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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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um.«
    »Du musst. Du bist unsere Große Mutter.«
    Muth Mauk gab keine Antwort.
    Mit gemischten Gefühlen – gleichzeitig voller Furcht und Schicksalsergebenheit — sah Dar den Soldaten entgegen. Als sie noch dreißig Schritte entfernt waren, zückten sie die Schwerter. »Halt!«, schrie einer. Dar fragte sich, warum, da die Königin und sie sich nicht vom Fleck rührten.
    Da sprengte Sevren erhobenen Schwerts an ihr vorbei. Seine Klinge kreiste. Er griff die Soldaten an. Zwei Mann fielen fast unverzüglich. Den Rest, so hatte es den Anschein, schüchterte die Wildheit seines Ansturms gehörig ein. Sie fochten so zaghaft, dass er trotz ihrer Überzahl die Oberhand behielt. Ein dritter Soldat brach zusammen, ein Bein war ihm fast abgetrennt worden. Der vierte Mann ergriff die Flucht, sodass der letzte, nun allein, sich endlich angestachelt fühlte, mit dem Mut der Verzweiflung zu kämpfen.

    Dar hörte raschen Hufschlag, drehte sich um und sah Murdant Kol auf seinem Pferd Donner heranpreschen. Über seinem Kopf wirbelte die Peitsche. So wie er auf dem großen Streitross herangaloppierte, wirkte er, als könne ihn nichts aufhalten. Dar erwog, Sevren zu warnen, doch ein Zuruf mitten im Kampf würde ihn ablenken. Ich muss etwas tun! Ohne lange zu überlegen, folgte Dar der ersten Eingebung. Sie warf den Dolch.
    Kol ritt so geschwind, dass sie nicht wusste, ob sie ihn getroffen hatte. Sie konnte gerade noch ausweichen und vermeiden, dass sein Pferd sie niedertrampelte. Da entfiel Kols Hand die Peitsche. Donner hielt nicht mehr auf Sevren zu. Das Pferd verlangsamte. Dar beobachtete, wie Kol den blutigen Dolch aus seiner Schulter zog. Er warf ihn zu Boden und griff nach seinem Schwert. Halb hatte er die Waffe gezogen, da stieß er sie in die Scheide zurück. Dar schlussfolgerte aus diesem Verhalten, dass seine Verletzung seinen Schwertarm beeinträchtigte. Statt noch einmal einen Angriff auf Sevren zu versuchen, lenkte Kol sein Pferd in die Richtung des Feldlagers.
    Sevrens Gegner schaute dem flüchtenden Reiter nach. Dies erwies sich als verhängnisvoller Fehler.
    Sevren wischte das Blut von der Schwertklinge, während Dar auf ihn zulief. »Bist du verletzt?«, fragte sie.
    »Nur ein Schnitt. Ist nicht tief.«
    »Geh! Flieh, bevor jemand dich sieht!«
    Sevren schaute hinauf zu den Zinnen. »Zu spät.«
    »Ach, Sevren, du warst doch in Sicherheit, warum hast du nur …?«
    »Ich konnte doch nicht zusehen, wie du stirbst.«
    »Aber Kol kehrt bestimmt mit mehr Männern zurück«, sagte Dar, für die feststand, dass Sevrens Opfer ihnen nur geringen
Zeitgewinn eintrug. Kol hatte das Tor des Feldlagers schon fast erreicht.
    In diesem Moment wurde es geöffnet. Kols Pferd bäumte sich auf, als keine Menschen, sondern Orks herausschwärmten. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten – vielleicht aufgrund der Verletzung –, sein Reittier zu zügeln. Als er Donner gewendet hatte, sprang ein Ork auf ihn zu. Dar sah, wie der Ork das davonsprengende Pferd einholte und nach der Wade des Reiters griff, da beschleunigte Donner und hängte den Verfolger im Galopp ab.
    Das Stadttor war noch geschlossen. Kol ritt südwärts. Bald glichen Ross und Reiter nur noch einem winzigen Pünktchen in der Ferne. »Auf Nimmerwiedersehen«, sagte Sevren, doch seine Miene spiegelte Enttäuschung wider.
    Mit erstaunlicher Flinkheit eilten die Orks herbei, sodass es nicht lange dauerte, bis sie vor ihrer Königin knieten. Muth Mauk ähnelte einem knorrigen Baum, der einen Sturm überstanden hatte. Im rosigen Licht der Morgenfrühe schien sie zu erstrahlen. Eine Kraft erfüllte sie, die einem tieferen Quell als ihrem gebrechlichen Körper entsprang. Als sie das Wort ergriff, klang ihre Stimme weder stark noch laut, vielmehr verlieh gerade die stille Gelassenheit des Tons ihr das Gebieterische.
    »Ich bin zu euch zurückgekehrt«, sagte sie auf Orkisch. »Ich war einem bösen Zauber unterworfen. Er hat meinen Geist vernebelt und meine Worte verdreht. Dargu-yat hat mich gerettet.« Sie verstummte und rang nach Atem. »Noch bin ich aufgrund der Strapazen schwach. Dargu-yat wird für mich sprechen. Gehorcht ihr, wie ihr mir gehorchen würdet.«
    Überrascht schaute Dar die Königin an, doch ehe sie etwas sagen konnte, kam Zna-yat ihr zuvor. »Dargu-yat«, rief er, »sag uns, was zu tun ist.«

    Dars erster Gedanke war, Schutz zu suchen. »Sammelt euch im Feldlager.« Dort kann ich der Königin anständige Kleidung beschaffen, dachte sie, und die gebrandmarkten

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