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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Landstraße zwischen Taiben und dem Sitz
der Yat-Sippe zwar noch nie geritten, doch man konnte ihr sogar am Abend und im Schnee leicht folgen. Anfangs kam er, auch wenn sein Pferd fast die doppelte Last trug, zügig voran. Bald sprengte er schon durch das Vorgebirge. Im Mondschein sah es anheimelnd aus und zeichnete sich in silbernem Glanz vor dem sternenreichen Himmel ab. Dar hatte nichts von dieser Schönheit; sie starrte voraus, ohne etwas zu sehen. Sie wirkte weder wach noch schlafend. Sevren verspürte zunehmende Besorgnis.
    Je höheres Terrain Skymere erklomm, umso höherer Schnee hemmte den Ritt. Nach einiger Zeit reichten die Schneewehen dem Pferd bis über die Knie, und Sevren war zum Absitzen gezwungen.
    Allein konnte Dar nicht im Sattel sitzen, also legte er sie wie einen Sack Korn über den Rücken des Pferdes, packte die Zügel und bahnte ihm einen Weg. Sie kamen kaum schneller als eine Schnecke voran, doch Sevren hoffte, dass sie die Schneewehen bald überwanden.
    Sie wurden aber noch höher.
    Die Zeit arbeitete gegen ihn. Ebenso die Kälte. Sevren hatte jetzt die ernsthafte Befürchtung, dass Dar ihm auf der Landstraße verstarb. Tränen rannen ihm übers eisige Gesicht. Trotz aller Kälte und Ermüdung setzte er den Weg fort und hielt nur gelegentlich an, um sich zu überzeugen, dass sie noch lebte.
    Während der Abend immer kälter wurde, wuchs Sevrens Verzweiflung. Statt die Schneewehen zu überwinden, hatte er sehr viel Zeit aufwenden müssen, sich hindurchzuarbeiten. Trotz all seiner Anstrengungen war der Gebirgspass noch fern. Sevren überhäufte sich mit Selbstvorwürfen, weil er sich nicht als stark genug erwies.
    Als eine Andeutung frühen Morgenlichts den Himmel erhellte,
erspähte er auf der Landstraße eine dunkle Gestalt. Sie näherte sich zu Fuß, allerdings in hurtigem Lauf, aus Richtung Taiben. Sevren beobachtete sie. Wenig später stand fest, dass der Läufer ein Ork war.
    Sevren empfand Beunruhigung. Hatte er, als er mit Dar fortgeritten war, irgendein Vergehen begangen? Falls ja, bestand keine Möglichkeit, dass sie sein Verhalten rechtfertigen konnte. Sevren wartete ab. Da der Ork schnell lief, musste er ihn bald einholen.
    »Folge mir«, sagte der Ork jedoch nur, als er Sevren erreichte. Er übernahm die Führung und kämpfte sich ohne Mühe durch die Schneewehen. Willig tappte Sevren ihm nach. Der Ork legte eine gewisse Strecke zurück, dann bog er von der Landstraße ab und hielt an einer gegen Wind und Wetter einigermaßen gut geschützten Stelle an. Er räumte Schnee von einem Flecken Erde, hob Dar vom Pferd herunter und legte sie auf seinen Schoß, nachdem er sich hingekauert hatte.
    Sevren konnte nur zuschauen. Er kam sich vom Geschehen ausgeschlossen vor, als der Ork Dars Atem roch, ihr Mieder öffnete und ihre Brust untersuchte. Er sah eine dunkle Schwellung von der Größe seiner Faust. Im Dunkeln glich sie einem Loch unter ihrem Busen. Der Ork blickte Sevren an. »Brich Äste vom Baum«, sagte er und deutete auf eine kahle Kiefer. »Sie braucht Feuer.«
    Sevren tat wie geheißen. Als er mit Brennholz zurückkehrte, hielt der Ork Dar so in seinen Armen, dass sie ihm zugewandt war. Er kaute etwas. Dann zückte er einen Dolch, öffnete Dars Mieder noch einmal und entblößte ihre Wunde. Sevren erschrak. »Was hast du vor?«
    Der Ork schaute ihn an und drückte die Klinge auf Dars entstelltes Fleisch. »Ich mache Zauber«, nuschelte er mit vollem
Mund. Dreimal ritzte er die Schwellung ein, erzeugte einen sternförmigen Einschnitt. Als Blut hervorquoll, beugte er sich vor und spuckte in die frische Wunde.
    »Kannst du sie retten?«
    »Es ist nur ein schwacher Zauber«, antwortete der Ork, immer noch mit vollem Mund. »Gibt uns mehr Zeit, das ist alles.« Er spuckte wiederholt auf die Wunde, bis der Speichel den eingeschnittenen Stern völlig bedeckte. Dann würgte er einen Klumpen zerkauter Kräuter hervor, schloss Dars Mieder und wickelte sie in den Umhang. Danach reichte er Sevren einen Beutel, der Zunder, Feuerstein und Eisen enthielt. »Kannst du Feuer machen? Sie braucht Wärme.«
    »Hai.« Sevren bot damit das wenige Orkisch auf, das er beherrschte. Während er mit dem Feuermachen beschäftigt war, übersah er aber nicht, dass der Ork Dar mit bemerkenswerter Sanftheit umschlungen hielt. Der Anblick missfiel ihm. Er erkannte, dass er eifersüchtig war. Schließlich fühlte er sich gedrängt, sich mit dem Ork zu verständigen. »Bist du der Ork, der ihr im Heerlager

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