Legionen des Todes: Roman
verhindern können und ob irgendeiner von ihnen überleben würde, um die zu begraben, die es nicht schafften.
»Nimm dir was zu essen«, nuschelte Adam, den Mund voller Seetang. »Ich glaube, wir sollten alle versuchen, ein bisschen zu schlafen, bevor es zurück auf die Straße geht.«
»Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann«, sagte Mare. »Nicht, nachdem ich diese Vögel gesehen habe. Es war so gruselig … Irgendwas an der Sache stimmt nicht. Ich habe keinen einzigen Vogel mehr gesehen seitdem, versteht ihr. Nicht einen einzigen.«
»Es ist, als hätte etwas sie alle verscheucht«, warf Jill ein. »Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, was das gewesen sein könnte.«
»Am besten denken wir erst gar nicht daran«, meinte Ray. »Es kann nichts Gutes dabei herauskommen.«
»Wir müssen vorbereitet sein auf das, was da draußen auf uns wartet«, entgegnete Adam. »Deshalb müssen wir darüber nachdenken.«
»Es ist das Feuer«, flüsterte Jill mit glasigen Augen. »Sie werden die ganze Welt niederbrennen, wenn es sein muss.«
»Wer?«, fragte Evelyn.
Jill schüttelte nur den Kopf.
»Es spielt keine Rolle«, sagte Ray. Jake war auf seinem Schoß eingeschlafen, und Ray streichelte unbewusst den Kopf des kleinen Jungen. »Was immer es ist, entweder wir besiegen es, oder wir sterben. Es hat keinen Zweck, darüber nachzudenken.«
»Danke, du Optimist«, sagte Mare, aber die Schwere von Rays Worten war ihnen allen nur allzu bewusst, ob sie es wollten oder nicht.
Phoenix nahm sich zwei Seetangblätter und ging unablässig auf und ab, während er aß. Er war einfach zu nervös. Missy blieb schließlich nichts anderes übrig, als sich neben ihren Bruder zu setzen, die Unterarme auf dem Tisch überkreuzt, das Kinn darauf gestützt. Ihre Augen waren geschlossen und der Mund leicht geöffnet. Sie sah aus, wie Phoenix sich einen Engel vorstellte. Er ging zur Besucherinformation hinüber und stellte sich vor einen Plexiglas-Schaukasten mit gesprungenen Scheiben, in dem eine Landkarte des Staates Utah hing. Ein goldener Stern und die Worte »Sie befinden sich hier« zeigten ihren momentanen Standort an. Auf der Karte war nur ein schmaler Streifen von Western Colorado abgebildet, dennoch schien es, als hätten sie noch einen langen Weg vor sich. Er fuhr mit dem Finger den Highway entlang, auf dem sie Richtung Südosten gefahren waren. Die Straße schlängelte sich noch ein bisschen dahin, dann verlief sie wieder gerade. Mehrere dünne Linien kreuzten den Highway. Sie waren mit Nummern gekennzeichnet, die ihm nicht das Geringste sagten. Als er mit seinem Finger eine gepunktete Linie erreichte, hielt er inne und schaute auf die Legende der Karte: Die gepunkteten Linien markierten einen Fußweg. Als er wieder auf die Karte blickte, war die Markierung keine gepunktete Linie mehr, sondern ein kleines Blutrinnsal, das sich von der Stelle, an der er sich seinen Finger an einem Sprung in der Scheibe aufgeschnitten hatte, einen Weg nach unten bahnte.
»Der Pfad des Blutes«, flüsterte er und zog sofort seinen Finger weg, um ihn an seiner Hose abzuwischen. Das war der Weg, dem sie folgen mussten. Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran. Und es sah ganz so aus, als würden sie die Stelle auf jeden Fall im Lauf des nächsten Tages erreichen.
Es geschah alles so schnell, und Phoenix hatte Angst, er könnte die Gelegenheit verpassen, die anderen zu retten, wenn sie sich bot.
Er ging wieder zurück zum Feuer. Adam versuchte gerade, das Benzin aus den Reservekanistern möglichst gleichmäßig auf die Motorradtanks zu verteilen, während die anderen schon dabei waren einzuschlafen. Missy schnarchte leise, ihren Kopf immer noch auf dem Tisch; Mare und Jill waren auf einen der umstehenden Tische geklettert und lagen nebeneinander unter der Decke, in der das Abendessen eingewickelt gewesen war. Ray hatte sich auf der Bank ausgestreckt, Jake lag auf ihm, während er den Rücken des kleinen Jungen streichelte, langsam und immer langsamer. Evelyn hatte ihren Kopf auf ihre gekreuzten Unterarme gelegt wie Missy, aber Phoenix konnte sehen, dass ihre Augen immer noch offen waren und sie Adam beobachtete.
Er ging zu Adam hinüber und hielt die leeren Kanister fest, während Adam sie wieder auf den Sitzbänken der Motorräder festzurrte.
»Unsere Reise beginnt jetzt«, sagte Phoenix, als sie die Arbeit erledigt hatten.
Adam blickte ihm fest in die Augen. »Was verschweigst du mir?«
»Wir werden den Highway verlassen
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