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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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dass die Dämonen, mit denen Phoenix rang, weit jenseits seines Verständnisses lagen. Er hatte gesehen, was der Junge getan hatte, wozu er fähig war. Adam war entsetzt darüber, und er konnte sich nur ansatzweise vorstellen, wie sehr es den Jungen belasten musste.
    Phoenix nickte beschwichtigend, was Adam als Hinweis nahm, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
    Beim zweiten Versuch sprang der Motor an, und Adam fuhr rückwärts auf den blutverschmierten Parkplatz hinaus. Er brauchte ein paar Versuche, um den Anhänger in die Richtung zu rangieren, die er wollte, aber er bekam den Dreh schließlich raus, dann jagte er die Maschine hoch und brach durch das verbogene Gittertor, das krachend hinaus auf die Straße schlitterte. Den Hinweisschildern der Großhändler folgend, machten sie sich auf den Weg zu den großen Lagerhäusern. Der Umweg über das Hotel hatte sie ihren Zeitpuffer gekostet, und sie mussten sich beeilen. Sie brauchten Essensvorräte und ausreichend Holz, um ihre arg mitgenommenen Verteidigungsanlagen wieder instand zu setzen. Der wichtigste Teil ihrer Ausrüstung lag jedoch schon klappernd zu Phoenix’ Füßen.
    Eine Einfahrt links von Adam zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er trat auf die Bremse, und sie blieben stehen.
    Sie würden nur noch mehr kostbare Zeit verlieren, aber sie mussten hier Halt machen. Adam blickte zu Phoenix hinüber.
    »Es ist das Richtige«, sagte der Junge.
    Adam setzte den Laster wieder in Bewegung, fuhr die kurze Auffahrt entlang durch das offenstehende Tor hindurch und hinein in einen Ozean aus weißem und grauem Marmor.

VIII
     
    IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
     
    Tod ritt in der Mitte der Straße durch die verwüstete Stadt. Trümmer lagen zu beiden Seiten aufgetürmt, dort, wo die Gebäude in sich zusammengestürzt waren, zerbröselt zu einem Wirrwarr aus Betonbrocken und verbogenen Stahlträgern, während der Wind Zementstaub über den Asphalt blies, als wäre es frisch gefallener Schnee. Luxuswie Billigläden teilten dasselbe Schicksal, und ihre Auslagen verrotteten unter dem gleichgültigen Gewicht von Ziegeln und verbranntem Holz. Ampelanlagen waren aus ihren zerstörten Fundamenten gekippt und versperrten, umgeben von roten, gelben und grünen Splittern geschmolzenen Kunststoffglases, die Kreuzungen, deren Verkehr sie einst geregelt hatten. Die Druckwelle der Explosion hatte Autos in alle möglichen Richtungen geblasen, die verbeulten Wracks lagen auf der Seite, manche auf der Motorhaube, andere standen noch mit den Reifen nach unten, von dem geschmolzenen Gummi am Boden festgeklebt. Brücken waren zu gigantischen Vs eingestürzt – geborstener Beton, die Stahlarmierung freigelegt wie Knochen bei einem offenen Bruch. Fahrbahnen waren in die darunterliegende Kanalisation und Tunnel gestürzt und hatten gähnende Schluchten aus gezacktem Stein und zerfetztem Asphalt hinterlassen.
    Er konnte jene riechen, die darunter eingeschlossen waren, wo der Schwarm sie nicht hatte erreichen können und ihre Leichen sich langsam verflüssigten. Zusammen mit den auf den Straßen verteilten Fäkalien des Schwarms roch die Luft wie in einem Zoo, nachdem eine Seuche sämtliche Tiere dahingerafft hatte.
    Das Geräusch von Botes klappernden Hufen hallte durch die menschenleeren Straßen, während das skelettierte Pferd sie unter der Mittagssonne nach Osten führte. Die Reittiere von Pest und Hunger, die Tod flankierten, folgten mit gebührendem Abstand und etwas weniger geräuschvoll. Ihre Reiter waren in Kutten gekleidet, deren Kapuzen tief ins Gesicht hingen und nichts als die darunterliegenden Schatten erkennen ließen. Hunger krallte sich mit seinen weißen Fäusten in Geißels Stachelmähne fest, während Pest den schlangenartigen Tentakeln, die sich von Ernters Hals erhoben, gestattete, unter die Ärmel ihrer Kutte zu kriechen und sich um ihre Handgelenke zu wickeln. Tod hingegen war es müde, sein Gesicht vor dem Herrn zu verbergen, und ritt unverhüllt, sodass der Göttliche die schwarzen Schuppen auf seinem breiten, vipernähnlichen Kopf sehen konnte. Die Vernichtung des Schwarms, seiner Armee, machte ihn rasend. Die letzten Überlebenden der Menschheit hätten leichte Beute für sie sein sollen. Stattdessen fand er sich jetzt in einer Lage wieder, die er niemals auch nur in Betracht gezogen hatte. Er hatte eine Niederlage erlitten, und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als noch einmal von vorn zu beginnen.
    Eigentlich hätte die Schlacht jetzt vorüber sein

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