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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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schon die Spezialisten nehmen müssen! Gell?«
    »Den Typ mit dem roten Hintern vom Mossad? Der hat mich seit meiner Ankunft in Friedrichshafen bescha t tet!«
    Jockei lachte hustend. »Nix Mossad! Wir haben auch fähige Leutchen, gell!«
    »Hören Sie auf!«, hörte ich mich plötzlich schreien. »Sie haben es doch von langer Hand geplant! Sie haben Ardan ermorden lassen. Da hört der Spaß auf. Sie haben Richard …«
    »Stopp!« Der Vorsitzende des Mond-Clubs wurde schlagartig ernst. »Das lass ich mir it nachsagen. Ich h a be niemanden …« Er ließ den Zeigefinger an seinem Keh l kopf vorbeizischen. »Haben wir uns verstanden? Stimmt, wir haben Sie ein bisschen beobachtet. Sie ha t ten ja den Ruf, aus irgendwelchen Unfällen Mordfälle zu konstrui e ren! Aber das mit Ardan war ein unglücklicher Zufall! Sehr unglücklich! Zumindest für ihn. Er war sturzbetru n ken. Zwei Komma irgendwas Promille im Blut! Wussten Sie das? Er ist ins Fenster getaumelt, nachdem die Buben es eingeschlagen hatten. Polizeilich bewiesen! Nachg e holfen hat da niemand! Bei Ihnen, da haben wir alle r dings ein bisschen nachhelfen müssen. Das ist richtig. Aber Sie haben sich ja dann einversta n den erklärt. Ich kann Ihnen Ihre Unterschrift zeigen! Ha f tungsausschluss und all das. Und jetzt, finde ich, sind Sie an der Reihe, Ihren Vertrag zu erfüllen.«
    »Welchen Vertrag?« Ein ganz blödes Gefühl beschlich mich.
    »Schon Alzheimer?« Jockei lachte.
    »Nein, eine retrograde Amnesie! Ich weiß nicht, was man mir gegeben hat, aber ich vermute, es waren Ket a mine und Benzodiazepine. Sie entkoppeln Wahrnehmung und Erinnerung. Bei niedriger Dosierung bleibt man a n sprechbar und reagiert. Aber man erinnert sich an nichts.«
    »Interessant. Was es nicht alles gibt! Aber Sie wollen sich doch jetzt nicht wirklich darauf rausreden? Das wäre nicht fair. Darf ich also bitten? Sie haben mir ebbes mi t gebracht.«
    »Was denn?«
    Der Alte streckte die Hand aus. »Das, was Torsten hinter dem Spiegel im Abort versteckt hat. Man hat mir bestätigt, dass Sie es haben, ein gewisser David Hirsch hat es runter gemeldet. Und Sie haben es versprochen! Als Gegenleistung, wenn wir Sie raufschießen und Sie den Mord an Torsten untersuchen dürfen. Und Sie hatten recht. Es war Mord. Chapeau, Frau Nerz! Ihre Spürnase möchte ich haben.«
    »Möchten Sie nicht!«
    »Ja, schlimm, was wir haben erfahren müssen. Eine Massenmörderin auf der Artemis, eine Chinesin! Furch t bar, furchtbar. Der Ruhm ist Ihnen sicher, Frau Nerz. Er sei Ihnen gegönnt. In meinem Alter braucht man keinen Ruhm mehr. Im Gegenteil, die Preise und Ehrungen ve r folgen einen geradezu. Ich meine: Ihnen das Ihre, und mir das meine, gell? Andernfalls müsste ich …«
    An der Tür klopfte es zaghaft. Jockeis Drohung summte um die Deckenleuchte wie eine Fliege. Die ird i sche Tamara steckte den dunklen Wuschelkopf zur Tür herein. »Entschuldigen Sie, Herr Rees, aber die Press e konferenz …«
    »Momentle noch, Fräulein!«
    Tamara schloss die Tür wieder, und Jockei streckte mir gebieterisch die Hand hin.
    »Ach so«, sagte ich und fischte Torstens Foto mit den Kindern am Zeppelindenkmal aus meinen Sachen.
    Jockeis Mimik wurde tödlich.
    »Ach ja, nein!« Ich lachte, »Spässle gmacht«, und legte ihm die kleine schwarze Speicherkarte mit der Scharte im Aufkleber, die ich gleich nach meiner A n kunft hinter dem Abortspiegel in Torstens Quartier en t deckt, dann verloren und dann aus Gails Fingern mit den abgenagten Fingernägeln zurückerobert hatte, in Jockeis fleischige Hand. »Da ist alles drauf, was Tor s ten entdeckt hat.«
    »Geht doch!«, sagte Jockei, ließ die Flashcard eilig in seine Jackentasche gleiten, wandte sich nach der Tür um.
    »Aber Sie werden enttäuscht sein«, sagte ich schnell.
    »Sicher nicht«, sagte Jockei wegwerfend und legte die Hand auf die Klinke.
    »Aber Tosten hat kein Gold gefunden, keine Diama n ten. Er hat überhaupt nichts gefunden auf dem Mond. Um nicht zu sagen: Er hat das Nichts gefunden.«
    Der Vorsitzende des Mond-Clubs drehte sich langsam zu mir zurück. Seine Augen waren geschlitzt, sein Al t herrengesicht war gespannt.
    Plötzlich hatte ich es kapiert.
    »Das also war Torstens Geheimnis! Sie kennen es seit jenem ominösen Anruf Torstens, zwei Wochen vor se i nem Tod, den er von Oberpfaffenhofen nach Schloss Ratzenried hat umleiten lassen, damit er als privat gilt und nicht aufgezeichnet wird. Da hat er was gefaselt von psychologischen

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