fünf laufen. Einer reitet ein Pferd.«
Nun hörte Dar den Hufschlag und gewahrte einen Reiter. Noch war er ziemlich weit entfernt, aber er schlug einen Bogen, um ihnen den Rückweg zur Stadt abzuschneiden. Anscheinend war ihm nicht bewusst, dass die Königin kaum gehen konnte. Dar nahm an, dass Kol der Reiter war. Ob er durch schieres Glück auf sie aufmerksam geworden war oder sie durch geduldiges Lauern abgefangen hatte, spielte keine Rolle: Ihr Schicksal war besiegelt. Dar blieb stehen. Der Hufschlag wurde langsamer.
Wenig später sah sie Söldner auf der Straße. Sie liefen auf sie zu. »Keine Bange, Tante. Sie wollen nur mich. Dich bringen sie in dein Gemach zurück.«
»Thwa. Ich kehre nicht
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