Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
Stimme.
    Dar öffnete die Tür und betrat einen Raum. Obwohl er voller brennender Kerzen war, war er kaum heller als das dunkle Treppenhaus. Das blasse Licht wurde von dem polierten Holz und den golddurchwirkten Gobelins reflektiert, doch die prächtige Einrichtung betonte die Düsterkeit nur umso mehr. Der Zauberer saß in einem wie ein Thron verzierter Sessel und las in einer verstaubten Schriftrolle. Er schaute auf. »Ja?«
    Dar neigte den Kopf. Sie machte den Versuch, Entsetzen vorzutäuschen, und stellte fest, dass sie es gar nicht vorzutäuschen brauchte. »Die Küche schickt mich, Herr; ich soll den Heilzauber für die Königin holen.«
    »Schau mir in die Augen!«, bellte der Zauberer.
    Dar gehorchte. Sein Gesicht war jung, doch verwittert: Die Verschlagenheit hatte sich in seine Züge eingegraben. Seine dunklen Augen schauten Dar an; zwar erweckten sie den Anschein von Leblosigkeit, doch sie sahen gut. Dar fürchtete, dass seine Augen Löcher waren, in die ihr Geist vielleicht hineinstolpern und sich in alle Ewigkeit verlieren konnte. »Für den heutigen Abend wurde längst ein Fläschchen zubereitet«, sagte der Zauberer mit eisiger Stimme. »Sag mir, was damit passiert ist, Mädchen.«
    »Es ist heruntergefallen.«
    Als der Zauberer wieder das Wort ergriff, war seine Stimme leiser und bedrohlicher. »Wer hat es fallen lassen?«
    Dar wollte schlucken, doch ihre Kehle war trocken. »Eine Magd. Ich weiß nicht, wie sie heißt. Man hat sie bewusstlos geprügelt und dann mich geschickt.« Sie wartete darauf, dass der Zauberer die Wahrheit in ihren Gedanken las und sie auf
irgendeine grässliche Weise bestrafte, doch sie wich seinem Blick nicht aus.
    Ein dünnes Lächeln umspielte Othars Lippen. »Wer diese Magd auch verprügelt hat, er hat ihr einen Gefallen getan. Komm mit. Du kannst mir bei dem neuen Zauber helfen.«
    »Ein Niemand wie ich soll Euch helfen, Herr?«
    Othar grinste boshaft. »Ja. So wie ein Stück Holz dem Feuer hilft.« Er stand auf, packte einen Kandelaber und öffnete die Tür zu einem Nebenraum. »Folge mir. Und fass nichts an.«
    Dar betrat einen fensterlosen Raum. Er roch nach Blut und war noch kälter und dunkler als der vorherige. Dort erzeugten zahlreiche Kerzen und Kandelaber nur ein bleiches, wässeriges Licht, dem jegliche Wärme fehlte. Dar schaute sich in der Kammer um. An den Wänden standen Regale, die zahlreiche Behälter und Kästchen enthielten. Sie sah auch einen Steintisch, in dessen Oberfläche eine Feuerschale eingearbeitet war. Sobald ihre Augen sich an die Finsternis angepasst hatten, fiel ihr ein auf den Boden gemalter rotbrauner Kreis auf, dann ein schwarzer Steinsockel, der in der dunkelsten Ecke des Raumes stand. Auf dem Sockel lag ein schwarzer Leinenbeutel. Dar spürte, dass sein Inhalt die Ursache der niederdrückenden Atmosphäre in diesem Raum war. Die Knochen? Sie trat näher an den Beutel heran, um ihn genauer anzusehen.
    Der Zauberer packte Dars Arm. »Das, was sich in dem Beutel befindet, kann dein schmutziges Gesicht schlimmer verbrennen als ein glühendes Stück Eisen. Möchtest du wie ich aussehen?« Der Zauberer musterte sie, ohne den festen Griff zu lösen. »Wir sind uns schon mal begegnet.«
    Dar senkte den Blick. »Ich trage im Speisesaal auf.«
    »Und was macht eine Gebrandmarkte im Palast?«
    »Ich … Ich habe einen Geliebten, Herr. Er hat mir einen Posten beschafft.«

    Othar zog Dar zum Steintisch und schob ihren Arm über eine eiserne Schale. Dann nahm er ein Knochenmesser und stach in eine ihrer Venen. Als Dars Blut in die Schale lief, wandte sie den Blick ab. »Für diesen Zauber wird das Blut einer Metze reichen«, sagte Othar. »Du hast Glück, dass ich nur wenig brauche.«
    Dar hatte das Gefühl, dass es endlos dauerte, bis er ihren Arm wieder freigab.
    »Setz dich hin«, sagte er, »und warte, bis ich fertig bin.«
    Während der Zauberer ihrem Blut irgendwelche Dinge hinzufügte, fröstelte Dar auf dem Steinboden. Er zündete ein Feuer an und kochte das Gebräu, schüttete es durch ein Filter aus Leinen in einen eisernen Becher und verwendete diesen, um eine Reihe von Fläschchen zu füllen, von denen er Dar eines gab. »Sag Davot, wenn die nächste Magd ein Fläschchen zerbricht, soll er ihr Herz braten und es mir persönlich servieren. «
    Dar verbeugte sich tief. »Ja, Herr.« Dann eilte sie hinaus. Sie entspannte sich erst, als sie den Turm verlassen hatte. Dann fühlte sie sich in Hochstimmung versetzt, denn nun wusste sie zwei

Weitere Kostenlose Bücher