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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sagte sie.

    Ohne zu antworten, legte Kovok-mah ihr fünf Stückchen Pashi-Wurzel zu Füßen. Dar wäre fast in ein Schluchzen ausgebrochen. »Ich verdiene sie nicht.«
    »Essen ist Muth’las Geschenk«, meinte Kovok-mah, »und wir dürfen es teilen, mit wem wir wollen. Möchtest du mit uns essen?«
    »Ich möchte allein sein.«
    »Dann muss ich gehen«, sagte Kovok-mah. »Aber mein Brustkorb wünscht etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Dein Glück.«
    »Genauso gut könntest du dir mehr Proviant wünschen«, entgegnete Dar.
    »Bitte, Dargu, darf ich bleiben?«
    »Warum solltest du?«
    »Ich glaube, dass du es verstehst.«
    »Nein«, erwiderte Dar. »Ich weiß nur, dass Liebe wie Nahrung ist. Für eine Weile füllt sie einen, aber bald ist man inwendig wieder leer.«
    »So etwas rieche ich nicht.«
    »Sag bloß nicht, auch Leere hat einen Geruch.«
    »Ich rieche Atur.«
    »Ich nicht. Ich kann das nicht. Ich weiß nicht, was du empfindest. Du sprichst nicht mit mir. Du berührst mich nicht.«
    »Ich halte dich nachts in den Armen.«
    »Aber nur nachts.«
    »Ich betrage mich anständig«, sagte Kovok-mah.
    »Ich habe keine Ahnung, was das heißen soll. Ich weiß nur, dass ich mich einsam fühle.«
    »Aber der Wind übermittelt meine Gefühle.«
    »Was nutzt es mir?«, fragte Dar. »Ich kann sie nicht riechen.
« Sie ergriff Kovok-mahs Hände und presste sie sich ans Gesicht. »Berührungen vermitteln deine Gefühle. Und Worte. Wind nicht.«
    Kovok-mah schüttelte den Kopf. »Ich war dumm. Ich habe einer tauben Mutter gesungen.« Er schwieg. »Dieses Sprechen … und Berühren … es ist für mich so fremd.«
    »Sag doch einfach, was du empfindest.«
    »So etwas geschieht bei uns selten, aber ich will es versuchen. Zu berühren wird schwieriger sein.«
    »An dem Badebecken hast du keine Schwierigkeiten gehabt. «
    »Da hatte ich deine Erlaubnis.«
    »Du brauchst keine Erlaubnis.«
    Kovok-mah wirkte entsetzt. »Soll ich mich verhalten wie manche Washavoki?«
    Dar sah ein, dass sie ihn genau dazu anstiftete. »Thwa«, sagte sie. »Ich muss handeln wie eine Urkzimmuthi-Mutter, aber ich weiß nicht, wie mir das gelingen soll.«
    Kovok-mah musterte sie nur. Selbst im Dunkeln merkte Dar ihm an, dass ihm unwohl zumute war. Sein Schweigen flößte auch ihr Unbehagen ein. Warum will er mir nicht zeigen, was ich tun muss?, überlegte sie. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Er brauchte eine Erlaubnis. »Setz dich zu mir«, sagte sie.
    Kovok-mah befolgte die Aufforderung.
    »Tu so, als wäre ich eine Mutter.«
    »Du bist eine Mutter.«
    »Nimm an, ich bin eine Urkzimmuthi-Mutter, die Atur riecht.«
    »Ist dieser Geruch dir angenehm?«
    »Hai.«
    »Dann berührst du den Sohn, dessen Atur dich erfreut.«

    »Und wenn nicht?«, fragte Dar. »Was fängt ein Sohn dann an?«
    »Nichts.«
    »Und wenn auch ich nach Atur rieche?«
    »Trotzdem nichts.«
    »Wieso?«, fragte Dar.
    »Fasst ein Sohn eine Mutter ohne Erlaubnis an, lästert er Muth’la. Sie heißt seinen Geist nicht willkommen, wenn er stirbt, und er muss auf ewig durchs Nichts irren.«
    Dar stellte sich vor, wie Murdant Kol in alle Ewigkeit über den Dunklen Pfad wanderte. Schon der Gedanke schenkte ihr wilde Genugtuung. »Aber wenn Sohn und Mutter beide nach Atur riechen, warum sollte sie ihn nicht berühren?«
    »Die Muthuri der Mutter könnte dagegen sein«, sagte Kovok-mah. »Oder vielleicht die Muthuri des Sohns.«
    »Sie müssen ihre Einwilligung geben?«
    »Hai.«
    Es freute Dar, dass niemand da war, der ihnen ihr Benehmen vorschreiben konnte. Durch zusätzliche Fragen fand sie heraus, dass das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Orks aus menschlicher Sicht offenbar genau umgekehrt war: Die Mütter unternahmen Annäherungsversuche, wogegen man von den Söhnen Anstand erwartete. Dar hatte die Feinheiten einer Romanze nie gelernt, nicht einmal unter ihresgleichen. Ihre Gefühle einem Ork zu gestehen, kam ihr daher doppelt schwierig vor. Dennoch musste sie es versuchen.
    Sie kniete sich vor Kovok-mah und beschnupperte seinen Hals. »Vielleicht rieche ich Atur«, äußerte sie. »Ich kann es nicht sagen.«
    »Der Geruch ist da, Dargu.«
    »Also fass mich an«, sagte Dar. Den Satz auszusprechen war
ihr peinlich; sie hatte das Gefühl, um etwas zu betteln oder – noch schlimmer – etwas zu fordern.
    »Mütter reden nicht, Dargu.«
    »Was tun sie denn?«
    Kovok-mah zeigte es ihr. Unter Menschen wäre diese Handlung als hurenhafte Zudringlichkeit ausgelegt

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