Legionare
Hochländler, die ihr nachgestellt hatten, waren aufgeblasen und lüstern gewesen. Sevren war nichts von beidem.
Trotz seiner Höflichkeit und der Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte, verzehrte Dar sich noch immer nach Kovok-mah. Sie hatte ihm schon vergeben, denn sie wusste, dass er seiner Muthuri gehorchen musste. Die Endgültigkeit ihrer Trennung machte ihr das Herz schwer. Um sich von dieser Depression abzulenken, konzentrierte sie sich darauf, der Königin beizustehen.
Am achten Tag ihrer neuen Position erwartete Muth Mauk Dar im Türrahmen. Ein Blick ins wache Gesicht der Königin reichte, und Dar wusste, dass ihr Verstand wieder klar
war. Muth Mauk begutachtete den Korb. »Rieche ich da Muthtufa?«
»Hai, Tante. Es hat den ganzen Tag auf kleiner Flamme gekocht. « Die Königin nahm Platz, und Dar servierte ihr eine Portion des Eintopfs. »Essen ist Muth’las Geschenk.«
»Shashav, Muth’la.« Die Königin kostete das Muthtufa und lächelte ironisch. »Dein Geist ist urkzimmuthisch, aber deine Zunge und deine Nase sind noch immer washavokisch. Man merkt es daran, wie du kochst.«
Dar verbeugte sich. »Ich bin noch neu in diesem Gewerbe. «
»Hai, aber Muth’la hat dich auch nicht zum Kochen hergeschickt. Ich erinnere mich nur schwach an unsere erste Begegnung, aber eins weiß ich noch: Du hast gesagt, du bist gekommen, um mich zu retten.«
»So ist es, Tante.«
»Erzähle mir deine Geschichte, Dargu-yat. Lass nichts aus. Ich muss alles wissen.«
Dar berichtete von ihrer Kindheit und wie sie zum Militär gekommen war. Sie sprach darüber, dass die Menschen sie misshandelt und Kovok-mah ihr Zuflucht gewährt hatte. Sie berichtete von ihren ersten Visionen, von Zna-yats Versuch, sie zu ersäufen, und von ihrer Rettung durch den Baum. Dar rief sich auch die Schlacht im Tal der Kiefern in Erinnerung zurück — und den in ihr ausgelösten Zorn. Sie berichtete von ihrem langen Marsch mit den Orks und wie es dazu gekommen war, dass sie Zna-yat in den Nacken gebissen hatte. Sie beschrieb jede Einzelheit ihrer Begegnung mit Velasa-pah, sprach jedoch erst über das Becken in Tarathank, als die Königin ihr Zögern bemerkte und sie dazu ermutigte. Erst spät am Abend war Dar mit ihrer Geschichte fertig.
Muth Mauks gelbe Augen musterten Dar durchdringend.
»Ich glaube, dass Muth’la deinen Weg vorherbestimmt hat, Dargu-yat. Aber du hast beschlossen, ihn zu gehen. Man muss das Gute wählen . Ich bin stolz darauf, dass du meine Nichte bist.«
»Shashav, Tante.«
»Jetzt bin ich an der Reihe, meine Wahl zu treffen. Wenn du mich von hier fortbringen kannst, gehe ich mit.«
Am nächsten Tag tauchte ein Stadttorwächter mit einer Botschaft für Davot auf. »Am Tor stehen zwei Pissaugen, die was für dich haben«, sagte er. »Sie wollen ’n Mädchen, das es abholen kommt.« Davot rief nach Dar und schickte sie mit dem Torwächter zu den Orks.
Dar wäre zwar lieber mit Sevren als Eskorte gegangen, doch in der Gegenwart einer Torwache war es wohl besser, nicht nach ihm zu verlangen. Sie wollte den Mann nicht misstrauisch machen, denn normalerweise führten Mägde alle Befehle aus.
Der Wächter begleitete sie vors Stadttor, wo die Orks warteten. Einer der beiden war Zna-yat. Der andere war Kovok-mah. Ihn nur zu sehen, erweckte in Dar schmerzhafte Gefühle. Ihrer Meinung nach sah er so unbehaglich aus, wie sie sich fühlte. Sie sprach Zna-yat auf Orkisch an. »Warum ist er mitgekommen? «
»Er kann mit den Washavoki sprechen. Ich kann es nicht.«
Dar sagte auf Orkisch zu Kovok-mah: »Sag dem Washavoki, dass Zna-yat mir zeigen möchte, was er mitgebracht hat.«
Während Kovok-mah dies tat, sagte Dar leise zu Zna-yat: »Zeig mir beim Reden die Gewürze.«
Zna-yat öffnete den Sack und deutete auf die verschiedenen Kräuter. »Welche Botschaft hast du für mich?«
»Der Washavoki-Zauberer hat die Königin vergiftet. Ihr Geist war nicht klar, aber ich habe ihn geheilt. Ich will sie aus der Stadt bringen.«
»Wann?«
»Ich weiß nicht. Ich hoffe, bald. Ich kann nur sagen: Behalte die Stadt nachts im Auge. Wenn die Königin kommt, müssen die Söhne sie beschützen.«
»Aber wir sind hinter Mauern eingeschlossen.«
»Sag den Washavoki-Söldnern, du bist krank. Sag, du musst hinaus, damit die Krankheit sich nicht ausbreitet.«
Wie Dar gehofft hatte, begriff Zna-yat den Sinn dieser Täuschung. »Und wenn ich die Königin sehe?«
»Nimm heimlich Waffen mit hinaus. Erschlag die Lagerwachen und öffne das
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