Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
Vom Netzwerk:
lung, dem auch die somalische Familie aus meinem Haus zum O p fer gefallen war. So ein Zufall! Richterin Depper hatte in all diesen Verfahren die Beschlüsse unterzeic h net, bei Leidenfrost, bei Habergeiß, bei den S o maliern unter mir, und Terror, Tränen und Traumata ve r ursacht. Mit Baphomets Betrügereien hatte sie nichts zu tun g e habt, sie war ihren eigenen Weg gegangen, von einem Kind zum nächsten, den Blick fest auf den wertschaffe n den Nimbus der Mutterschaft gerichtet, eine Madonna auf der Leiter zur Oberlandesgerichtspräside n tin. Dann hatte sie einen Aussetzer gehabt, einen Säugling entführt und i h ren Mentor zu Hilfe gerufen. Ihm hä t te sie alles erzählt, erzählen müssen. Doch einer hatte sie vorher zum Schweigen gebracht. Aber das war schon nicht mehr Teil der Story, die ich für Ruth Laukin und als Aufm a cher für den Lokalteil des Stuttgarter Anzeigers am Montag ve r fasste.
    »Und wenn Detlef Depper nicht nur sie umgebracht hat«, überlegte ich, als Richard und ich um halb zwölf im Wohnzimmer zusammenkamen, damit er meine Zahlen nachrechnete und meinen Artikel lobte, was er natürlich nicht tat. »Wenn er auch Nina Habergeiß umgebracht hat.«
    »Hast nicht sogar du das eindeutig für Suizid geha l ten?«
    Warum eigentlich? »Es hat so chaotisch gewirkt, so menschlich, dieses Herumprobieren, bis es endlich klappt. Erst der Versuch mit der Büroklammer in der Steckdose, dann die Schnitte mit dem Rasiermesser, dann der Strick … So was macht doch keiner, wenn er einen andern umbringen will. Abgesehen davon, dass ihm das Opfer so viele Gelegenheiten gar nicht geben würde.«
    »Eben.«
    »Allerdings, wenn man einen Suizid inszenieren wol l te, der auf jeden Fachmann absolut überzeugend wirkt, dann müsste man es genau so machen. Und anschließend … genau … ein paar Tage später würde man die Wo h nung abfackeln, für den Fall, dass im Zuge der Ermit t lungen im Fall Sonja Depper doch noch jemand Verdacht schöpft und die ganze Kriminaltechnik antanzt.«
    »Das wird immer Spekulation bleiben, Lisa.«
    »In Tobias’ Akte befindet sich kein richterlicher B e schluss für seine Inobhutnahme, Richard.«
    »Manteufel hat uns das doch erklärt: Die zuständige Beamtin ist erkrankt.«
    »Das heißt, sie hat den Beschluss in der Manteltasche, seitdem sie Tobias aus dem Kindergarten geholt hat?«
    »So ungefähr.«
    »Oder es hat nie einen gegeben, Richard. Nichts ist leichter, als einen Beschluss des Amtsgerichts zu fä l schen. Man kopiere den Briefkopf und unterschreibe wie üblich mit der Maschine – Depper, Richterin – und m a che dann einen Krakel drüber. Detlef Depper dürfte der Krakel seiner Frau bekannt sein. Und er beherrscht die juristische Nomenklatur.«
    »Und warum?«
    »Seine Antwort auf die Drohung von Nina Habergeiß, sie werde seine Frau als Mörderin anschwärzen. Ei n schüchterung. So nach dem Prinzip, du kannst mir gar nichts. Er holt Tobias aus dem Kindergarten und steckt ihn ins Sonnennest. Baphomet wird nicht ausgerechnet jetzt den Formalisten spielen. Depper hätte sich nur be s ser mit ihm absprechen müssen. Mir hat Baphomet nä m lich erzählt, Tobias sei von einer unbekannten Person vor dem Tor ausgesetzt worden und er wisse nicht, wer er ist. Und dann geht Depper zu Nina Habergeiß und erklärt ihr, dass sie Tobias wiederbekommt, wenn sie die Klappe hält. Und wenn nicht, dann ist Tobi das nächste Mal tot. So die Art.«
    »So die Art?«
    »Doch Nina Habergeiß kann … konnte ziemlich spe r rig werden. Sie hatte auch ihren Stolz. Sie bäumt sich auf. Sie droht ihm. Was hindert sie, der Polizei alles zu sagen über die toten Babys und dass die Richterin jetzt wieder ein Kind adoptieren will. Denn Nina Habergeiß wusste von Eliska Nemkovas Kind. Katarina und Jovana sind befreundet, Katarina hat daheim alles erzählt. Und nun kann Nina Habergeiß sogar verhindern, dass wieder ein Kind stirbt. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist es wieder wichtig, was sie weiß. Sie wird gebraucht, sie wird ein Säuglingsleben retten. Was sie nicht wusste, ist, dass Depper zu diesem Zeitpunkt seine Frau bereits get ö tet hatte. Und er glaubt, er müsse auch sie zum Schwe i gen bringen. Sie ist unberechenbar. Am Ende bezichtigt sie ihn, seine Frau und die Babys getötet zu haben. Vermu t lich ist sie ihm wegen der vielen Beruhigungsmittel kö r perlich rettungslos unterlegen gewesen. Er schleift sie ins Badezimmer … Er nimmt … Verdammt! Ich Depp! Ich

Weitere Kostenlose Bücher