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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Ehre zu verteidigen.«
    »Wirklich? Warum erzählst du mir das?«
    »Ich möchte meine Dolche zurückhaben. Ohne sie komme ich mir nackt vor.«
    Hunda grinste. »Du siehst aber nicht nackt aus.«
    »Bitte.«
    »Die Dolche gehören jetzt mir.«
    »Du trägst sie doch gar nicht«, sagte Dar.
    »Du wirst sie auch nicht tragen.«

    »Aber du hast doch gar keine Verwendung für sie.«
    »Ich hab sie aber gern in meinem Besitz«, sagte Hunda. »Und jetzt hau ab – und sprich kein Wort mehr darüber.«
    Dar ging. Sie fühlte sich sehr unzufrieden. Als Oberknecht schlief Hunda in einem Kastenbett. Es war der einzige private Raum im Personalquartier, den niemand ohne seine Genehmigung betrat. Dar vermutete, dass er ihre Dolche dort aufbewahrte. Wenn es stimmt, nehme ich nur einen. Es macht weniger offensichtlich, dass ich der Dieb war. Doch selbst unter dieser Vorsichtsmaßnahme wusste sie, dass sie am Tag des Diebstahls von hier verschwinden musste.
    Beim Tagesmahl musterte Dar heimlich Hundas Bett. Es war von geschnitzten Holzwänden umgeben und sah aus wie eine große Kiste. Mit Ausnahme des langen Esstisches und der Bänke war Hundas Bett das einzige Möbelstück im Saal. Nach der Tagesmahlzeit zog Hunda sich immer hinter die Wände zurück. Die restlichen Knechte und Mägde hielten ihr Nickerchen an weniger vornehmen Orten: Die meisten dösten auf der Bank oder auf der Tischplatte. Dar ging zu Theena in den Stall, wo sie – zu aufgeregt, um zu schlafen – auf eine Gelegenheit wartete, den Dolch zu stehlen.
    Die Gelegenheit kam, als es Zeit wurde, wieder an die Arbeit zu gehen. Dar trödelte ein wenig herum, weil sie wollte, dass der Saal sich leerte. Dann eilte sie zum Kastenbett, trat hinter einen der Holzschirme und zog ihn hinter sich zu. Im Kastenbett war es nicht gänzlich dunkel, denn die Abschirmungen waren durchlöchert, damit Luft eindrang. Hundas ganzer Besitz war in dem kleinen Raum verstreut. Als Dar die Dolche suchte, wagte sie nicht, etwas durcheinander zu bringen. Als sie den ersten Dolch unter der Matratze gefunden hatte, hörte sie zwei Menschen in den Saal kommen. Sie lugte durch ein Luftloch. Einer der beiden war Hunda.

    Vielleicht will er etwas holen!, durchzuckte es Dar in einem Anfall von Panik. Wenn Hunda hinter die Abschirmung trat … Eins wusste Dar: Nur ein Trick konnte sie retten. Sie zog sich aus und legte sich ins Bett. Sie rechnete jeden Moment mit ihrer Entdeckung. Konnte sie sexuelles Verlangen heucheln? Nach allem, was sie über Männer wusste, brauchte man dazu wahrscheinlich keine große Schauspielkunst. Sie wollen doch nur, dass man unterwürfig ist. Schon bei dieser Vorstellung musste sie sich schütteln.
    Dar hörte Hundas Stimme durch die Abschirmung. »Sie ist nicht da. Lass uns auf dem Feld nachschauen.«
    Als der Saal wieder leer war, zog Dar sich rasch an, nahm den Dolch und huschte aus dem Bett. Nachdem sie sich versichert hatte, dass niemand sie beobachtete, eilte sie in den Stall. Sie holte das Glöckchen aus dem Versteck und schob Theenas Ersatzkleider unter ihre eigenen. Sie sah ganz schön dick aus. Ich muss alles im Wald verstecken. Dar machte sich so dünn wie möglich und eilte zur Arbeit.
    Auf dem Feld eilte Theena ihr entgegen. »Wo warst du denn? Hunda sucht dich.«
    Bevor Dar antworten konnte, machte ihr ängstlicher Blick Theena argwöhnisch. »Was hast du da unter dem Rock?«
    »Nichts.«
    Theena griff nach Dars Rock. Dar sprang beiseite, doch dabei fielen die gestohlenen Kleidungsstücke auf den Boden. Dar hob sie sofort auf.
    »Die gehören doch mir!« Theena klang wütend und verletzt zugleich.
    »Bitte, Theena, versteh doch. Ich wollte sie ja nicht nehmen, aber …«
    »Diebin!«, schrie Theena. »Dar hat schon wieder gestohlen! «

    Dar sah, dass die anderen Mägde sie anschauten. Dann liefen zwei Frauen auf sie zu.
    Dar rannte in Richtung Wald. Als sie über das breite Feld flitzte, konnte sie Theena gleich hinter sich hören. Sie nahm an, dass die anderen Frauen ihr ebenfalls folgten. Dar erreichte die Bäume und polterte durchs Unterholz. Nach einem Dutzend Schritten in den Wald hinein blieb sie stehen, raffte ihren Rock hoch und nahm den Dolch in die Hand. Sie fuhr herum und schwenkte ihn. Theena erstarrte beim Anblick der Waffe. »Tut mir leid, Theena«, sagte Dar. Dann fügte sie, um Theenas Mitgefühl zu erringen, hinzu: »Ich möchte dir nicht weh tun, aber ich bin mit anderen Mädchen zusammen geflohen. Sie sind jung und brauchen meine Hilfe.

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