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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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dass die Entscheidungen schlecht waren, nicht die Schüler.
    Die Anwendung von Methode III im Unterricht
    Eine Lehrerin erzählte in einem unserer Kurse das folgende Beispiel, das besonders die Stufen I, II , III und IV eines Problemlöseprozesses verdeutlicht:
    Lehrerin : Ich habe ein Problem, bei dem ihr mir helfen könnt. Ihr seid zu laut, und ich muss mich dauernd anstrengen, euch zur Ruhe zu bringen. Das tue ich gar nicht gern. Zum Unterrichten brauche ich Ruhe, aber wenn ihr redet, muss ich meine Anweisungen und Erklärungen ständig wiederholen. Andererseits verstehe ich, dass ihr auch das Bedürfnis habt, miteinander zu reden. Lasst uns mal darüber nachdenken, was wir unternehmen können, um mich und euch zufriedenzustellen. Ich werde einige Lösungen vorschlagen, und ihr denkt euch auch so viele wie möglich aus. Ich schreibe die Vorschläge ohne Kommentar an die Tafel. Später diskutieren wir darüber und streichen alle, die euch oder mir nicht gefallen.
    Die folgenden Vorschläge wurden gesammelt:
    1.Wir führen eine neue Sitzordnung ein.
    2.Strafen.
    3.Wir reden immer, wenn wir es gerade wollen.
    4.Wir bekommen jeden Tag eine bestimmte Zeit zum Reden zugeteilt.
    5.Der Einzelne redet nur, wenn die anderen nicht reden.
    6.Völliges Redeverbot.
    7.Aufteilung der Klasse: eine Hälfte wird unterrichtet, die andere Hälfte darf reden.
    8.Flüstern.
    9.Es wird nur mündliche Mitarbeit im Unterricht verlangt.
    Lehrerin : Jetzt wollen wir die Lösungen durchstreichen, die uns nicht gefallen. Ich streiche Nr. 2, 3 und 9.
    (Von Schülern wird die Streichung der Nummern 2, 6 und 7 vorgeschlagen.)
    Lehrerin : Betrachten wir nun die restlichen Vorschläge. Was haltet ihr von Nr. 1, einer Neueinteilung der Sitzordnung?
    Betty : Das haben wir doch schon einmal versucht, und es half nichts.
    (Nach einer kurzen Diskussion einigt sich die Klasse darauf, auch Nr.1 zu streichen.)
    Lehrerin : Was haltet ihr davon, jeden Tag eine bestimmte Zeit zum Reden zu haben?
    (Gegen diesen Vorschlag bestehen keine Einwände.)
    Lehrerin : Was haltet ihr von Nr. 5?
    (Auch hiergegen bestehen keine Einwände.)
    Lehrerin : Es wurde noch Flüstern vorgeschlagen. Was meint ihr dazu?
    (Wiederum kommen keine Einwände.)
    Lehrerin : So bleiben in unserer Liste also noch die Nummern 4, 5 und 8. Will jemand noch etwas hinzufügen? Nein? Gut, dann werde ich die drei Vorschläge auf einen Bogen Papier schreiben, und wir werden ihn unterzeichnen. Wir nennen das einen Vertrag, das heißt eine Übereinstimmung, die vom Lehrer und der Klasse unterschrieben wird. Wir werden alle versuchen, diesen Vertrag einzuhalten und ihn nicht zu brechen.
    In diesem kurzen Problemlöseprozess bewältigte die Lehrerin einige Punkte sehr gut, versagte dafür aber bei anderen:
    1.Sie schnitt das Problem mit einer Darstellung ihrer eigenen Bedürfnisse an und gebrauchte Ich-Botschaften zur Verdeutlichung ihrer Gefühle. Diese Ich-Botschaften stellten die spürbaren und konkreten Auswirkungen des ständigen Redens jedoch nur schwach dar.
    2.Sie hätte die Schüler mehr ermutigen sollen nachzudenken, warum sie solch ein Redebedürfnis haben. Vielleicht hätte hier eine Frage weitergeholfen wie zum Beispiel: » Ich möchte besser verstehen, warum ihr so oft redet. Erzählt mir, was in euch vorgeht, wenn ihr diesen Wunsch habt.«
    3.Sie hätte für das Streichen der von ihr nicht gewünschten Lösungen ihre Gründe anführen können.
    4.Die Problemlösung hörte auf Stufe IV auf, dem Treffen der Entscheidung. Stufe V hätte folgen können und mit ihr die Überlegung, wie die Entscheidung nun in die Praxis umzusetzen sei.
    5.Eine erneute Zusammenkunft zur Überprüfung der Effektivität der Lösung (Stufe VI ) hätte eingeplant werden können.
    Methode III in der Praxis: eine aufgezeichnete Diskussion
    Hier folgt die Mitschrift eines Gesprächs zwischen einer Lehrerin und ihren 30Drittklässlern. Die Klasse hält fünf Monate lang zweimal die Woche Treffen zur Lösung von Problemen ab.
    Diese Diskussion kann als hervorragendes Beispiel dafür dienen, wie ein Pädagoge durch ausgiebiges aktives Zuhören die Interaktion von Schülern fördern kann. Es wird der Eindruck vermittelt, dass viele der Kinder an dem Problem teilhaben; es handelt sich um ein Problem innerhalb der Klasse, nicht um einen Konflikt zwischen Lehrerin und

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