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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Ich verstehe sowieso nichts, ausgenommen das, was ich empfinde.«
    Dar wurde in Sevrens Armen zunehmend stiller. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder etwas sagte. »Liebst du mich genug, um mich zu retten, Sevren? Um mich zu retten, obwohl du weißt, dass du mich dann für immer verlierst?«
    »Das ist kein Handel, nach dem es jemanden gelüstet.«
    »Ich kann hier nicht bleiben. Kol wird Ärger machen.«
    »Er wird dir nichts mehr tun. Dafür sorge ich.«
    »Der Zauberer ist ein noch schlimmerer Feind. Kols Tun wird mich verraten.«
    »Wieso solltest du der Blutkrähe wichtig sein?«
    »Ich bin hier, um die Königin der Orks nach Hause zu bringen. «
    Sevren seufzte. »Ach so.« Er schwieg eine Weile. »Ich würde mein Leben riskieren, um dich zu retten, Dar, und zwar mit Freuden. Aber die Königin der Orks ist etwas anderes. Dann müsste ich mich gegen den König stellen.«
    »Ohne sie gehe ich nicht. Ich habe ihr ein Versprechen gegeben, das ich nicht brechen kann.«

    »Willst du lieber sterben?«
    »Ja. Und zwar bald. Höchstwahrscheinlich morgen.«
    »Dar …« Sevrens Stimme versagte.
    »Gibt es außer den bewachten Toren andere Wege, die aus dem Palast und der Stadt herausführen?«
    »Ja, es gibt Ausfalltüren und andere geheime Wege. Über einen solchen ist Kol wahrscheinlich heute Nacht entwischt.«
    »Weißt du, wo sie sind?«
    »Natürlich. Ich gehöre zur Leibwache des Königs. Aber wenn ich sie dir zeige, ist das Verrat.«
    »Es braucht doch niemand zu erfahren«, sagte Dar. »Man wird die Königin und mich vor dem Abendessen nicht vermissen. Bis dahin können wir längst fort sein.«
    »Aber Othar …«
    »… kann keine Gedanken lesen. Er tut nur so. Ich weiß es, weil ich ihn angelogen und hereingelegt habe. Und vergiss eins nicht: Wenn die Königin entkommt, ist der König sein Ork-Heer los.«
    Sevrens finstere Miene erhellte sich. »Wer wird wohl dann Tempel für ihn plündern? Es wird sicher nicht einfach für ihn, Menschen zu finden, die so etwas tun.«
    »Dann hilfst du mir also?«
    »Ja.« Sevren lächelte wehmütig. »Valamar hat in Bezug auf dich doch recht gehabt.«
    »Wieso?«
    »Er hat gesagt, du brächtest Unruhe mit.«
    »Ach was. Jedenfalls nicht für dich. Bring mich nur raus aus diesen Mauern, dann erledigen die Orks den Rest.« Dar küsste Sevren auf die Wange. »Fu nat gatash min. Du bist ein würdiger Sohn.«
    »Wann willst du fliehen?«
    »Heute Nacht.«

     
    Dar und Sevren warteten, bis der Mond untergegangen war. Dann schlichen sie in die Küche zurück. Dar zog ihre Schuhe an und nahm ihr altes Gewand, dann führte sie Sevren zur Kammer der Königin.
    Die Königin saß aufrecht da und schlief. Dar berührte sie sanft an der Schulter. »Muth Mauk, mer nav Dargu-yat.« Dann wechselte sie, Sevrens wegen, in die Sprache der Menschen. »Dieser Washavoki ist ein Freund. Er wird uns bei der Flucht helfen. Wir müssen leise sein und einen Weg nehmen, auf dem uns niemand sehen kann.«
    Muth Mauk stand auf und überraschte Dar mit der Frage, ob das Gewand für sie sei. Dar nahm an, sie müsse ihr den Zweck einer Verkleidung erst erklären, doch dies erwies sich als unnötig. Die Königin zog Dars altes Hemdkleid über, dann versteckte sie ihren goldenen Stirnreif in seinen Falten. Sie war so hager, dass Dars Kleid ihr gut passte. Nachdem die Königin sich umgezogen hatte, tarnte Dar ihre Tätowierung mit einer Mischung aus Mehl und Ruß. Ihre eigene hatte sie schon unkenntlich gemacht.
    Da Sevren darauf bestand, nahm Dar seinen Dolch an. Sonst hatte sie für den Marsch nichts bei sich. Eile war wichtiger als Proviant, Wasser oder warme Kleider. Wenn sie zu den Orks gelangen konnten, würde man sie mit allem Nötigen versorgen. Wenn sie es nicht schafften, brauchten sie ohnehin nichts mehr.

36

    DIE ORK-KÖNIGIN bewegte sich wie eine Greisin und stützte sich auf Dar, als sie langsam die Treppe hinabstiegen. Jeder Schritt kostete sie Mühe. Dar unterließ es, sie zur Eile zu drängen. Sie wusste, dass sie ihr Äußerstes gab. Muth Mauks Schwäche war in ihrem Gemach weniger offensichtlich gewesen. Doch jetzt, da ihr Leben von ihrer Schnelligkeit abhing, zeigten sich die Folgen der Vergiftung überdeutlich. Dar befürchtete, der Morgen könnte dämmern, bevor sie die Stadtmauer erreichten.
    Sobald sie die Treppe hinter sich hatten, kam Muth Mauk etwas schneller voran. Sevren führte sie und Dar durch die Finsternis zu den Stallungen. Schließlich huschten sie durch eine

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