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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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an diesem Ort, in diesem Moment – mitzuteilen schien wie das Wichtigste, das er je in seinem Leben getan hatte.
    Sie blickte wieder in seine Augen und wollte eigentlich lächeln, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht beunruhigte sie.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie und zog besorgt die Augenbrauen zusammen.
    »Ja … ich wollte … ich wollte nur, dass du das weißt.«
    Evelyn drückte seine Hand. »Ich liebe dich auch.«
    Eine Last fiel von Adams Schultern, und er entspannte sich merklich.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Ja«, wiederholte er. »Ich glaube, ich war für einen Moment von meinen Gefühlen überwältigt. Meine Schutzschilde waren eine Sekunde lang runtergefahren, verstehst du?«
    »Wenn du mit mir zusammen bist, brauchst du keine Schutzschilde. Das weißt du.«
    Adam lächelte und schaute zu den anderen hinüber. Sie hatten gesehen, wie er näher gekommen war, und das als Hinweis genommen, sich für die Weiterfahrt bereit zu machen.
    »Ich bin nicht gut in solchen Dingen«, sagte Adam.
    »Du hast deine Sache gut gemacht«, erwiderte Evelyn, zog ihn an sich heran, schlang einen Arm um seine Hüfte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    Adam küsste sie auf den Scheitel und wollte gerade seine Liebeserklärung wiederholen, als sein Gehirn auf den Kopf gestellt wurde von dem, was er am Ufer erblickte. Die zuvor noch schwarzen Rohrkolben im seichteren Wasser waren wieder grün und saftig, dicker, als sie es jemals zuvor gewesen waren. Noch während er zusah, schwollen die Samenknospen an wie Hotdogs über dem Lagerfeuer, bis sie platzten und die Luft mit weißem Flaum erfüllten, der entlang dem Ufer schwebte, an dem jetzt lange grüne Grashalme aus der Asche wuchsen, und sich dann sanft auf der Oberfläche des Sees niederließ.
    »Das ist dein Werk«, flüsterte er. »Du warst das, Evelyn. Du hast sie wieder zum Leben erweckt.«
    Evelyn konnte nur den Kopf schütteln. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, während sie die Samen beobachtete, die an ihr vorbeizogen wie Schnee.
    »Du bist überwältigend.«
    Evelyn machte sich los und rannte auf den See zu. Sie stolperte, fiel auf ihre Knie und Hände. Dünne, grüne Fäden wanden sich unter ihren Handflächen hervor und schlängelten sich zwischen ihren gespreizten Fingern hindurch. Weiter oben verbreiterten sie sich zu Blättern, die sich geradezu liebevoll an ihre Handrücken schmiegten.
    »Ich kann das gar nicht glauben«, flüsterte sie und stand wieder auf. Vier längliche Flecken Gras leuchteten aus der Asche wie nachwachsendes Fell auf der Haut eines räudigen Hundes.
    Auch die anderen hatten es mittlerweile gesehen und kamen langsam näher, bis sie Evelyn umringt hatten. Alle gingen in die Hocke und streichelten das frische Gras.
    Nur Phoenix blieb zurück; er war der Einzige, der nicht überrascht war.
    Adam betrachtete den Jungen mit den rosafarbenen Augen. Die Brise zerzauste seine weißen Locken, Rohrkolbensamen umschwirrten sein Haupt, und mit einem Mal ergab alles einen Sinn. Rays zweites Gesicht. Evelyns Augen und ihr magischer grüner Daumen.
    Phoenix fing Adams starrenden Blick auf und sah schnell weg.
    Adam hatte noch gar nicht bemerkt, wie dünn Phoenix geworden war. Die Knöchel an seinen Handgelenken standen einzeln hervor, und die Wangenknochen ragten aus seinem Gesicht. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen, aber nicht, weil er in seine eigenen Gedanken versunken war, wie Adam angenommen hatte. Er gab seine Lebenskraft an sie weiter, teilte die unglaublichen Kräfte, über die er verfügte, unter ihnen auf. Und so ein zerbrechlicher Körper würde das nicht lange aushalten.
    Er brachte sich um für sie. Das wusste Adam jetzt.
    Langsam, aber sicher opferte er sich für sie.

IV
     
    Das kalte Wasser an ihren Füßen fühlte sich wunderbar an. Jill hatte gar nicht gemerkt, wie heiß es in ihren Schuhen gewesen war und wie sehr sie darin geschwitzt hatte. Ihr Kopf tat weh, und ihr Rücken schmerzte, als hätte jemand einen Knoten in ihre Wirbelsäule gemacht. Doch jetzt, in diesem Moment, konnte sie sich entspannen. Sie beugte sich vornüber, füllte ihre Handflächen mit Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Sie schrubbte den festgebackenen Ruß und Schweiß von Wangen und Stirn und genoss das Gefühl, wie das kalte Wasser ihr über Kopf und Nacken lief.
    Sie lehnte sich zurück, stützte sich auf ihre Ellbogen und schaute hinauf in den Himmel. Dann schloss sie die Augen und ließ ihr Gesicht

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