Legionare
langte unter seinen Umhang, holte etwas hervor und zeigte es Sevren. Der Gegenstand ähnelte einem kleinen Messergriff, bis Kovok-mah einen seitlich angebrachten Knopf drückte. Eine übel aussehende Klinge sprang hervor. Kovok-mah deutete auf die verfärbte Spitze. »Es ist Gift. Sage: ›Gatav ma muth thusi.‹ Das heißt: ›Holt Heilerin-Mutter.‹ Zeige die Waffe vor.« Er drückte den Knopf nochmals, und die Klinge fuhr zurück. Dann händigte er die Waffe Sevren aus. »Brich auf. Reite schnell.«
Sevren gab Skymere die Sporen, und je sicherer die Landstraße wurde, desto flinker preschte das Pferd dahin, ohne angetrieben zu werden. Man hätte meinen können, dass es wusste, wie wichtig es war, Dar nach Hause zu bringen. Nach einer gewissen Zeitspanne hurtigen Trabens durchquerten sie ein gewundenes Tal. Sevren sah auf den kahlen Almen kleine Hütten und zog den Rückschluss, dass sie sich dem Ziel näherten. Dar war bewusstlos, also konnte er sie nicht fragen.
Ohne dass es Sevrens Drängen bedurfte, verfiel Skymere in Galopp. Nach einer weiteren Biegung der Landstraße kam zu guter Letzt der Familiensitz der Yat-Sippe in Sicht.
Am Portal des Gebäudekomplexes wiederholte Sevren für die dort wachenden Orks die Worte, die Kovok-mah ihm eingeprägt hatte. Die Wächter handelten sofort. Sie hoben Dar vom Pferd und trugen sie ins Haus. Sevren folgte ihnen. Drinnen
sah er zahlreiche Orks, die sich von denen unterschieden, die ihm bisher begegnet waren. Im Durchschnitt waren sie nicht viel größer als Menschen und sahen auch nicht grimmiger aus. Sevren nahm an, dass es weibliche Orks waren, denn sie liefen barbusig umher. Offenbar hatten sie, nicht die Männer, hier das Sagen.
Die Wächter brachten Dar in eine runde Kammer und legten sie neben einem Herd auf eine Matte. Mehrere Orkfrauen waren anwesend. Dars Ankunft versetzte sie in rege Geschäftigkeit. Sevren sah Kummer, aber keine übertriebene Aufgeregtheit.
Eine Orkfrau kam zu ihm. »Ich bin Zor-yat. Die Königin war meine Schwester. Dargu-yat ist meine Tochter. Erzähle mir, was sich ereignet hat.«
Es erleichterte Sevren sehr, dass sie die menschliche Sprache beherrschte, deshalb stellte er die Behauptung, Dar wäre ihr Kind, zunächst gar nicht in Frage. »Der Zauberer hat Dar vergiftet«, sagte er und holte die Waffe zum Vorschein. »Das Gift ist noch an der Klinge.« Er ließ die Klinge herausspringen. »Kannst du eine Heilerin-Mutter verständigen?«
Von sämtlichen Orks in der Räumlichkeit zeigte Zor-yat die geringste Aufregung. Ihr Verhalten befremdete Sevren, da er berücksichtigte, dass Zor-yat gerade vom Tod ihrer Schwester und Dars drohendem Ableben erfahren hatte. Mit der Abgebrühtheit eines alten Recken nahm sie die Waffe entgegen und sagte etwas auf Orkisch. Eine andere Orkfrau brachte die Waffe hinaus. Zor-yat wandte sich wieder Sevren zu. »Erzähle mir, wie Dargu-yat Große Mutter wurde.«
Mit knappen Worten schilderte Sevren Dars Befreiung der Königin und das kurze Zeit später durchgeführte Ritual. »Hast du gesehen«, fragte Zor-yat, sobald er schwieg, »ob die Große Mutter Darg-yats Brustkorb berührte?«
»Ja.«
Zor-yat wirkte zufrieden. »Gut. Sehr gut.«
Eine andere Orkfrau betrat die Kammer, und Zor-yat ging zu ihr, um sich mit ihr zu unterhalten. Da Sevren das Gespräch nicht verstand, konnte er nur untätig zuschauen.
Bei Dar kniete eine junge Orkfrau. Zart streichelte sie Dars Gesicht, ohne dass dies irgendeine Wirkung hatte. Dars Lider standen offen, doch ihre Augen ähnelten denen einer Blinden.
Eine weitere Orkfrau kam mit einer Flasche voller Flüssigkeit herein. Sie veranlasste die übrigen Orks beiseite zu treten, dann entkleidete sie Dar und untersuchte ihre Brust. Der scheußliche blaurote Fleck unter ihrem Busen war größer als zu dem Zeitpunkt, an dem Sevren ihn zuletzt gesehen hatte. Der sternförmige Einschnitt Kovok-mahs reichte nicht mehr bis an die Ränder. Die Orkfrau beugte sich vor und beschnupperte die Wunde. Dann hob sie Dars Kopf an und flößte ihr aus der Flasche langsam Flüssigkeit in den Mund. Als die Flasche leer war, senkte sie Dars Kopf zurück auf die Matte.
Zor-yat und noch eine Orkfrau setzten sich neben Dar. Es hatte den Anschein, als ob alle warteten; doch offenbar nutzte die Flüssigkeit nichts. Dar lag reglos da, starrte aus ausdruckslosen Augen an die Decke. Zeit verstrich, ohne dass sich etwas änderte.
Plötzlich versuchte Dar sich aufzurichten.
Dar wusste zwar, dass
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