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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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hatte. Doch der Junge war tot. Zumindest dieser Teil seines Plans war aufgegangen. Jetzt musste er nur noch jene erledigen, die noch lebten. Sie hatten ihre Karten zu schnell auf den Tisch gelegt. Er wusste jetzt, wozu sie imstande waren, und er war bereit.
    Babylon, die große Hure, ist gefallen, sie ist gefallen, eine Behausung der Teufel, Hort aller unreinen Geister und Käfig aller schmutzigen und verhassten Vögel ist sie geworden, flüsterte die arabische Stimme. Diesmal klang es, als käme sie von außerhalb, aus den dunklen Ecken des Thronsaals.
    Er fauchte vor Wut und trat gegen die Knochenhaufen auf dem Boden, fand Trost in dem Geräusch der berstenden Schädel und zersplitternden Rippen. Knochenstaub wirbelte durch die abgestandene Luft. Dann zwang er sich, sich zu beruhigen, seine Gefühle zu beherrschen, und sog den berauschenden Duft der verwelkten Haut und des verwesenden Fleisches ein, das noch an den Knochen hing – den üppigen Geruch des Todes.
    Er konnte die unbestreitbare Wahrheit in den Worten, die die Stimme ihm zugeflüstert hatte, nicht leugnen. Er war der Herrscher einer Wüste, ein König ohne Diener. Wenn er mit den Überlebenden fertig war, wäre die Erde ihm in der Tat untertan, doch ohne Untertanen, die er regieren konnte, war es ein schaler Sieg. Die meisten der Tiere hatten ihren Tod im Feuer gefunden. Wie lange würde es dauern, wie viele Zeitalter würden vergehen, bis jene, die noch übrig waren, sich zu etwas entwickelten, das seiner Herrschaft würdig war? Bald wäre die versengte Erde sein, doch wozu? Es erfüllte ihn mit Stolz, den Herrn geschlagen zu haben und das Chaos, das zu verbreiten er geschickt worden war, nach seinem eigenen Willen zu regieren, doch das alles war null und nichtig, wenn es niemanden mehr gab, der ihn anbetete, ihn fürchtete, ihn zum Gott machte.
    Er warf den Kopf in den Nacken und riss seine Kiefer auseinander, um ein neuerliches Fauchen auszustoßen, doch dann hielt er inne.
    Die hauchdünnen, durchsichtigen Lider schlossen sich über den glühenden Augen und öffneten sich dann wieder. Ein Grinsen von abgrundtiefer Bosheit umspielte seinen Mund, dann blickte Tod hinunter auf den Vorplatz zu Füßen seines Turms.
    Raserei und Blutgier hatten seinen Verstand benebelt und ihn blind gemacht für das Offensichtliche. Er war so fixiert darauf gewesen, nach den Sternen zu greifen, dass er den Mond vollkommen vergessen hatte. Sein Plan war gewesen, die gesamte Menschheit auszulöschen, um in den dunklen Verliesen seines Palastes eine neue herrschende Spezies zu erschaffen. Doch auch die letzten Vertreter seiner Schöpfung waren jetzt tot, und seine Möglichkeiten, neue zu erschaffen, waren erschöpft. Seine Geschwister würden von nun an nicht mehr tun, als verfaulend im Erdboden zu versickern. Doch bedeutete das nicht, dass niemand mehr übrig war, über den er herrschen konnte.
    Nicht alle Menschen würde er töten. Nur einige von ihnen. Wie Zuchtpaare würde er sie halten, damit sie sich vermehrten wie Vieh. Unter seiner grausamen Herrschaft würden sie gedeihen, und aus ihrer ständigen Angst würde er seine Kraft schöpfen. Mit ihrer Furcht würden sie ihn ehren, ihn anbeten mit ihren Schreien.
    Nicht alles war verloren, wie es schien. Er hielt den Sieg immer noch fest in der Hand.
    Ein heulender Wind kam auf und fuhr kreischend durch die zerschmetterten Fenster, schrie mit den Stimmen der Toten.
    Tod schwelgte in diesem Ausbruch von Gottes Zorn, denn es gab nichts mehr, das irgendjemand hätte tun können, um ihn aufzuhalten.
    Alles, was jetzt noch zu tun blieb, war eine letzte triviale Demonstration seiner Macht, um jene, die versucht hatten, ihm seinen Triumph zu entreißen, Ehrfurcht vor ihrem neuen Gott zu lehren.
    Eine einzelne Gestalt löste sich aus dem Haufen unten auf dem Vorplatz und lief auf seinen monströsen Palast zu.
    Tods grausames Lächeln wurde nur noch breiter, als er sich vom Fenster abwandte und in Richtung des Treppenhauses schritt. Er kletterte auf das Dach des Turms und nahm seinen Platz auf der Bühne ein, damit alle ihn sehen konnten.
    Sollte der törichte Angreifer kommen. Vor ihren Augen würde er ihn abschlachten und dadurch sie, die Überlebenden, zu seinen Untertanen machen.

III
     
    Er konnte sich nicht verabschieden. Nicht noch einmal. Der bloße Gedanke daran war wie ein Schwert, das ihm eine tiefere Wunde zufügen würde, als sein eigener Tod es vermochte.
    Stattdessen schob Phoenix sich an ihnen vorbei und lief

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