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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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ein paar Beamte unterwegs, um Depper vorläufig festzunehmen.
    Eine Dreiviertelstunde später informierte er mich, dass die Polizei Depper zu Hause nicht angetroffen habe. Die Polizeidienststelle Ostendstraße sei alarmiert. Man werde das Haus der Nemkovas im Auge behalten.
    Kaum hatte ich das Handy vom Ohr genommen, hielt auch schon ein Streifenwagen bei mir. Zwei Uniformie r te stiegen aus, setzten sich die Mützen auf und fragten mich, was ich hier machte. Einen Führerschein konnte ich zwar vorweisen, aber keine Fahrzeugpapiere. Nac h dem per Anruf bei Richard geklärt war, dass ich die No belkarosse nicht gestohlen hatte, erlaubten sie mir, oder vielmehr ordneten sie an, dass ich nach Hause fuhr. Ich rollte die Stadtautobahn entlang, deren neue Fu ß gän gerampeln Samstagnacht Schwärmen von Kneipe n bummlern den Weg aus dem Gerberviertel ins Heustei g viertel und umgekehrt bahnten. Ich kurvte um die veru n glückte Ve r kehrsplanung des Österreichischen Platzes und jagte die Pferdestärken in die Immenhofer Straße. Die Ampel am Markusfriedhof war rot. Zwei Mädchen fielen auf, die mit langen Schritten von oben kamen und in die Querstraße einbogen. Hüftkurze Jacken, unter denen Pu l lover und Shirt hervorlugten, dicke Gürtel auf schwanke n den Hüften, Jeanshintern und Chucks an den Füßen, Schals und dunkle Mähnen. Hatte ich mich ve r guckt?
    Ich bog, sobald es die Ampel zuließ, hinterher, übe r holte die Mädchen und schaute in den Rückspiegel. Ta t sächlich: Es waren Katarina und Jovana. Ich bremste auf dem Fahrradweg und sprang aus dem Auto.
    Die beiden sprangen gegen die Hauswand zurück. Ka tarina fing sich als Erste. »Ach, Sie sind das. Und wir dachten schon …«
    »Was macht ihr hier? Wisst ihr, wie spät es ist?«
    Die Mädchen setzten scheinbeschämte Gesichter auf. »Wir haben die Straßenbahn verpasst.«
    »Um halb zwei fährt gar nichts mehr, was man ve r pas sen könnte! Und ihr dürft nach zehn überhaupt nicht o h ne Begleitung Erwachsener auf der Straße sein!«
    »Das gilt nur für Gaststätten und Bars und so!«, schnappte Katarina zurück.
    »Egal. Los, steigt ein.«
    Wie aneinandergeklettet rückten sie nebeneinander auf die Rückbank. Ich schlug erneut den Weg in den Osten ein.
    »Wo kommt ihr überhaupt her?«
    Die Mädchen stürzten sich in verwickelte Erklärungen einer samstäglichen Odyssee, die mit der Clique im J u gendhaus begonnen und sie über Alkoholbeschaffung ins Auto eines jungen Mannes zu einer Party in die Alte Weinsteige geführt hatte, wo er sich mit einer Dritten, die schon sechzehn sei, abgesetzt habe. Als sie bemerkt hät ten, dass ihnen ihr Chauffeur für den Rückweg a b handengekommen war, sei die letzte Strambe schon weg gewesen.
    »So geht das nicht, Katarina«, sagte ich. »Die Veran t wortung kann weder ich noch Eliska oder ihre Mutter übernehmen.«
    »Wir sind keine kleinen Kinder mehr. Wir können sehr gut auf uns selbst aufpassen!«, schrie mir Katarina von hinten an der Kopfstütze vorbei ins Ohr.
    »Aber es gibt Regeln!«, sagte ich tantig. Ich musste mich konzentrieren, denn ich hatte aus einem rational nicht nachvollziehbaren Grund statt der Stadtautobahn die stillen Halbhöhenstraßen Richtung Ostendstraße g e wählt. Vielleicht, weil ich müde war und den Weg für eine Abkürzung hielt, vielleicht auch, um nicht fünfmal am Tag dieselbe Strecke zu fahren.
    »Komme ich jetzt ins Heim?«, fragte Katarina.
    »Das kommst du sowieso!« Die Limousine schob i h ren Stern auf den von allen Geistern verlassenen Krei s verkehr des Urachplatzes. Hinter einer gläsernen Busha l testelle schlief ein kleiner Spielpark. »Bei den Nemkovas kannst du jedenfalls nicht bleiben, Katarina. Das muss dir doch klar sein.«
    »Scheiße!«, hörte ich es hinter mir zischen. »Du bist auch nicht besser als die andern!« Dann wischte mir e t was übers Gesicht und zurrte sich um meinen Hals. Ich bekam keine Luft mehr.
    Bremsen, dann Begreifen. Ich hörte mich röcheln. Meine Finger krallten sich in einen eisenhart gespannten Stoff, vermutlich Katarinas Schal. Er drückte mir den Kehlkopf ins Hustzentrum. Doch weil die Kopfstütze hinter mir die Schalstränge auseinanderhielt, konnte ich mit der halben Hand drunterfahren und gegenhalten und weiterröcheln. Aber sagen konnte ich nichts, mich nicht rühren, nicht loslassen. Katarina stemmte das Knie in den Rücken meines Sitzes und zog mit aller Gewalt.
    Wusste sie, was sie tat? Sie wusste es. Sie wollte es. Das würde

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