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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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blitzte vor ihm auf und gewährte ihm einen kurzen Blick auf – wie er selbst überrascht war herauszufinden – ein Kind. Langes, weißes Haar flatterte vor einem von Rinnsalen aus Blut überzogenen Gesicht. Der Kopf bog sich ruckartig nach hinten, der Mund war zu einer Grimasse des Schmerzes aufgerissen. Tränen verdünnten das Blut zu einem Ton, der dem seiner rosafarbenen Augen glich. Schließlich sank das Kinn auf seine schmale, bleiche Brust. Alles war still. Er bewegte sich nicht mehr. Der Wind blies Strähnen verknoteten Haares über das Gesicht, wo sie mit dem Blut verklumpten.
    Zwei Reihen messerscharfer Zähne zerrissen Tods Gesicht zu einem Grinsen. Er öffnete die Augen, und scharlachrotes Licht ergoss sich in den Raum wie Blut, erhellte die Knochenhaufen, die über den Boden verstreut waren. Er lehnte sich zurück auf seinem Thron aus menschlichen Skeletten, diesem teuflischen Mahnmal für die Gefallenen, und suchte die Schatten ab nach jenen, die dort auf seine Befehle warteten. Das Zelt aus Menschenhaut, das seinen Thron überspannte, erstrahlte in rotem Licht, leere Augenhöhlen starrten ihn aus zerschmetterten Schädeln flehend von jenseits des Grabes an.
    Pest und Hunger standen an beiden Seiten des Durchgangs, den Rücken zur Wand gedreht. Sie waren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre Insekten waren fast alle tot, sie selbst kaum noch mehr als leere Hüllen, ihre Lebenskraft nahezu aufgebraucht. Doch Tod wusste, dass er sie noch brauchen würde. Gott hatte sich gegen ihn verschworen, und er würde jede Hilfe brauchen, die er bekommen konnte.
    Sie folgten seinem stummen Ruf und durchquerten den Raum. Knochen zersplitterten krachend unter ihren Füßen, ein Geräusch wie Glasscherben, die zu Sand zermahlen werden. Sie legten ihre Hände an den Fuß des Throns und knieten nieder, jeder auf einer Seite ihres Herrn, dann schoben sie ihre Kapuzen zurück und neigten den Kopf. Hungers alabasterfarbener Schädel schimmerte in Tods Aura, während auf Pests viel zu straffer, ledriger Haut Risse und Sprünge hervortraten wie auf dem Boden eines ausgedörrten Tümpels. Lediglich ein paar Strähnen zottigen und zerzausten Haares ragten daraus hervor, als wäre der Rest davon einer heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen.
    Tod beugte sich wieder nach vorn, spreizte seine Klauen und legte die Hände auf die Schädel seiner Untertanen. Dann drückte er gerade so fest zu, dass die scharfen Spitzen seiner Krallen die Haut durchstachen und den blanken Knochen darunter berührten. Er schloss die Augen und konzentrierte all seine Sinne, spürte, wie das Blut durch seinen Körper strömte, und leitete es von seiner Brust in die Extremitäten, durch Arme und Handgelenke, bis er fühlte, wie die Kraft in seinen Händen pulsierte. Rauch stieg in dünnen Schwaden von ihrer Kopfhaut auf, aber keiner der beiden schrie, während die Kraft sich immer weiter aufbaute.
    Tod presste seine Klauen zusammen, seine Finger durchstießen den Schädel und gruben sich in die Gehirnmasse. Pest und Hunger zuckten und schlugen wild um sich, ihre Augen wölbten sich unter dem Druck nach außen, und ihre Münder öffneten sich zu einem tonlosen Schrei. Das Einzige, was herauskam, war Rauch. Schließlich brachen sie auf dem Boden zusammen, und ihre Glieder wurden schlaff. Tods Finger waren wieder frei. Er öffnete die Augen und betrachtete die beiden leblosen Haufen zu seinen Füßen. Elektrische Ströme zuckten durch ihre Adern wie Blitze und leckten sogar über ihre geöffneten Augen. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte geglaubt, sie wären tot.
    Die Kraftübertragung hatte ihn ausgelaugt, aber er würde sich erholen. Was er ihnen gegeben hatte, war nur ein Bruchteil dessen, was in seiner Macht stand. Tod stand auf, hob die Arme und breitete sie zu beiden Seiten aus. Seine Geschwister erhoben sich in die Luft wie Marionetten an unsichtbaren Schnüren. Schlaff und bewusstlos schwebten sie, regungslos, als stünden sie mit einem Fuß bereits im Grab. Tod ließ seine Hände sinken, und die beiden begannen sich zu drehen, zunächst ganz langsam, dann immer schneller, bis sie nur noch zwei wirbelnde Kreisel waren, menschliche Tornados. Die Drehung verlangsamte sich allmählich wieder, bis die beiden Körper wieder stillstanden. Ihre Augen waren geöffnet, ockerfarbenes Blut quoll aus ihnen hervor wie Tränen.
    Tod setzte sich auf seinen Thron und ließ die beiden auf den mit Knochensplittern übersäten Boden hinab. Mit einem

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