Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
Vom Netzwerk:
sehen sich doch gleich bei der Pressekonferenz wieder!«, beruhigte uns die MTA, die mir Blut aus der Vene zapfte und mich ans EKG anschloss.
    »Ich möchte Gunter Maucher sprechen!«
    Die MTA lächelte. »Er kommt sicher gleich.«
    Erst der Arzt, der mein EKG auswertete, teilte mir mit, dass der Geschäftsführer der SSF und des Luft- und Raumfahrtbahnhofs Friedrichshafen, Gunter Maucher, noch mit der Wirtschaftsdelegation des Ministerpräside n ten in Ch i na weilte. Roboter- und Verfahrenstechnik für Fusionsreaktoren verkaufen, die entweder mit schmutz i ger Tec h nik oder nie gebaut werden würden.
    »Sie haben den Trip ja gut verkraftet«, befand der Arzt. »Ich kann Sie wieder springen lassen. Nur Auto fahren dürfen Sie in den nächsten vierundzwanzig Stu n den nicht. Ihr räumliches Sehen ist noch eingeschränkt. Da obe hent Sie ja kaum weiter als zwoi Meter luege könne, gell?«
    Eine irdische Tamara, deren Namen ich nicht verstand, erschien und brachte mir meine frühere Exi s tenz: Jeans, Sportschuhe, die Anglerweste, das T-Shirt, nach Waschmittel duftend, frische Unterwäsche, Socken. In einem braunen Umschlag von der Sorte, wie man sie nach einer Nacht im Polizeigewahrsam vorgelegt bekam, steckten meine Schlüssel, meine Ausweise, mein Di a mantohrstecker, mein Geldbeutel und mein Handy. Es war vollständig entladen.
    »Wo haben Sie das her?«
    Die irdische Tamara lächelte. Sie wirkte jünger als die lunare, auch sonniger und jungfräulicher. »Hier kommt nix weg. Übrigens, da ist Besuch für Sie.«
    Mein Herz hüpfte in selbstvergessenem Reflex, R i chard … Nein, falsch! Mein Gemüt verdampfte in vak u umkalter Enttäuschung. Jockei Rees schnaufte fleischig in den Raum.
    »Pfu ’ Gott, Frau Nerz! Willkommen auf der Erde! Na, wie habet mir des nakriegt? Einmal Mond und zurück! Heidenei, war des ein Spässle, was?«
    Ich schnappte nach Worten und verschluckte mich am Zorn. »Sie?«
    »Ja, ich. Sie dürfen sich bei mir bedanken.« Jockei lachte und kotzte, wie der Schwabe zu husten sagte.
    »Sie haben mich da hoch expediert? Sie haben mich entführen lassen? Sie haben …«
    »Nicht so voreilig, junge Dame!« Und mit einem »Lassen Sie uns doch mal kurz alleine, Fräulein« schob er die irdische Tamara aus dem Zimmer. »Sie verstehen doch ein Spässle, Frau Nerz. Oder? Stimmt schon, wir haben ein bisschen tricksen müssen, um Sie da hinaufz u kriegen. Unser lieber Richard hat ja auf Sie aufgepasst wie ein Schießhund. Von unserer Wette hat er Ihnen nichts e r zählt, wette ich … Wann auch?« Er lachte.
    »Was für eine Wette?«
    »Die ist uralt, Frau Nerz! Na ja, nicht so alt wie dem Torsten seine mit Gunter. Aber ein paar Jahre ist sie schon alt. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Frau Nerz, aber Richard ist zuweilen a weng naiv. Er glaubt, dass Gesetze dazu da sind, dass man sich dran hält. Und ich sage immer: Sie spornen nur die Phantasie an. Ich weiß nicht mehr, wie wir drauf gekommen sind, er und ich in einer langen Nacht in Oberpfaffenhofen nach e i nem anstrengenden Symposium über irgendwelche langweil i gen juristischen Fragen, die er sauspannend fand … Sie kennen ihn ja … da hab ich ihm gesagt: Die ganzen au s geklügelten Sicherheitssysteme kannst du den Hasen g e ben, ich bring dir jeden beliebigen halbwegs gesunden Menschen da hoch und gesund wieder runter, ohne Ast r o nautenausbildung und ohne dass Houston oder Oberpfa f fenhofen etwas mitkriegen. Natürlich habe ich d a mals nicht an Sie gedacht. Aber als Sie anfingen, sich für Tor s ten Veith zu interessieren … Nur, damit Sie es wissen, Ri chard war natürlich strikt dagegen. ›Das ist zu gefäh r lich! Das erlaube ich nicht!‹ So zornig habe ich ihn selten gesehen!« Jockei lachte. »Wir haben uns saumäßig g e fetzt!«
    Diesen entscheidenden Streit in der Herrenrunde auf Schloss Ratzenried hatte Richard mir allerdings woh l weislich verschwiegen.
    »Als ob er da was zu erlauben oder zu verbieten g e habt hätte«, fuchtelte Jockei weiter. »Oder, Frau Nerz? Sie als … sagt man heute noch Emanze? Sie werden mir recht geben. Heute können Männer nicht mehr einfach so über den Kopf der Freundin hinweg bestimmen, gell?«
    Ich schluckte. »Und was haben Sie getan? Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mich gefragt hätten. Sie haben einfach …«
    »Einfach ist gut, Frau Nerz. Einfach war des gwiss it. In der kurzen Zeit! Ardan weg, Sie einfangen und rauf mit der Kapsel! Einfach?« Er lachte fleischig. »Da hat man

Weitere Kostenlose Bücher