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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Ich hatte eine schreckliche Vision.«
    »Hai, wir müssen gehen.« Kovok-mahs Miene wurde traurig. Er schwieg eine Weile. »Bist du glücklich bei den Washavoki? «
    Dar begriff, dass er sie fragte, ob sie bleiben wollte. Sie wusste, dass er für immer verschwinden würde, wenn sie Ja sagte. Ich könnte in Frieden und Sicherheit leben. Sie verwarf den Gedanken schnell. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn nach Hause bringe. »Man hat mich gut behandelt«, sagte sie. »Aber das hier ist kein Ort für mich.«
    Die Trauer schwand aus Kovok-mahs Gesicht. »Weißt du das genau?«
    »Hai. Ich bin anders als die Leute hier.«
    »Du bist auch anders als wir.«
    »Hai«, sagte Dar. »Aber ich muss meinem Brustkorb folgen.«
    »Ich freue mich, dass du uns führen willst.«
    Dar hörte den Klang einer fernen Glocke, dann rief jemand ihren Namen. Dies ist nicht die richtige Zeit für eine Flucht, dachte sie. Ohne Vorbereitung kann ich nicht hier weg. »Ich muss gehen«, sagte sie. »Bald bin ich wieder bei euch.«
    »Wann?«
    »Sobald ich kann. Halt jeden Abend nach mir Ausschau.« Sie verließ eilig den Wald und lief zu der Magd, die ihren Namen gerufen hatte. Bevor Dar ihre Abwesenheit erklären konnte, deutete die Frau auf einen abgerissenen Mann, der auf der Straße stand. Er trug einen Stecken, an dem jedes Mal, wenn er den Boden berührte, ein Glöckchen bimmelte. »Da kommt ein Verfluchter.«
    »Ein Verfluchter?«, fragte Dar.
    »Jemand, auf dem der Fluch der Verwesung lastet. Hast du noch nie von diesen Leuten gehört? Ihnen fallen die Finger
und Zehen ab, dann die Hände und die Füße. Auch das Gesicht. Verfluchte sind grässlich anzusehen.«
    Dar erkannte nun, dass Gesicht und Hände des Mannes in schmutzige Bandagen eingewickelt waren. »Wie schrecklich. «
    »Lauf und hol ihm etwas zu essen. Irgendein Abfall wird reichen. Leg es an der Straße ab, damit er wieder geht.«
    »Geh bloß nicht nahe an ihn ran«, sagte Theena.
    »Ja, sorg dafür, dass er dir nicht nahe kommt«, sagte die andere Magd. »Wenn es nicht anders geht, halt ihn dir mit Steinen vom Leib.«
    »Aber bring ihn nicht um«, sagte eine dritte. »Dann geht der Fluch nämlich auf dich über.«
    »Beeil dich«, sagte die erste Magd. »Und komm sofort zurück, wenn du fertig bist.«
    Dar lief los. Sie freute sich über den Botengang, denn sie wollte den Verfluchten unbedingt aus der Nähe sehen. Sein Aufzug erschien ihr wie eine perfekte Verkleidung für sie und die Orks, wenn sie ihren Marsch wieder aufnahmen. So konnten sie an Nahrung herankommen, ohne stehlen zu müssen, und als Verfluchte näherte sich ihnen niemand. Als Dar in die Küche kam, arbeitete ihr Verstand schon einen Plan aus und konzentrierte sich auf den vor ihnen liegenden Weg.
     
    Den Rest des Tages verbrachte Dar damit, alles über die sie umgebende Landschaft zu lernen. Wenn sie Fragen stellte, kamen sie ganz beiläufig — so wie jeder eine Frage gestellt hätte, der neu hier war. Auf der Grundlage der geführten Gespräche zog sie den Schluss, dass der Weg nach Nordosten der geeignetste ins Gebirge war. Er verlief zwar weniger direkt, führte aber durch keine Dörfer und war nicht beschwerlich. Außerdem führte er an den Ruinen einer Koboldstadt vorbei.

    Nachdem Dar eine Route festgelegt hatte, musste sie sich Lumpen zum Verkleiden und ein Glöckchen beschaffen. Zudem brauchte sie ihre Dolche. An all dies kam sie nur heran, wenn sie stahl. Wenn man sie erwischte, war der Preis hoch. Das Glöckchen fand sie am Geschirr eines Pferdes. Theenas Ersatzrock und Bluse konnten als Lumpen dienen. Sie wollte Dar zuletzt nehmen. Der Gedanke, jemanden zu bestehlen, der selbst arm war, verursachte ihr zwar ein schlechtes Gewissen, doch Stoff war rar, und sie brauchte viel. Die Dolche waren das größte Problem: Um sie zu stehlen, musste sie das größte Risiko eingehen. Dennoch war Dar nicht bereit, unbewaffnet auf die Wanderschaft zu gehen oder Zna-yat ohne Verteidigungsmöglichkeit gegenüberzutreten. Bevor sie an ihre Waffen herankam, musste sie in Erfahrung bringen, wo sie waren. Noch spät in der Nacht grübelte sie über dieses Problem nach.
    Am nächsten Morgen ging Dar auf Hunda zu, als dieser den Speisesaal verließ. »Kann ich kurz mit dir sprechen?«, fragte sie.
    Hunda blieb stehen. »Ja, was ist denn?«
    »Dort, wo ich herkomme, gehen nur würdelose Frauen ohne Dolche ins Freie.«
    Hunda schaute sie verdutzt an. »Was?«
    »Damit zeigen sie, dass sie nicht bereit sind, ihre

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