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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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des Raumes aufbewahrt. Um Zeit zu schinden, sagte sie: »Wie hast du mich gefunden?«
    Kol kicherte. »Trau nie einer Frau.«
    »Durch Neena?«
    »Sie hat mich auf deine Spur gebracht. Die Gardisten waren zugeknöpft, aber der Wächter hat dich verraten. Der Rest war einfach.«
    »Was willst du?«
    »Ich tue nur meine Pflicht.« Die Peitsche pfiff durch die Finsternis. Wieder ein lauter Knall. Dar zuckte zusammen.
Kol lachte. »Du bist ein Deserteur. Die Schorfköpfe brauchen ein Beispiel, damit sie sehen, wie es ihnen ergeht, wenn sie abhauen. «
    »Und warum willst du mich dann hier auspeitschen?«
    Beim nächsten Peitschenknall duckte sie sich. Kols Stimme klang nun wie ein Schnurren. »Das hier ist nur der Anfang. Um dich zu verletzen. Im Lager mach ich dich dann so fertig, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlässt.«
    Dar schaute sich nach irgendetwas um, das sich als Waffe verwenden ließ. Ein Fleischspieß lag auf zwei Haltern an der nächsten Feuerstelle. Einige Stunden zuvor hatte sich ein Keiler auf ihm gedreht. Spieße konnten auch Menschen durchbohren. Als Dar sich darauf vorbereitete, sich auf den Spieß zu stürzen, überlegte sie sich, wie sie ihren Gegner ablenken konnte. »Wenn du mir was antust, reißen die Orks dich in Stücke.«
    Murdant Kol sagte nichts, und in der herrschenden Stille sprang Dar in Richtung Feuerstelle. Sie machte drei lange Schritte, dann schlangen sich Peitschenschnüre um ihren Unterschenkel, bissen in ihr Fleisch und ließen sie straucheln. Dar fiel kurz vor dem Spieß zu Boden. Heiße Asche und Glut versengten ihre ausgestreckten Hände. Kol zog an der Peitsche, um sie zu lösen, damit er wieder zuschlagen konnte, doch die Schnüre hatten sich um Dars Bein gewickelt. Kol beugte sich vor, um sie zu lösen, und dabei sah Dar zum ersten Mal sein Gesicht. Seine Augen leuchteten irre. Sie schleuderte ihm Asche ins Gesicht.
    Kol bellte vor Wut und Schmerz auf, als Staub und Funken sein Gesichtsfeld verdunkelten. Er ließ die Peitsche fallen.
    Dar kam frei. Sie huschte unter die Tische. Nun war sie endlich im Vorteil. Die Dunkelheit verbarg sie, und sie wusste, in welche Richtung sie sich bewegen musste. Kol tappte eine Weile schwerfällig umher, während Dar lautlos zu der Tür
robbte, die Sevrens Unterkunft am nächsten war. Sie erreichte sie und stürzte hinaus. Am anderen Ende des Raumes hörte sie Kol fluchen.
    Dar rannte zum Nebengebäude. Da sie nur wusste, dass Sevren im zweiten Stock untergebracht war, lief sie die Treppe hinauf bis in einen dunklen Gang mit vielen Türen.
    »Sevren!«, schrie sie. Mehrere Türen wurden geöffnet; Männer lugten hinaus. Einer eilte ihr entgegen. »Dar!«
    »Kol ist hinter mir her!«
    Sevren zog Dar zur Tür seiner Kammer. »Jungs«, rief er. »Lasst keinen Fremden hier rein! Oder noch besser: Jagt ihn raus!« Als Dar sich in seinem Quartier befand, schloss er die Tür. »Leise«, flüsterte er ihr zu und nahm sein Schwert. Dann blies er die Kerze aus und blieb zum Zuschlagen bereit stehen. Vor der Tür trommelten Stiefelsohlen auf hölzerne Dielenbretter. Dann wurden die Geräusche nach und nach leiser
    Eine Weile verging, bevor eine Stimme durch die geschlossene Tür rief: »Er ist weg, Sevren.«
    Sevren senkte seine Klinge, trat an das Bett, auf dem Dar saß, und lehnte seine Waffe an die Wand.
    »Nimm mich in die Arme.« Dars Worte klangen fast wie ein leiser Befehl. Sevren setzte sich auf das Bett und schlang die Arme um sie. Dar zitterte leicht. »Danke«, flüsterte sie.
    »Söhne beschützen Mütter«, sagte Sevren.
    »Wo hast du das denn gelernt?«
    »Ich habe mich mit einem Sandeis-Händler unterhalten, der oft bei den Orks ist. Er spricht ihre Sprache. Ihre Gesellschaft ist ihm lieber.«
    »Und warum hast du das getan?«
    »Ich habe ein Problem. Ich liebe nämlich eine Ork-Frau. Ich muss lernen, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten soll.«
    »Und was hat er dir erzählt?«

    »Dass ich oft baden soll. Und dass es überhaupt nicht weh tut.«
    Dar zog die Nase hoch.
    »Hast du mein Atur gerochen?«, fragte Sevren.
    »Nein. Ich kann Liebe nicht wittern.«
    »Warum hast du mich dann gebeten, dich in die Arme zu nehmen?«
    Dar wechselte das Thema. »Warum liebst du mich?«
    »Weiß nicht. Vermutlich ist Muth’la schuld daran.«
    »Mach keine Scherze darüber.«
    »Vielleicht ist auch Karm dafür zuständig. Vielleicht sind Muth’la und Karm identisch; sie sind etwas, das der menschliche Geist ohnehin nicht erfassen kann.

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