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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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den Knien in das kristallklare Wasser, während er auf einem ledrigen Seetangblatt herumkaute und hinaus in die Mitte des Sees schaute. Links und rechts ragten ganze Bündel von Rohrkolben aus dem Wasser, das sie mit den Wellen, die ihre Stängel umspülten, vor dem Feuer beschützt hatte. Je näher am Ufer die Pflanzen wuchsen, desto schlimmer hatte es sie erwischt, doch die Tatsache, dass diese hier unbeschadet überlebt hatten, war etwas ganz Besonderes. So weit das Auge reichte, war jeder Baum und jeder Strauch in der Umgebung des Sees dem Fraß der Flammen zum Opfer gefallen. Zwangsläufig drängte sich Adam eine Analogie auf: Wenn diese wenigen Pflanzen, die in der Brise hin und her wogten und ihre flauschigen Samen aus den blühenden Knospen entließen, überleben konnten, dann war es vielleicht, ganz vielleicht, möglich, dass auch sie es schafften.
    Adam schluckte den letzten Rest seiner nicht sehr sättigenden Mahlzeit hinunter, dann drehte er sich um und lief zurück ans Ufer. Alle Anspannung war von ihm abgefallen, als hätte das Wasser des Sees sie durch die aufgeweichte Haut seiner Zehen abgesaugt, und auch die anderen schienen einen ähnlichen Effekt zu spüren. Jill und Mare saßen händchenhaltend am Ufer, planschten mit ihren Füßen im Wasser und kicherten, wie es sich für ein junges Liebespaar gebührte. Missy zog an Phoenix’ Arm und versuchte ihn mit einem Augenzwinkern, das auf eine bevorstehende Wasserschlacht schließen ließ, hinaus ins tiefere Wasser zu ziehen. Jake stand am seichten Ufer und durchwühlte den Schlick nach flachen Steinen, während Ray anhand des Geräuschs mitzählte, wie viele Male sie hüpften, bevor sie zwischen den Wellen versanken. Evelyn kam Adam durch das Wasser entgegengerannt, schlang ihren Arm um seine Hüfte und ging mit ihm zurück an Land.
    »Ist es nicht wunderschön hier?«, sagte sie und beschrieb mit ihrem freien Arm einen großen Bogen. »Ich kann mir gar keinen schöneren Ort vorstellen.«
    Adam lächelte. Er liebte es, sie glücklich zu sehen, und wenn es auch nur für einen kurzen Moment war.
    »Du hast da was …«, sagte Evelyn und deutete auf seine oberen Schneidezähne. »Genau an dieser Stelle.«
    Adam kratzte mit dem Fingernagel an seinem Zahn. »Ist es weg?«, fragte er und bleckte dabei die Zähne.
    Evelyn lachte. »Sieht aus, als würde ein ganzes Blatt aus deinem Zahnfleisch wachsen.«
    »Verdammtes Kraut«, schimpfte Adam und schabte weiter mit dem Fingernagel an seinem Zahn herum.
    »Lass mich mal«, meinte Evelyn und presste ihren Mund auf den seinen, noch bevor Adam seinen Finger wegziehen konnte. Ihre Zunge spielte an seinen Zähnen, Adam öffnete seine Lippen und hieß sie willkommen. Seine Finger waren jetzt wieder frei, und er schlang beide Arme um Evelyn, während ihre Körper sich aneinanderschmiegten.
    Irgendwann trennten sich ihre Lippen wieder, und Evelyn lehnte ihre Stirn an die seine. Mit ihren unergründlichen grünen Augen sah sie ihn an, und Adam wünschte sich nichts mehr, als den Rest seines Lebens damit zu verbringen, in ihnen zu versinken.
    »Ist es jetzt weg?«, fragte er mit einem Grinsen.
    Evelyn lachte. »Nö.«
    Adam rieb sich mit dem Zeigefinger über sein Zahnfleisch und lächelte.
    »Endlich«, sagte Evelyn, ergriff seine Hand und zog ihn zurück ans Ufer.
    Er wusste, dass es Zeit war. Sie verschwendeten kostbares Tageslicht, auch wenn Adam nicht ganz verstand, warum sie es so eilig hatten, ihr Ziel zu erreichen, und insbesondere nicht, warum gerade er sich verpflichtet fühlte, sie anzutreiben. Er war wie ein Farmer, der sein Vieh zum Schlachter trieb, wobei seine Herde aus den einzigen Freunden bestand, die er auf der Welt noch hatte. Sie waren seine Familie, und unter ihnen war die Liebe seines Lebens.
    Er blickte Evelyn an, ihr Haar war dreckig und verknotet, ihr Gesicht mit Matsch beschmiert, und ein Flecken Blut, den sie noch nicht abgewischt hatte, klebte neben ihrem rechten Ohr. Und trotzdem leuchtete sie geradezu. Sie war die schönste Frau, die er sich nur vorstellen konnte. Sie war so stark, so tapfer, und sein Herz schmerzte bei der Aussicht, ihre Hand loslassen zu müssen, sobald sie das Ufer erreichten, das aufzulösen, was sich als Einziges noch real anfühlte in dieser Welt. Noch bevor er wusste, was er tat, blieb er stehen.
    »Ich liebe dich«, sagte Adam und war selbst überrascht, nicht von seinen Worten, sondern von der Ernsthaftigkeit, mit der er sie ausgesprochen hatte. Evelyn dies hier –

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