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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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auf und packte ihre Kapuze. Er bekam den dünnen Haarschopf zu fassen und riss ihren Kopf nach hinten. Ihr Gesicht war vom Nasenbein abwärts mit Blut beschmiert, die wenige Haut darauf knisterte wie Speck in heißem Bratöl. Die Kopfhaut riss vom Schädel, und Pest stürzte sich knurrend wieder auf seinen Hals.
    Die Hitze ihres brennenden Körpers an seiner Brust war unerträglich. Die Luft um sie herum wurde von Flammen verschlungen, der entstehende schwarze Rauch von zornigen Moskitoflügeln aufgewirbelt.
    Als er ihre Zähne wieder auf seinem Hals spürte, ließ er den wild um sich schlagenden Körper los und schloss beide Hände um ihren dünnen Hals.
    Pest biss noch fester zu, ihre Zähne schnitten sich durch die Muskeln, und Adam konnte sie durch den dichten Rauch nicht mehr sehen. Ihr Körper begann spastisch zu zucken, sie schlug und trat, bis sie von seiner Brust herunterrollte und neben ihm auf dem Asphalt zu liegen kam. Flammen züngelten zwischen den Nähten ihres Umhangs hervor, klein zunächst, dann immer größer, je mehr von dem zerbrechlichen Körper darunter sie verzehrten. Adam spürte Asche und verkohlte Halswirbel zwischen seinen Fingern.
    Ihre Kiefer bissen noch einmal zu, dann ließ Pest endlich von ihm ab. Adam schob seine Finger in ihren Mund und drückte die Kiefer auseinander. Ihr Kopf brach entzwei. Adam hielt den Unterkiefer noch in seiner rechten Hand, während der Schädel schon zu Boden fiel und zersplitterte.
    »Geht es dir gut?«, fragte Jake, der auf ihn zugelaufen kam.
    »Ja«, antwortete Adam und warf den Kieferknochen in seiner Hand beiseite. »Ich glaube schon.« Der Druck in seinem Schädel war verschwunden, nur der Puls hämmerte immer noch in seinen Schläfen. Das Kribbeln in seinem Körper ließ langsam nach.
    Jake stieß den am Boden liegenden Kiefer mit der Spitze seines Schuhs an, und er zerfiel sofort zu Staub und etwas, das aussah wie kleine Emailsplitter.
    Adam kroch zu der Stelle, an der Jill ausgestreckt auf dem Boden lag, die Augenlider fest zusammengepresst, die Gesichtszüge von Schmerzen verzerrt. Er legte seine Handfläche auf ihre Stirn, spürte, wie die Energie durch seine Finger floss, und beobachtete, wie ihre Züge sich langsam glätteten, bis sie schließlich ihre Augen öffnete und ihn anblickte. Rote Fäden durchzogen ihre Augäpfel, und sie schien desorientiert, aber zumindest würde sie überleben.
    »Wie geht’s dir, Kleine?«, fragte er und versuchte ein Lächeln.
    »Ist sie tot?«, fragte Jill zurück und rieb sich die Schläfen. Adam zog seine Hand weg, damit sie sich aufsetzen konnte.
    Er nickte und spähte über seine Schulter, um nach Evelyn Ausschau zu halten, die Ray bereits wieder auf die Beine geholfen hatte und ihn über einen Teppich aus grünen Ranken, die, wie er mit einem kurzen Erschrecken feststellte, sich über die ganze Straße bis zu ihm ausbreiteten, in ihre Richtung führte. Er sprang auf die Füße, fasste sie mit beiden Händen an den Wangen und küsste sie.
    »Ich bin so glücklich, dass dir nichts passiert ist«, sprudelte es aus ihm heraus, während er sich ein Stück zurückbeugte. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn …«
    »Schhh«, machte sie nur und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
    Ein Weinen, das vom anderen Ende der Straße kam, drang an ihre Ohren.
    »Da ist Missy«, rief Jake und lief auf sie zu. Selbst seine kleinen, leichtfüßigen Schritte hallten in der Totenstille um sie herum wider.
    »Ich kann Phoenix nicht sehen«, sagte Evelyn flüsternd.
    »Ich auch …«
    Adams Worte wurden von einem Fauchen übertönt, das sich anhörte wie ein ganzes Stadion voll wütender Zuschauer. Der Boden unter seinen Füßen bebte. Er hob seinen Blick zum Himmel und schaute zur Spitze des Turms. Dort sah er einen schwarzen Schatten, in dem etwas Rotes aufblitzte.

BUCH ZEHN
     

I
     
    IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
     
    »Bitte«, wimmerte Missy und streichelte Phoenix’ fahle Wange. »Bitte, verlass mich nicht.«
    Seine Haut war kalt, sein Mund ausdruckslos. Seine geöffneten Augen starrten geradewegs durch sie hindurch.
    »Warum hast du nicht einfach auf uns gewartet? Wir hätten das alles gemeinsam auf uns nehmen können. Du hättest nicht allein gehen dürfen. Du hättest nicht sterben müssen …«
    Irgendwo tief in ihrem Inneren wusste sie, dass die anderen hinter ihr in Schwierigkeiten waren, doch sie war verloren in ihrer Trauer. Zuerst ihr Bruder, und jetzt Phoenix. Ihr blieb nichts mehr.

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