Legionen des Todes: Roman
Feuerstelle führten.
Auch wenn Phoenix sie nicht sehen konnte, hätte er ihre Stimme immer und überall erkannt. Er war so in seine eigenen Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie Missy die Höhle betreten hatte.
Phoenix schniefte und versuchte sich die salzigen Tränen von den Wangen zu wischen, auch wenn Missy sie in der Dunkelheit ohnehin nicht sehen konnte. Es folgte eine lange Stille, dann redete Missy weiter.
»Ich habe dich mit Evelyn gesehen.«
Phoenix wartete darauf, dass sie fortfuhr. Er hatte den Unterton in ihren Worten gehört, aber ihre Bedeutung entzog sich ihm.
»Liebst du sie?«
»Natürlich«, erwiderte Phoenix leise. Er hörte, wie Missys Atem kurz aussetzte, weil er ihre schlimmsten Ängste bestätigt hatte.
»Das ist alles, was ich wissen wollte«, sagte sie mit zitternder Stimme. Missy erhob sich von ihrem Platz oben auf dem Felssims, und eine Kaskade von Kieselsteinen ergoss sich auf den steinernen Höhlenboden tief darunter.
Dies war die perfekte Gelegenheit, sie zu vertreiben, Missy endgültig dazu zu bringen, dass sie ihn hasste, doch er konnte die Aura des Schmerzes nicht ertragen, die von ihr ausging. Phoenix konnte beinahe spüren, wie ihr Herz brach, und am liebsten hätte er sich dafür in die glühenden Kohlen geworfen. Was war aus ihm geworden, sie derart zu verletzen? Noch bevor er wusste, dass er etwas sagen würde, hörte er, wie seine eigene Stimme von den Felswänden widerhallte.
»Warte.«
Das Geräusch ihrer Schritte verstummte, auch wenn er hören konnte, dass Missy sich nicht umgedreht hatte.
»Bitte«, sagte er flüsternd, »geh nicht …«
»Was willst du von mir? Hast du mir nicht schon genug wehgetan?«
Ihre Worte schnitten in sein Herz wie Klingen aus Eis. Es war genau das, was er hatte erreichen wollen, aber es aus ihrem eigenen Munde zu hören, war das Schlimmste, das er jemals hatte ertragen müssen.
Er stand auf und ging auf die Stufen zu, ganz leise, damit er ihre Schritte hören würde, falls sie sich doch noch entschloss wegzurennen, aber sie blieb, wo sie war. Ihr Atem rasselte, vor Tränen, vor Schmerz. Sie war so stark, so unglaublich stark. Als er bei ihr war, wollte er nichts mehr, als ihr zu sagen, wie unendlich leid es ihm tat, doch er hielt seine Worte zurück und blieb stumm.
»Du hättest es mir sagen sollen«, murmelte Missy. »Auf diese Weise wäre es viel leichter gewesen, als euch beide zu sehen … zusammen. Zu sehen, wie du ihr die Blume gibst. Ich dachte …« Sie unterdrückte ein Schluchzen, bevor es sich aus ihrer Brust befreien konnte. »Ich dachte, du wärst anders. Besonders. Aber das bist du gar nicht, oder? Du bist genau wie alle anderen. Du wolltest nur mit mir zusammen sein, bis du … bis dir eine Hübschere über den Weg läuft. Jemand … der klüger ist als ich.«
»Hübscher?«, sagte er flüsternd. »Du bist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.«
»Du lügst. Das ist nichts als eine Lüge.«
»Nein«, erwiderte Phoenix und wollte ihre Hand nehmen, aber Missy zog sie weg.
»Ich habe dir alles gegeben. Alles, was ich habe. Alles, was ich bin . Aber das war dir nicht genug, richtig?«
»Es war mehr, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte.«
»Und trotzdem war es nicht genug. Willst du immer mehr, als du haben kannst? Du hattest mich . Mein Herz und meine Seele. Du hattest mich, und dann wolltest du Evelyn. Siehst du nicht, dass sie in Adam verliebt ist?«
»Natürlich.«
»Und? Kannst du es nicht ertragen, dass sie ihn mehr will als dich?«
»In meinem Herzen sehne ich mich nicht nach Evelyn. Ich liebe sie, aber nicht so, wie ich dich liebe.«
»Sag das nicht. Ich hab dich mit ihr gesehen. Ich hab dein Gesicht gesehen, als du ihr die Blume gegeben hast.«
»Es war mehr als nur eine Blume. Es war ein Geschenk, ein sehr wichtiges Geschenk, nur für sie bestimmt. Ich … ich habe für jeden von euch ein Geschenk. Einen Teil von mir. Einen kleinen Teil meiner selbst, den ich euch gebe.«
»Und was hast du für mich? Kummer? Ist das mein Geschenk?«, fragte Missy höhnisch. »Was hast du Evelyn gegeben?«
Phoenix schwieg einen Moment lang.
»Ich... ich gab ihr das Geschenk des Lebens«, sagte er schließlich. »Dein Geschenk ist etwas weitaus … Spezielleres.«
Missy drehte sich um und schaute ihn durch die Dunkelheit hindurch an. »Warum behandelst du mich dann so? Warum schiebst du mich ständig weg, wenn alles, was ich will, ist, bei dir zu sein?«
»Ich möchte dir nicht
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