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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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reingehen«, sagte Phoenix hinter ihm.
    »Ich musste es sehen«, stammelte Adam. Als er sich umdrehte, strömten Tränen über seine Wangen. »Ich hätte es verhindern können. Ich hätte sie davon überzeugen müssen zu bleiben.«
    »Es gab nichts, was du hättest tun können.«
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst«, zischte Adam. »Ich hätte sie dazu bewegen können, bei uns zu bleiben, und ich habe versagt. Diese Menschen – jeder einzelne von ihnen – sind einen schrecklichen Tod gestorben, weil ich versagt habe.«
    »Sie wären ohnehin gestorben, Adam. Es war ihr Schicksal.«
    »Ihr Schicksal? Bei lebendigem Leib in Fetzen gerissen zu werden? Ich weigere mich, das zu glauben.«
    »Ob auf die eine oder die andere Art, sie wären alle gestorben.«
    »Und was ist unser Schicksal? Werden wir auch einfach sterben? Wozu dann das Ganze? Warum erledigen wir es nicht gleich selbst, so wie es uns passt? Wozu dieser ganze Durchhaltekampf, wenn wir ohnehin genauso enden werden wie sie?«
    »Weil so das Leben ist«, sagte Phoenix nur mit einem Achselzucken.
    »Erzähl das denen«, gab Adam zurück. Er verließ den Schauplatz des Gemetzels und ging an Phoenix vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen. Links von ihm lagen noch weitere umgestürzte Tische, die Gegenstände, die darauf bereitgelegt worden waren, kreuz und quer am Fuß der Wand verstreut: Jagdjacken, Schrotflinten und Gewehre, Patronen und Munitionsschachteln. Sie hatten nicht einmal genug Zeit gehabt, um sich zu bewaffnen.
    Adam zog eine der größeren Jacken heraus, wickelte ein halbes Dutzend der Schrotflinten darin ein und hob das Paket an den Ärmeln hoch. Schwankend unter der Last der ungewöhnlichen Fracht, durchquerte er das Foyer und ging nach draußen an die frische Luft. Gierig saugte Adam den Sauerstoff in seine Lunge, der wenigstens nicht bis zum Rand mit Tod gesättigt war. Dann hielt er auf den Truck zu, riss die Beifahrertür auf und schob die Gewehre in den Fußraum. Ohne innezuhalten, ging er zurück und stopfte so viele Munitionsschachteln in die Jacke, wie nur hineinpassten, lief wieder zu dem Truck und warf das Paket auf den Haufen Stahl und das polierte Holz vor dem Beifahrersitz. Er schüttelte immer noch den Kopf, als er auf den Fahrersitz kletterte und die Tür hinter sich zuschlug.
    Ganz egal, was Phoenix glaubte, er hätte sie retten müssen. Und diese Last hatte er für den Rest seines Lebens zu tragen. Ihr Blut klebte an seinen Händen.
    Phoenix kletterte durch die offenstehende Beifahrertür ins Führerhaus, zog die Tür leise zu und setzte sich neben ihn. Die Wunden, welche die Vögel ihm am ganzen Körper beigebracht hatten, waren vollkommen verheilt, als wären sie nie da gewesen. Der Anblick erinnerte Adam an die Bauchwunde, die Krieg ihm zugefügt hatte. Auch er hatte davon nur eine kaum sichtbare Narbe zurückbehalten. Phoenix hatte zweifellos sehr besondere Fähigkeiten, doch jetzt schienen sie – zum ersten Mal, seitdem Adam ihm begegnet war – schwer auf ihm zu lasten. Seit der Nacht ihrer Belagerung waren Phoenix’ Lächeln und seine staunenden Kinderaugen verschwunden, doch die eigentliche Veränderung reichte weit tiefer. Etwas fraß den Jungen von innen her auf, und er schien nicht gewillt, sich so weit zu öffnen, dass irgendeiner aus ihrer Gruppe ihm hätte helfen können.
    »Es geht mir gut«, sagte Phoenix.
    »Kannst du jetzt auch schon Gedanken lesen?«
    »Ich habe es an deinem Blick gesehen.«
    »Du bist ein schlechter Lügner.«
    »Und du bist nicht der Einzige, der eine Last zu tragen hat.«
    »Du hast mir mit meiner sehr geholfen. Es wäre nur fair, wenn ich den Gefallen erwidern könnte.«
    »Es gibt nichts, mit dem irgendjemand mir helfen kann«, sagte Phoenix, der immer noch die Dunkelheit in sich spürte, die er so bereitwillig eingelassen hatte. Die Kreatur, die einmal der Priester und Anführer des Schwarms gewesen war, hatte Missy angegriffen, aber es war weit komplizierter als das. Er war bereit gewesen zu bereuen, selbst in seiner Reptiliengestalt, aber Phoenix hatte ihn mit dieser neuen Gabe, die seine Wut in ihm erweckt hatte, kaltblütig eingeäschert. Und dieser schwarze Samen war nicht nur weiterhin in ihm – er begann zu keimen und streckte seine Wurzeln aus, sogar bis in Phoenix’ Gedanken. Seine Visionen waren nie besonders heiter gewesen, aber jetzt waren sie regelrecht finster und verschlagen.
    »Wenn du reden willst, ich bin da«, war alles, was Adam als Antwort einfiel. Er wusste,

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