Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
Vom Netzwerk:
sollen. Jeder seiner Reiter hatte die ihm bestimmte Aufgabe erfüllt. Tod hatte seine Mitstreiter erschaffen und seine Armee aufgestellt. Pests Moskitos hatten die Seelen der Erretteten von denen der Verdammten getrennt, und Hungers Heuschreckenschwärme hatten das Ihre getan, um sie wiederzuerwecken. Krieg hatte den Schwarm, das Racheheer Gottes, gegen die Überlebenden geführt und die ihm zugeteilte Aufgabe vollbracht, auch wenn er dabei getötet und seine Armee vernichtet worden war. Sie hatten die Schlacht geschlagen, für die sie erschaffen worden waren – und ob gewonnen oder verloren, das Gottesurteil hätte damit vollstreckt sein sollen. Doch Tod konnte nicht zulassen, dass es so endete. Gott hatte sich eingemischt und ihn betrogen. Er hatte die Regeln geändert, und deshalb war es nur gerecht, wenn Tod nun nach seinem eigenen Gutdünken verfuhr. Er würde aus seinen Fehlern lernen.
    Die Tiere halfen den Überlebenden. Also mussten alle niederen Lebensformen restlos aus der Gleichung entfernt werden. Er wusste von den fliegenden Pferden, welche die Männer am Ufer des Sees in letzter Sekunde gerettet und über den halben Kontinent gebracht hatten. Durch Kriegs Augen hatte er auch die weißen Falken gesehen, wie sie sich auf den Anführer seiner Armee gestürzt hatten, hatte seine Schmerzen gespürt, als sie mit ihren Schnäbeln und Klauen und dem Blut seines Gegenspielers Kriegs Rüstung zerstört und sein Fleisch in Fetzen gerissen hatten. Dank des Schnees hatten sie sich unter freiem Himmel versteckt halten können. Die Vögel und der Sturm waren jetzt zwar nur noch eine Erinnerung, doch wenn er in die Zukunft blickte, wusste er, dass etwas Ähnliches nie wieder geschehen durfte. Die Zeit war gekommen, seinen Plan in die Tat umzusetzen und diese Variable zu eliminieren, jegliche Einmischung von außen von jetzt an zu verhindern.
    Sich dem Herrn zu widersetzen und seinen Einfluss zu unterbinden.
    Die Bestien, die sie in den Kellern ihres dunklen Turms erschaffen hatten, brüllten in Erwartung der vor ihnen liegenden Aufgabe, während sie die Stadt hinter sich ließen und hinaus Richtung Osten in die Prärie marschierten, den Fußspuren des Schwarms folgend, flankiert von den Schädelfackeln der Toten, die ihren Brennstoff – menschliches Fett – längst aufgebraucht hatten und erloschen waren. Wo einst ein goldenes Meer aus Getreidefeldern wogte, spross jetzt undurchdringliches Gestrüpp mit Dornen, die so scharf waren, dass sie mit Leichtigkeit bis auf den Knochen schnitten, wie an den Fetzen vom Fell mutierter Tiere, die überall hingen, und den verrottenden Kadavern, welche die bösartige Vegetation mit ihrem Blut nährten, zu erkennen war.
    Krieg erklomm eine Anhöhe und ließ Bote im Kreis gehen. Überall am östlichen Horizont hatte das Gestrüpp das Farmland und die zugehörigen Häuser überwuchert, bedeckte Holzwände und Dächer und ließ nur hier und da ein paar Dachschindeln und Schornsteine frei als Zeugnis, dass sie überhaupt einmal existiert hatten. Es war eine aggressive Pflanzenart, aus deren dicken Stämmen spiralförmig ineinander verknotete Zweige mit ausladenden Blättern und rasiermesserscharfen Dornen wuchsen, die sich jetzt, nach nur wenigen Tagen, mehr als mannshoch über den Boden erhoben. Im Norden und Süden fochten die Vorstädte einen aussichtslosen Kampf gegen die näher rückende Vegetation, die bereits Zäune und Gärten der Miniaturanwesen verschlang. Im Westen ragte der schwarze Wolkenkratzer über der grauen Asche der Innenstadt auf, und auch hier war der Rand des Explosionskraters schon von mutiertem Gestrüpp bedeckt. Tod konnte nur rätseln, welche Tierarten es geschafft haben mochten, sich an das Leben in dem unwirtlichen Unterholz anzupassen, und jetzt unter der dicken Decke aus Nesseln verborgen umherhuschten. Doch letztlich war es egal, denn schon bald würden sie alle tot sein.
    Seine Untergebenen folgten Pest und Hunger die Anhöhe hinauf, schossen dabei immer wieder nach links oder rechts und schnappten selbst nach Pflanzenranken, die sich im Wind bewegten. Sie waren wie tollwütig, kannten kein Zögern, bei weitem mehr Tier als Mensch. Ihre Leiber von drahtigen Haarbüscheln bedeckt, die sich auf den breiten Köpfen zu einer langen Mähne erhoben, liefen sie, den Schädel tief zwischen die grotesk verrenkten Schultern gesenkt, dahin, wobei ihre langen, klauenbewehrten Arme so weit nach unten hingen, dass sie beinahe den Boden umgruben. Mit schwarzen,

Weitere Kostenlose Bücher