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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Etwas wand sich unter dem durchsichtigen Lid hervor und kroch über den Augapfel. Adam stieß ein paar unverständliche Worte hervor, taumelte nach hinten und fiel schließlich der Länge nach auf den Rücken. Sofort rollte er sich zur Seite und sog die vergleichsweise frische Luft in seine Lunge, bis er schließlich auch das T-Shirt von seinem Mund zog.
    Er hatte das Gefühl, als wäre er selbst über und über von diesen Insekten bedeckt, als würden sie über jeden Quadratzentimeter seiner Haut kriechen.
    »Übergieß sie damit«, sagte er schließlich zu Mare, der mit einem Reservetank voll Benzin in jeder Hand ein Stück abseits bei den anderen stand. Sie hatten so viel von dem Tank der alten Zugmaschine abgelassen, wie sie konnten, ohne ihn völlig zu leeren, denn es war nur zu offensichtlich, dass der Truck nun das einzige verbliebene Transportmittel für ihren Exodus war.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte Mare und ging langsam auf das Wasser zu. »Nichts kann so viele Tiere so schnell töten.«
    »Es waren die Moskitos«, sagte Ray. Sein Geruchssinn war als Ausgleich für den Verlust des Augenlichts um ein Vielfaches schärfer geworden und zwang ihn, weit abseits im Eingang der Höhle stehen zu bleiben. »Aber das waren auch keine normalen Moskitos, oder?«
    »Es ist eine Botschaft«, sagte Phoenix, der gerade mit Missy an der Hand aus dem Tunnel kam und die Höhle betrat. Ihre Augen waren immer noch ein wenig geschwollen, aber sie hatte es geschafft, wenigstens ihre Tränen wegzuwischen.
    »Ich muss zugeben«, meinte Mare, während er die Kanister aufschraubte, »sie ist kaum zu übersehen.«
    »Und wie lautet die Botschaft?«, fragte Evelyn, als sie ihre Stimme endlich wiedergefunden hatte. Der Anblick, der sich ihren Augen bot, war zutiefst schockierend und erschütterte sie bis in ihr Innerstes. Es sah aus wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch, eine Seelandschaft in der Hölle. Evelyn wusste genau, wie die Botschaft lautete. Es stand überdeutlich in die Gesichter der anderen geschrieben, aber sie brauchte jemanden, der es für sie aussprach, denn die Bedeutung der Botschaft ängstigte sie zu Tode.
    »Es ist Zeit, von hier wegzugehen«, sagte Jake. Das schien alles zu sein, was er sagen konnte. Er stand allein, die Arme um die Brust geschlungen, als wäre ihm kalt, obwohl die Sonne bereits über dem See aufgegangen war und den Strand mit ihren Strahlen aufheizte.
    Mare übergoss die grauenhafte Ansammlung von Tierkadavern mit Benzin und verband die Scheiterhaufen mit dünnen Rinnsalen. Sie hatten nicht genug Treibstoff, um sie alle zu verbrennen. Bei weitem nicht genug. Die Kadaver erstreckten sich so weit nach Norden, wie er sehen konnte. Im Süden wurden sie von der Brandung gegen die Felsen geschleudert, Welle um Welle wurden sie gegen die scharfkantigen Klippen gedrückt und wieder fortgerissen, nur um sogleich von neuem aufgespießt zu werden. Graues Fleisch trieb auf den Wellen. Es ging eher um die Zeremonie des Verbrennens als darum, ihre sterblichen Überreste restlos zu beseitigen. Zumindest würde es direkt vor dem Eingang ihres Zuhauses keinen Teppich verwesender Leichen geben, der zweifellos die gesamte Höhle mit seinem entzückenden Aroma erfüllt hätte. Selbst der Gestank giftiger Chemikaliendämpfe war weitaus besser als das.
    Adam ging zu einer der Gruben, deren Feuer den Seetang erwärmte. Zuvor hatte er den Deckel heruntergezogen und einen der Holzpflöcke in die sterbende Glut gesteckt. Jetzt zog er ihn heraus und hielt das glühende Ende hoch; kleine Flammen züngelten daraus hervor. Adam ging zurück zu dem toten Pferd. Er hielt seine Fackel an die Hinterläufe des Tieres und beobachtete, wie die blauen Flammen sich über den Kadaver ausbreiteten. Die Insekten, die immer noch an dem toten Fleisch fraßen, kreischten eine schiere Ewigkeit, bis sie endlich zuckend und brennend aus den Flammen hervorkamen, in sich zusammenschrumpften und als schwarze Klümpchen im Sand liegen blieben. Das Kreischen erstarb, während das Feuer nach beiden Seiten weiterraste, begierig, die Masse an toten Tierleibern zu verzehren. Dicker, schwarzer Rauch breitete sich über dem Strand aus.
    Mare warf die leeren Kanister in Richtung des Höhleneingangs und stellte sich neben Adam, der durch die immer höher werdenden Flammen auf den Horizont starrte. Ganze Schwärme von Aasvögeln zogen über ihnen ihre Kreise wie ein Tornado aus Federn. Einige der bunt gefiederten Tiere stießen noch einen

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