Legionen des Todes: Roman
Kreuz fiel, in dessen Schlagschatten ein menschlicher Körper hing. Herabhängende Haare baumelten leblos vor seiner Brust. Stumm zog das Gewicht der leblosen Hülle an ihren Fesseln und versuchte sich loszureißen und auf den Boden zu sinken.
»Phoenix!«, schrie sie, als die Pferde der albtraumhaften Reiter sich mit wirbelnden Vorderhufen hinter ihr aufbäumten und ihr den Rückweg versperrten.
BUCH NEUN
I
IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
Die immer schlechter werdende Straße hatte Missy gezwungen, ihr Tempo zu verlangsamen, was Adam etwas Zeit verschafft hatte, ein Stück Boden gutzumachen, aber jetzt, da er selbst an dem chaotischen Nadelöhr angelangt war, verlor er die wenigen kostbaren Meter wieder. Alles, was er von ihr sah, war ein dunkler Haarschopf, der immer wieder kurz zwischen den Trümmerhaufen auftauchte, während sie sich durch die Ruinen schlängelte. Er betete, dass er sie einholen würde, bevor sie den schwarzen Herrschaftssitz erreichte. Sie konnten es sich nicht erlauben, blindlings in das hineinzurennen, was zweifellos eine Falle war. Sie mussten innehalten und planmäßig vorgehen. Keiner von ihnen wusste, was dort auf sie wartete, klar war lediglich, dass sie nur dann vielleicht eine Chance hatten zu bestehen, wenn sie zumindest ein Stück weit vorbereitet waren. Sich kopfüber in die offenen Arme des Feindes zu stürzen war der sichere Selbstmord.
Der Schatten des Gebäudes ergoss sich über ihn wie ein Schwall eiskalten Wassers. Jedes einzelne Haar an seinem Körper stand kribbelnd zu Berge. Die Zeit, um Pläne zu fassen, war vorbei. Ihnen blieb nichts anderes mehr übrig, als mit dem Blatt zu spielen, das sie auf der Hand hatten. Die Schlacht würde jeden Moment beginnen.
Adam fuhr um eine letzte Lawine aus Trümmern herum, dann lag die Zielgerade vor ihm. Missy war nur hundert Meter entfernt und raste auf den großen Vorplatz zu Füßen des Turms zu, auf dem er ein großes Kreuz erkennen konnte, das aus einem Schutthügel ragte. Wenn es noch irgendeine Möglichkeit gab, sie einzuholen, dann jetzt.
Das Hinterrad brach aus, als er Gas gab, und das Jaulen des Motors hallte aus allen Richtungen wider, als er die Maschine vorwärtsjagte …
Von links und rechts näherten sich zwei Schatten, die wie durch Zauberei aus den verlassenen Seitenstraßen aufgetaucht waren.
Das Geschehen um ihn herum schien sowohl im Zeitraffer als auch in Zeitlupe abzulaufen. Verschwommen sah er etwas Weißes, knöcherne Beine, die durch die Luft wirbelten, darüber ein schwarzes Flattern, doch seine Reflexe waren wie die einer Schnecke, und die Wirkung der Bremsen schien sogar noch langsamer einzusetzen. Es blieb keine Zeit, um die anderen zu warnen. Die schattenhaften Formen waren wie aus dem Nichts aufgetaucht, und jetzt blockierten sie die Straße und verbargen Missy vor seinem Blick. Es waren Pferde – Pferdeskelette – ohne Fleisch, und doch irgendwie so lebendig, wie Kriegs Reittier es gewesen war. Das eine hatte einen langen Schwanz, der aussah wie die Schleppe eines Hochzeitskleids, aus Stacheldraht gefertigt, der den Asphalt in Stücke riss, das andere hatte einen langen Krokodilschwanz, der kaum sichtbar, so schnell waren die Bewegungen, hin und her zuckte. Alles außer ihren Köpfen war von einem grob zusammengenähten Überwurf bedeckt. Die Reiter trugen Kutten aus demselben lederartigen Material und hielten sich an ihren Reittieren fest, während die Pferde ihre Hufe durch die Luft wirbeln ließen. Einer der beiden Reiter war ein ganzes Stück größer als der andere. Seine Hände hatte er in der Stachelmähne vergraben, die aus der Halswirbelsäule des Tieres wuchs und den Überwurf durchstochen hatte. Wild schüttelte es mit gebleckten Zähnen und glühenden Augen seinen knöchernen Schädel auf und ab. Der kleinere der beiden Reiter hielt eine lebendige Mähne aus Hunderten von Schlangen umklammert, die sich ihrerseits um die knöchernen Handgelenke der Kreatur wickelten. Die Augen seines Pferdes sahen aus, als wären sie flüssig, von keiner festen Form.
Die Gesichter der Reiter konnte Adam nicht sehen. Sie waren tief in den Schatten ihrer Kapuzen verborgen.
Sein Motorrad kam quietschend zum Stehen und brach seitlich aus, bevor Adam es wieder aufrichten konnte. Er schaute hinter sich und sah, wie auch die anderen Maschinen über das lose Geröll rutschten, bis die Reifen endlich auf dem darunterliegenden festen Asphalt griffen.
Als er seinen Blick wieder den grässlichen
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