Legionen des Todes: Roman
Überhaupt nichts. Innerhalb nur einer einzigen Stunde war ihre ganze Welt zu Bruch gegangen. Hätte sie sich einfach neben Phoenix legen und sterben können, sie hätte es getan. Kein Leid mehr. Kein Schmerz. Wo immer die beiden jetzt waren, dort wollte auch sie sein.
Ihr Körper wurde taub. Sie streckte sich neben Phoenix’ Leichnam aus, legte ihren Arm um seine Schultern und betrachtete durch tränenverschmierte Augen sein Profil, wie er leblos in den Himmel starrte.
Es macht es leichter für dich … später. Wenn du mich hasst , hatte Phoenix gesagt. Aber sie konnte es nicht. Nicht einmal jetzt. Und selbst wenn sie es gekonnt hätte, ihren Schmerz hätte es nicht gelindert. Er hatte es gewusst. Er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass es sein Schicksal war, durch die Hand seines Feindes zu sterben. Was für eine furchtbare Last diese Gewissheit für ihn gewesen sein musste, und trotzdem hatte er noch versucht, ihr den Schmerz zu ersparen, hatte es vorgezogen, allein zu sterben, um ihr das Leid und die Trauer zu ersparen, die sie jetzt verspürte.
Die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Das Geräusch von Schritten, die über das Feld der Verwüstung auf sie zuliefen, das Fauchen, das selbst den Himmel erschütterte … nichts davon drang durch ihren lähmenden Schmerz. Stimmen riefen nach ihr, doch sie hörte sie nicht, sie wurden übertönt von ihren unkontrollierten Schluchzern.
Hätte sie ihr eigenes Leben für Phoenix’ geben können, sie hätte es sofort getan. Sie schloss die Augen und versuchte, ihn mit schierer Willenskraft wieder zum Leben zu erwecken, aber als sie sie wieder öffnete, schimmerte seine Haut nur noch wächserner als zuvor. Sie wünschte, sie könnte seine Stimme hören, und sei es nur noch ein einziges letztes Mal.
Dein Geschenk ist das größte, das ich überhaupt machen kann, das einzig Wertvolle, das ich besitze , hatte er gesagt. Ich habe dir mein Herz geschenkt .
Als sie sich an seine Worte erinnerte, brach sie in neuerliches Schluchzen aus, und der Schmerz in ihrer Brust wurde größer, als sie ertragen konnte.
»Und ich habe dir meins geschenkt«, flüsterte sie so nah an seinem Ohr, dass ihre Lippen die Haut berührten. Ihre Handfläche strich über seine Brust, folgte den Konturen der klaffenden Schnittwunden und blieb, ein Stück nach links versetzt, am unteren Ende seines Brustbeins liegen. »Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen. Es gehört dir. Meine Liebe. Mein Leben. Alles.«
Seine Brust zuckte ein ganz klein wenig unter ihrer Hand.
Missy blickte auf und sah, wie die anderen mit trampelnden Schritten auf sie zurannten.
»O Gott«, keuchte Evelyn. Sie kniete sich neben Missy und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Komm, Missy. Wir müssen weiter.«
Missy reagierte nur mit einem Achselzucken. Sie weigerte sich, diese letzte Umarmung zu lösen, in der sie die Liebe ihres kurzen Lebens hielt.
Wieder zuckte seine Brust, doch diesmal kam niemand trampelnd angerannt. Alle standen still um sie herum. Missy hielt den Atem an und suchte nach einem Anzeichen von Bewegung in seinem Brustkorb, und sei sie noch so winzig, untersuchte das zerfetzte Fleisch …
War das frisches Blut in dieser Wunde? Ein blasser Sonnenstrahl, der sich in der roten Flüssigkeit brach?
»Wir können nicht hierbleiben«, sagte Jake und blickte hinauf zu dem Turm, auf dem keine Spur mehr von dem glutäugigen schwarzen Schatten zu sehen war.
»Hilf mir, sie aufzuheben«, sagte Adam und stieg über Phoenix’ ausgestreckte Beine weg. Er fasste Missy unter den Achseln …
»Nein!«, kreischte sie und schlug seine Hand weg.
Es war nicht nur in dieser einen Wunde. Es waren alle. Das Blut, das sich langsam wieder verflüssigte, die Wundränder, die weicher wurden.
»Hilf ihm!«, brüllte Missy Adam an.
»Ich versuch’s«, war alles, was er als Erwiderung herausbrachte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie seine Heilkräfte eigentlich funktionierten, und er war auch nicht in der Lage gewesen, Mare wieder zum Leben zu erwecken. So wie Phoenix aussah, war sein Leichnam nicht nur vollkommen ausgeblutet, sondern auch schon eine ganze Weile tot.
Er streckte die Arme aus, legte seine Hände neben Missys und zuckte sofort zurück. Hatte er tatsächlich eine Bewegung gespürt? Er legte seine Handflächen wieder auf Phoenix’ Brustkorb. Ja. Kein Zweifel. Es war nicht mehr als eine kaum merkliche Muskelkontraktion gewesen, aber er hatte sie gespürt. Er hatte in seinem Leben genug
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