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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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von den warmen Sonnenstrahlen massieren. Sie hörte Wasser aufspritzen, dann setzte Mare sich mit einem dumpfen Plopp neben sie ans Ufer. Jill tat so, als hätte sie ihn nicht bemerkt, und wartete, solange sie nur irgend konnte, dann begann sie mit den Beinen zu strampeln und sie beide mit Wasser zu bespritzen. Kichernd setzte sie sich auf, nahm Mares Hand und zog ihn an sich.
    »Das wirst du büßen«, sagte er, schlang seine Arme um Jill und zog sie ins Wasser. Jill kreischte und wehrte sich, bis sie beide der Länge nach in den See fielen.
    Jill sprang sofort wieder auf, stellte sich mit seitlich ausgestreckten Armen hin und beobachtete, wie das Wasser von ihrer klatschnassen Kleidung tropfte, während Mare vor ihr im Schlick saß und lachend zu ihr aufsah. Jill stürzte sich auf ihn und drückte seinen Kopf ins Wasser. Sogleich kam er wieder hoch, spülte den fauligen Geschmack aus seinem Mund, grinste sein schiefes Grinsen, offensichtlich in der Erwartung der nächsten Attacke, doch Jill war bereits wieder klatschend zurück ans Ufer gelaufen. Sie setzte sich hin und klopfte mit der flachen Hand auf den Flecken neben sich.
    »Mm-mm«, sagte Mare. »Du kannst nicht einfach etwas anfangen, das du dann nicht zu Ende bringst.«
    »Aber ich habe es zu Ende gebracht. Und falls du es nicht gemerkt haben solltest: Ich habe gewonnen.«
    »Dann will ich Revanche«, erwiderte Mare, kam aus dem Wasser und setzte sich tropfend neben sie.
    »Du wirst deine Chance schon noch bekommen«, gab Jill kokett zurück, nahm seine Hände und legte sie auf ihren Schoß.
    Er konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen. Sie war tropfnass, ihr Haar hing ihr in dreckigen Strähnen übers Gesicht, und trotzdem war sie so wunderschön, sie leuchtete geradezu.
    »Du siehst aus wie ein nasser Hund«, sagte Jill. Sie betrachtete ihn kurz aus dem Augenwinkel, dann schaute sie wieder hinaus auf den See.
    »Weißt du, Schätzchen, du duftest auch nicht mehr ganz frisch.«
    Jill drückte Mares Hand und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Das war das Leben, wie es sein sollte. Und vielleicht würde es in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder so sein. Sie vertrieb die Bilder ihrer letzten Vision, in denen sie beide in den Flammen verbrannten. Jetzt war nicht die Zeit für solche Dinge. Dies war ihr Moment. Der perfekte Moment. Und sie wollte ihn nicht ruinieren.
    Jill bemerkte, wie rechts von ihr sich etwas bewegte, und schaute in Richtung des Schilfs. Noch während sie hinsah, wurden die verbrannten Stängel dicker, die verkohlte äußere Schale platzte ab, und darunter kamen grüne Stiele zum Vorschein, die sich in den Himmel reckten. Am oberen Ende bildeten sich langgestreckte Knoten, die von innen her anschwollen, bis die Stängel sich unter ihrem Gewicht durchbogen.
    »Was in aller …?«, sagte Mare keuchend, als die seltsamen Blüten explodierten und die Luft sich mit weißem Flaum füllte, der aussah wie Gänsedaunen.
    Jill lächelte und streckte beide Arme aus, um die schwebenden Bäusche aufzufangen. Dann führte sie ihre Hände an den Mund und entließ die Samen mit einem sanften Pusten wieder in die Luft zu den anderen. Die ganze Welt um sie herum schien erfüllt von dem munteren Schneetreiben. Jill sah wie hypnotisiert zu, wie manche der Federbäusche zu Boden sanken, während andere sich von der Brise weitertragen ließen. Sie fühlte sich wie in dem Traum eines kleinen Kindes, in dem es Teddybärwatte vom Himmel schneit, die sie dazu einlädt, sich auf dem weißen Polster auszustrecken und in einen wohlbehüteten Schlaf hinüberzudriften. Der Übergang war langsam und sanft vonstatten gegangen, bis Jill bemerkte, dass sie sich mitten in einer Vision befand, als die Daunenbäusche sich zu einem weißen Falken verdichteten, der sich aus einem Schneesturm heraus mit gespreizten Klauen auf sie stürzte. Seine Krallen bohrten sich in ihre Oberschenkel, dann legte er die Flügel an. Jill suchte Mares Hand, aber sie war nicht mehr da. Ganz allein saß sie am Ufer, der Schneesturm um sie herum so dicht, dass alles, was sie sehen konnte, der Falke auf ihrem Schoß war, sein Schnabel nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie blickte in diese leuchtend weißen Augen und wurde fortgetragen.
    Sie war wieder in der Höhle und saß auf dem Lehmboden in einem der Räume des Pueblos. Sie hielt ein in eine Decke gewickeltes Bündel auf den Armen, ein Baby, das Gesicht leuchtend rot, die Augen noch geschlossen. Jill gegenüber saß ihre

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