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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Antwort, und Ray fürchtete schon, er habe zu früh gesprochen, dennoch war dies noch lange nicht das Ende ihrer Reise. Mare hatte ihnen mit seinem Leben einen vorübergehenden Hinrichtungsaufschub erkauft. Sie mussten immer noch ihrem Feind gegenübertreten, demjenigen, bei dem sie vielleicht nicht so viel Glück haben würden.
    »Er hat recht«, sagte Adam schließlich und blickte sie einen nach dem anderen an. »Es gibt nichts, was wir noch tun können.«
    »Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen«, schluchzte Jill. »Nicht so.«
    Adam ging zu ihr hinüber und ergriff ihre Hände. Die Berührung ließ sie beinahe aus der Haut fahren. Er hob ihre verbrannte Hand hoch, um sie zu untersuchen. Die Haut schwoll immer noch weiter an, mit Eiter gefüllte Blasen bildeten sich darauf, ihre Fingerspitzen waren schwarz und verkrustet, die versengten Nägel begannen bereits abzufallen.
    »Mein Gott«, sagte er flüsternd. Der Anblick erinnerte ihn an das kleine Mädchen im Iran, das Mûwth durch die Berührung seiner Hände geheilt hatte und doch nicht vor dem Tod bewahren konnte. Die Erinnerung erwischte ihn kalt. Dieses kleine Mädchen war der einzige Grund, warum er noch am Leben war, kein einziger seiner Kameraden hatte es aus den Höhlen von Ali Sadr hinaus geschafft. Kotter, Thanh, Keller. Bei Gott, Keller war in Krieg verwandelt worden. Aber was war mit den anderen, was war aus ihnen geworden? Waren sie immer noch …?
    Rauch stieg von der Stelle auf, an der seine Finger Jills Hand berührten. Er merkte, dass er seine Finger nicht mehr spüren konnte, und schnappte nach Luft. Er konnte Jills Hand nicht mehr loslassen. Die Blasen platzten auf, und die klebrige Flüssigkeit darin lief über ihren Handrücken. Die dünne Oberhaut schälte sich ab und fiel zu Boden wie die Schale einer Zwiebel, die dickere, verkohlte Lederhaut darunter wurde zu Asche und bröckelte ab. Es war dasselbe Wunder, das auch Mûwth vollbracht hatte.
    Fassungslos starrte Adam auf das, was da vor sich ging. Es gab keine Worte, um das zu beschreiben, was er fühlte. Seine Gedanken waren ein einziges undurchdringliches Chaos.
    Jill zog ihre Hände weg und bewegte die Finger.
    »Bitte«, flüsterte sie, »bitte, versuch es bei Mare.«
    »Jill …«
    »Bitte, Adam. Du musst es versuchen.«
    Adam nickte und ging wie in Trance zu der Stelle, wo er die Decke über Mares Leiche gebreitet hatte. Was geschieht mit mir? , fragte er sich in Gedanken, während er die Decke ein Stück weit zurückschlug und Mares verkohlte Unterarmknochen mit der Hand umfasste. Sie waren noch heiß.
    Er wartete.
    Nichts.
    Adam schloss die Augen und versuchte, seine Energie in seine Hand zu leiten. Als er sie wieder öffnete, hatte nichts sich verändert.
    »Es tut mir leid, Jill«, flüsterte er. »Es tut mir so leid.«
    Schließlich zog er seine Hand weg und deckte Mare wieder zu. Es gab nichts mehr an ihm, das er heilen konnte, falls das überhaupt seine neue Fähigkeit war.
    Jill drehte sich weg, die kurzzeitig in ihr aufgestiegene Hoffnung war dahin, und sie begann von neuem zu schluchzen.

VII
     
    Sie hatten ihn einfach dort zurückgelassen. Ihre Liebe. Ihr Leben. Liegen gelassen auf der nackten, versengten Erde, unter einer schäbigen alten Decke. Kein Begräbnis. Kein Abschiedsritual. Nur der harte, nackte Erdboden als letzte Ruhestätte, und der tote Körper des Dämons, vor dem er sie alle gerettet hatte. Es war nicht angemessen, es war nicht fair. Er hatte alles für sie geopfert, und sie hatten ihn einfach im Stich gelassen.
    »Dieser Ort wird nicht sein Grab bleiben«, hatte Adam gesagt. »Das verspreche ich dir, Jill. Ich verspreche es. Wir werden dafür sorgen, dass er bei uns bleibt. Bei uns am Strand, wo wir sein Andenken in Ehren halten können.«
    Sie vertraute Adam, aber es gab so viele Variablen, die außerhalb seiner Kontrolle lagen. Die Auseinandersetzung mit ihrem Gegner stand ihnen noch bevor, und das auf seinem eigenen Terrain. Es gab keine Garantie, dass sie noch einmal zurückkommen würden. Die Vorstellung, wie der erste Windhauch die Decke fortwehte und Mare schutzlos den Elementen auslieferte, verfolgte sie – dass seine Knochen langsam zu Staub zerfallen und in alle Winde verstreut werden würden, sein Schädel im Dreck versinken, die Augenhöhlen voll Erde und Insekten.
    Jill schrie vor Wut und Schmerz, doch niemand hörte sie unter dem Dröhnen der Motoren und dem Geräusch der Reifen.
    Ihre Sicht von Tränen verzerrt, beobachtete

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