Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
Wald dahinter ließ die Flammen besonders hell erscheinen. Übel riechender schwarzer Qualm zog vorbei.
    »Bäh!«, machte Dar. »Was verbrennen die denn da? Tierkadaver? «
    Theena warf ihr einen verdutzten Blick zu. »Was redest du denn?«
    Dar deutete auf die Flammen, die nun über die Baumwipfel emporloderten. »Ich meine das Feuer da drüben.«
    Theena schaute kurz in die Richtung, in die Dar zeigte. »Ich sehe kein Feuer.«
    »Oh, nein«, sagte Dar leise.
    »Was ist?«, sagte Theena. »Was ist denn los? Hast du einen Geist gesehen.«
    »Ich bin nur müde«, erwiderte Dar. »Ich sehe schon Dinge, die gar nicht da sind.«
    »Wir sind gleich fertig«, sagte Theena. »Bald kannst du dich ausruhen.« Sie arbeitete weiter.
    Auch Dar nahm die Arbeit wieder auf. Die Vision verging allerdings nicht. Jedes Mal, wenn sie den Blick hob, brannte das Feuer noch immer. Nach und nach erstarben die Flammen dann. Als sie erloschen, konnte Dar zwischen ihnen etwas erkennen. Da war ein geschwärzter Pfahl, an dem eine verkohlte
Gestalt lehnte. Sie sah einen auf den Brustkorb gesunkenen Kopf und einen von Flammen umgebenen Torso. Sie wusste nur eins: Es gab eine Macht, die ihr Übles wollte.
     
    Am nächsten Morgen erwachte Dar vom Geräusch eines sich bewegenden Riegels. Theena gähnte ganz in ihrer Nähe. »Wer ist Thwa, Dar?«
    »Thwa ist kein Name. In der Koboldsprache bedeutet es ›Nein‹.«
    »Tja, du hast es im Schlaf immer wieder gesagt. Weißt du es nicht mehr?«
    »Nein, aber ich weiß, dass ich Albträume hatte.«
    Theena musterte Dar mitfühlend. »Hier bist du sicher. Bald wirst du diese Träume nicht mehr haben.«
    Wirklich?, dachte Dar. »Das glaub ich auch«, erwiderte sie.
    Sie half Theena bei der Früharbeit. Danach gingen sie in den Saal, in dem die Bediensteten Grütze aßen. Als Dar sich hinsetzte, beugte sich ihr gegenüber ein älterer Mann über den Tisch. »Du bist nicht die Einzige, die schon mal Kobolden begegnet ist. Ich hab einen im Wald gesehen – nicht weit von der Stelle, an der ihr gestern gehackt habt.« Als er Dars erschreckte Miene sah, grinste er und wartete eine Weile, dann fuhr er fort: »Da war ich natürlich noch ein kleiner Junge.«
    Dar bemühte sich, Haltung zu bewahren. »Ein kleiner Junge?«
    »Nicht alle Kobolde sind in dem Krieg umgekommen, den wir gegen sie geführt haben«, sagte der Mann. Er genoss es offensichtlich, Publikum zu haben. »Ein paar haben überlebt. In unserem Wald hat man auch schon mal einen Kobold erwischt. «
    »Was … Was hat man mit ihm gemacht?«, fragte Dar.
    »Was man immer mit ihnen macht: Er wurde flambiert.«

    »Man hat ihn verbrannt?«, fragte Dar leise.
    »Bei lebendigem Leibe«, erwiderte der Mann mit einem Grinsen. »Mann, du glaubst nicht, wie das gestunken hat!«
    »Gunthar!«, sagte Theena mit tadelnd klingender Stimme. »Erzähl nichts über Kobolde, wenn Dar dabei ist! Schau sie dir doch nur an! Sie ist ja weiß wie ein Laken!«
    »Ich dachte, die Geschichte gefällt ihr«, erwiderte Gunthar.
    »Nun, da hast du dich geirrt«, sagte Theena. »Dar hat Albträume, und …« Sie hielt inne und musterte Dar mit einem eigenartigen Blick. »Sie sieht auch … Dinge. «
    »Na, wenn sie einen Kobold sieht, braucht sie sich keine Sorgen zu machen«, meinte Gunthar. »Wir wissen schon, was wir mit denen machen.«

6

    AM NÄCHSTEN TAG arbeitete Dar auf einem an den Wald grenzenden Feld. Nach einigen Stunden glaubte sie, aus dem Unterholz eine Stimme zu hören. Sie arbeitete sich darauf zu, bis sie sie wieder rufen hörte. »Dargu!« Dar schaute sich um. Sie wollte sicher sein, dass man sie nicht beobachtete. Dann ging sie in den Wald hinein.
    Kovok-mah richtete sich zwischen den Büschen auf. »Dargu, ma nav fwili sa ther.« Dargu, ich bin froh, dich zu sehen.
    In der Regel ließen seine Worte keine Rückschlüsse auf seine Gefühle zu, doch Dar erkannte das Ausmaß seiner Freude mit einem Blick. Er betrachtete sie mit solcher Intensität, dass sie einen Augenblick lang völlig überwältigt war. Trotzdem beherrschte sie sich. »Mer snaf.« Ich auch.
    »Was ist passiert?«, fragte Kovok-mah.
    »Man hat mich gefangen.«
    »Haben die Washavoki dich bestraft?«
    »Thwa. Sie haben mir Gnade erwiesen, weil sie möchten, dass ich für sie arbeite.«
    »Ich bin froh, dass du in Sicherheit bist«, sagte Kovok-mah. Er schwieg eine ganze Weile. »Was soll ich jetzt tun, Dargu?«

    »Ihr könnt nicht hier bleiben. Die Washavoki sind grausam zu den Urkzimmuthi.

Weitere Kostenlose Bücher